Es ist wahrhaftig dicke Post, die Tobias Krähenbühl in den Morgenstunden vom 16. März an die Adresse des Eidgenössichen Schwingerverbandes versendet.
«Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen?» fragt der 53-fache Kranzgewinner in seinem Schreiben, welches direkt an ESV-Obmann Markus Lauener und die Herren im Zentralvorstand gerichtet ist. «Nur weil einem Schwingerkönig im Blick der Kragen platzt, muss man doch nicht einknicken», haut der 33-jährige Thurgauer in die Tasten! Was ist zuvor genau passiert?
Kilian Wenger fordert am 9. März im Blick den Verband auf, den besten 120 Schwingern die Erlaubnis für die Rückkehr ins Sägemehl zu erteilen. Sechs Tage später kommt die ESV-Spitze dieser Forderung des Schwingerkönigs von 2010 nach. Krähenbühl schreibt sich deshalb regelrecht in Rage. «Ihr habt jetzt genau noch einen Tag Zeit, um Charakter zu zeigen und euren Fehler zu beheben.»
Auch Giger weicht von seiner Linie ab
Krähenbühl wird bei seinem heroisch anmutenden Vorstoss von seinem «bösen» Thurgauer-Kameraden Samuel Giger (23) unterstützt, der im «Sportpanorama» des SRF voller Überzeugung verkündet, dass er in dieser Pandemie-Zeit gegen eine Bevorzugung der Top-Schwinger sei. «Entweder dürfen alle schwingen, oder gar keiner!»
Die Worte des Zweitplatzierten vom Eidgenössischen 2016 in Estavayer erzielen bei den hohen Herren des ESV genau so wenig Wirkung wie der Brief von Krähenbühl. Stattdessen wird der Nordostschweizer Verband vom ESV aufgefordert, 26 Schwinger für die Wiederaufnahme des Trainings im Sägemehl abzugeben. Zur Überraschung vieler fungieren auf dieser Liste der bevorzugten NOS-Schwinger nun doch Tobias Krähenbühl und Samuel Giger.
Was hat zu diesem eklatanten Meinungswechsel geführt? «Ich wollte wirklich nicht auf diese Liste» sagt Krähenbühl. «Aber dann hat mir unser Technischer Leiter klar gemacht, dass in diesem Sommer vielleicht nur der Kilchberger-Schwinget stattfinden wird und das für diesen Grossanlass vielleicht nur die Schwinger selektioniert werden, welche auf dieser Liste sind. Zudem hätte sich ein Verzicht von mir negativ aufs Training meiner Kameraden ausgewirkt. Deshalb habe ich halt zähneknirschend zugesagt.»