Top-Favorit Stucki
Er brüllt heute wie ein böser Bär!

Gross, schwer und enorm stark war Christian Stucki (32) schon immer. Aber in der Vergangenheit war der 150 Kilo Gigant im Zweikampf oft zu sanft. Doch jetzt hat ein Ex-Bob-Pilot den bösen Bären im Berner geweckt.
Publiziert: 26.08.2017 um 23:34 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:40 Uhr
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Christian Stucki gewinnt das Weissenstein-Schwinget im Juli.
Foto: KEY
Marcel W. Perren

Wir schreiben den 27. August 2016. Tommy Herzog sitzt in den Morgenstunden in der imposanten Arena von Estavayer und verfolgt mit gemischten Gefühlen den fünften Gang. Der renommierte Athletik-Trainer freut sich über seinen Schützling Pirmin Reichmuth. Der Zuger legt mit einem Sieg gegen den Glarner Roger Rychen die Basis für seinen ersten Eidgenössischen Kranzgewinn.

Gleichzeitig ärgert sich Herzog aber über Christian Stucki, welcher trotz seiner körperlichen Überlegenheit gegen den rund 40 Kilo leichteren und 14 Zentimeter kleineren Bündner Beat Clopath nichts Zählbares zu Stande bringt.

«Das gibt’s doch gar nicht. Eigentlich müsste ich dem Chrigu einmal so richtig die Leviten lesen, damit er endlich kapiert, wie stark er wirklich ist», murmelt Herzog, der in jungen Jahren selber ein paar Kränze erschwungen hat, vor sich hin.

Weil sich Herzog einen grossen Teil seines Wissens zum Thema Trainingslehre bei Stuckis Athletik-Trainer Fabian Lüthi angeeignet hat, pflegt er schon seit ein paar Jahren einen freundschaftlichen Kontakt mit Stucki. Trotzdem dauert es nach Estavayer nochmals rund neun Monate, bis er Stucki tatsächlich schonungslos die Meinung geigt.

Herzog nahm Stucki ins Gebet

«Nachdem ich den ersten Ärger über Chrigus verhaltenen Auftritt verdaut hatte, wollte ich mich eigentlich nicht mehr einmischen. Aber nach dem letzten Berner-Jurassischen kam Stucki von sich aus auf mich zu. Ich habe ihn dann während einer zwei Stunden dauernden Kaffee-Session erstmals so richtig ins Gebet genommen», erzählt Herzog.

Wie? «Ich habe Chrigu zuerst eine Frage gestellt. Ich wollte von ihm Wissen, wann er zuletzt nach einem Gang völlig ausgepumpt den Ring verlassen habe, weil er wirklich alles für den Sieg getan hätte? Darauf konnte er mir schon einmal keine Antwort geben. Meine logische Anschlussfrage war, warum er denn überhaupt den ganzen Trainings-Aufwand auf sich nehme, wenn er in wichtigen Wettkämpfen ja sowieso nicht ans Limit gehe?»

Weil Stucki auch auf diese Frage keine überzeugende Antwort auf Lager hatte, brachte es Herzog, der nach einer Kniverletzung mit 20 vom Schwing- in den Bobsport wechselte, mit einfachen Worten auf den Punkt: «Chrigu, wenn du mit deinen körperlichen Voraussetzungen und deiner genialen Technik im Sägemehl konsequent zu Werke gehst, hat kein anderer auch nur den Hauch einer Chance.  Nutz das endlich aus, verdammt noch mal!»

Stucki holt sich Kranzfestsieg am Seeländischen

Resultat: Eine Woche nach diesem «Kaffee-Kränzchen» bei Herzog in Beromünster hat Stucki in überzeugender Manier am Seeländischen den ersten Kranzfestsieg in dieser Saison erkämpft!

Und nachdem er im Juli bei seinem überragenden Triumph auf dem Weissenstein den grössten Teil seiner starken Gegner im ersten Zug aufs Kreuz gelegt hat, offenbarte er gegenüber SonntagsBlick:  «Tommy Herzog hat wie mein Athletiktrainer Fabian Lüthy einen grossen Anteil an meinen Erfolgen. Tommy hat in den Gesprächen mit mir die richtigen Worte gefunden, damit es in meinem Hirn klick gemacht hat.»

Herzog ist mit der Entwicklung von Stucki aber noch nicht ganz zufrieden: «Nachdem Chrigu am Berner Kantonalen und auf dem Brünig trotz Niederlagen gegen Kilian Wenger und Sämi Giger die Ränge 1 b belegte, wollte er diese Leistungen im Gespräch mit mir schönreden. Ich habe ihm dann klar gemacht, dass diese Auftritte in meinen Augen grosse Scheisse waren. Im Berner Schlussgang gegen Wenger hat er völlig planlos angegriffen, gegen Giger hat er wieder viel zu wenig getan.»

Damit so etwas beim Saisonhöhepunkt nicht passiert, hat Herzog Stucki in einem langen Gespräch am Freitag noch einmal so richtig für den Unspunnen heiss gemacht.

Wetten, dass Stucki heute Morgen im ersten Gang wie ein hungriger Bär auf Titelverteidiger Daniel Bösch los gehen wird?

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