Im April 1415 erobern die Berner den westlichen Teil des Aargaus. Lenzburg wird in diesem Berner Aargau zur Untertanenstadt.
Die Historie hat in der Zwischenzeit viele Wendungen genommen. Einige hundert Jahre später schicken die Berner aber wieder einen König. Und am Fusse des Lenzburger Schlosses macht sich Christian Stucki das Aargauer Schwingervolk zu Untertanen.
Sein erster grosser Auftritt nach dem Gewinn der Krone ist königlich. Dabei ist Stucki nach der langen Zeit der Ungewissheit in der Nacht vor dem Fest überaus nervös. Schweissgebadet sei er aufgewacht, erzählt er. “Ich weiss gar nicht was los war.”
Aber die Nervosität bei seinem ersten Auftritt als König ist schnell verflogen. Und Stucki zeigt vom ersten Moments an, wer Chef im Ring ist. Zum Auftakt bettet er den Lokalmatador Nick Alpiger ins Sägemehl, danach muss 160 Kilogramm-Koloss Vieira Tiago daran glauben, dann folgen die beiden Eidgenossen Joel Strebel und Andreas Döbeli.
Und im fünften Gang kommt es zu einem Duell der Jahrgänger. Stucki trifft auf Christoph Bieri. Auch von Bieri lässt sich der Berner König nicht irritieren. Aber trotz dieser Niederlage schreibt Bieri die zweite grosse Geschichte dieses Festes.
Bieri gewinnt als 29. Schwinger seinen hundertsten Kranz und tritt damit einem ganz exklusiven Klub bei. Der charismatische Aargauer hat den Schwingsport viele Jahre mit geprägt. Mit dem 100. Kranz denkt Bieri nun daran, seine Zwilchhosen an den Nagel hängen.
Daran denkt der gleichaltrige Stucki nicht. Er ist in der Blüte seines Schaffens. Im Schlussgang trifft er erneut auf Lokalmatador Nick Alpiger. Stucki muss nichts mehr riskieren und bringt den Festsieg mit einem Gestellten ins Trockene. Der Stucki-Express ist nicht zu stoppen.
Seine Regentschaft hat wegen Corona mit fast zweijähriger Verspätung so richtig begonnen. Der 36jährige strotzt vor Selbstvertrauen und bringt seine PS derart unbändig auf den Boden, dass auch in den nächsten Wochen und Monaten auf jedem Platz mit ihm zur rechnen ist.
Die erste Duftnote hat der König am Fusse des Schlosses Lenzburg gesetzt. Die nächsten Kranzfeste können kommen.
Und der lange darbende Schwingsport hat nach dem ersten Fest mit einigen hundert Zuschauern ein grosses Stück Normalität zurück.
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