Lyss, im Berner Seeland: Am Tag nach dem Kräftemessen am Unspunnen ist im Haus vom grossen Sieger Christian Stucki ein Familienmitglied in Gedanken beim Schlussgang-Verlierer Curdin Orlik. «Papa, was glaubst du, wie schlecht es dem Curdin nach der Niederlage gegen dich geht?», fragt Chrigus vierjähriger Sohn. «Xavier, nach einem verlorenen Schlussgang fühlt man sich nie gut. Du weisst ja, dass ich nach Niederlagen auch nicht besonders gut schlafe», antwortet der «böse» Papa.
Viel Rummel vor Stuckis Haus
Nun hat Stucki aber auch nach seinem königlichen Triumph in Interlaken nicht besonders gut geschlafen. «Ich hätte gerne ausgeschlafen, aber mein zweiter Sohn Elia hat schon relativ früh ordentlich Radau gemacht.»
Chrigu wird aber nicht nur von seinem zweijährigen Lockenkopf um den verdienten Schlaf gebracht – die Journalisten stehen vor Stuckis nagelneuem Einfamilienhaus Schlange.
Bis um 18 Uhr erfüllt er geduldig jeden Interview-Wunsch, doch dann will er sich für den Rest des Abends nur noch um die Person kümmern, die dem 1,98 m langen, 150 Kilo schweren Giganten am meisten Kraft gibt – seine Frau Cécile.
Die beiden feiern gestern ihren zweiten Hochzeitstag. Zur Feier des Tages gibts in ihrem Erlacher Stammlokal «Amtshüsli» Hecht aus dem Bielersee und ein Glas Rosé. Cécile: «Ich habe Chrigu ja schon 2007 kennengelernt. Verliebt habe ich mich aber erst bei seinem Empfang nach dem Eidgenössischen 2010.»
Wie hat der Riese das Herz der smarten Blondine erobert? «An diesem Abend hat mich zuerst ein Schwinger-Kollege von ihm angebaggert. Chrigu hat ihm dann aber ziemlich deutlich klargemacht, dass er die Finger von mir lassen soll. Damit hat er mir ziemlich imponiert ...»
In der Vorbereitung auf den Unspunnen hat Cécile zu einer speziellen Massnahme gegriffen. «Sie hat mir alle Zeitungen versteckt, damit ich mich aufgrund der vielen Storys über mich in der Favoritenrolle nicht noch mehr unter Druck setzte. Das war genau die richtige Entscheidung», lächelt Stucki und gibt seiner Herzdame einen innigen Kuss.
Grosses Bangen um den Sieg
Cécile gibt nach diesem süssen Muntermacher zu, wie sehr sie während dem Schlussgang gelitten hat. «Ich habe mitbekommen, dass Chrigu völlig übersäuerte Arme hat und nicht mehr richtig greifen kann. Deshalb hatte ich zwei Minuten vor Ablauf des Schlussgangs ernsthafte Zweifel, ob er doch noch gewinnen kann. Umso mehr geniesse ich jetzt diesen Erfolg.»
Und seit gestern lesen die Stuckis auch wieder richtig gerne Zeitung.