Weil Kilian Wenger (22) gemessen an Kranzfestsiegen der schlechteste Schwingerkönig der vergangenen 15 Jahre ist, stellte BLICK letzte Woche die Frage nach dem Warum. Der König selber führte seine zuletzt durchschnittlichen Leistungen auf die Abschlussprüfung als Zimmermann zurück.
Doch diese Aussage lässt Thomas Klossner, der während zehn Jahren technischer Leiter von Wengers Stamm-Schwingersektion Niedersimmental war, nicht gelten: «Silvio Rüfenacht ist 1992 Schwingerkönig geworden, obwohl er mitten in einer knallharten militärischen Ausbildung gesteckt hat. Darum bin ich mir sicher, dass dieser geniale Schwinger und liebenswürdige Mensch Kilian Wenger ein anderes Problem hat.»
Wie gut Klossner den Schwingerkönig kennt, zeigt nicht zuletzt das Bild vom Oberaargauischen 2010: Damals waren es Klossner und Roland Knutti, welche den Triumphator Wenger geschultert hatten.
Als Trainingsleiter des Berner Oberländischen Schwingerverbandes ist Knutti auch heute noch regelmässig mit Wenger in Kontakt – der ehemalige Kranzschwinger leitet die Zusammenzüge am Dienstag.
Knutti: «Er ist nicht frei im Kopf»
Er sagt: «Kilian ist ein ehrgeiziger Schwinger, der nach der Niederlage beim Unspunnen noch härter trainieren wollte. Und er hat das Schwingen ganz sicher auch nicht verlernt. Aber sein Problem ist, dass sein Körper oft schon vor dem Training komplett leer ist. Zudem ist er nicht frei im Kopf.»
Und diese Tatsache führt Klossner auf Wengers neues Umfeld zurück: «Nach dem grandiosen Sieg in Frauenfeld hat sich Kilian dem Bödeli-Clan angeschlossen. Und wenn er sich nicht bald vom Anführer dieses Clans trennt, wird er beim Eidgenössischen 2013 in Burgdorf bei der Verteidigung seines Titels kläglich scheitern.»
Mit «Bödeli-Clan» meint Klossner die Trainingsgruppe mit Sitz in der Region Bödeli-Interlaken, welche von Kondi-Trainer Roland Fuchs und Manager Beni Knecht geleitet wird.
Letzterer ist in den Augen von Thomas Klossner der Hauptschuldige an der Königs-Krise: «Weil Kilian von Knecht bis zum Gehtnichtmehr vermarktet wird, muss er derart vielen PR- und Medienterminen nachkommen, dass er im letzten Jahr 40000 Kilometer mit dem Auto zurücklegen musste. Dass deshalb die Kraft und die Konzentration für den Schwingsport auf der Strecke bleiben, versteht sich von selbst.»
Der Manager zeigt sich gern vor der Kamera
Klossner hat aber noch aus einem anderen Grund ein Problem mit Knecht: «Er benutzt die Popularität unseres Königs als eigene Bühne. Als Kilian 2011 beim Zuger-Kantonalen in Cham vom Speaker begrüsst und auf den Platz gebeten wurde, kam zuerst Knecht und dann Wenger. Und bei Kilis Auftritt in der Sendung ‹Jeder Rappen zählt› setzte sich Knecht im Studio neben ihn, damit auch er seine Birne in die Kameras strecken konnte. Dabei gehört ein Manager nicht vor, sondern hinter die Kamera.»
Dann setzt der 19-fache Kranzgewinner noch einen drauf: «Das allerschlimmste ist für mich, dass Knecht von Leuten Geld verlangt, welche Kilian früher unterstützt haben. So wollte er mehrere Tausend Franken für einen halbstündigen Wenger-Auftritt im Geschäft der Freundin eines grossen Wenger-Förderers haben. Das ist nicht Schwinger-Art.»
Zum Schluss meldet sich auch noch Roland Knuttis Bruder Stefan zu Wort, der viele Jahre als erfolgreicher Kondi-Trainer bei den Schwingern in der Nordwestschweiz tätig war.
Er stellt die Arbeit von Wengers Kondi-Trainer Roli Fuchs in Frage: «Bereits zwei junge Schwinger aus der Fuchs-Trainingsgruppe mussten sich wegen einer Hüft-OP unters Messer begeben. Zuletzt hat sich auch Kilian über zunehmende Hüft- und Rückenprobleme beklagt. Deshalb sollte Fuchs seine Trainings- und Belastungsphilosophie ernsthaft hinterfragen.»
Fortsetzung folgt …