Seine Familie
Sport gehört bei der Familie Glarner einfach dazu. Schon 2007 berichtete der BLICK von der schrecklich sportlichen Familie.
Matthias, Stefan und Katrin Glarner äusserten damals einen schönen Traum fürs Jahr 2010: «Stefan läuft für die Schweiz im WM-Final ein, und ich werde Schwingerkönig in Frauenfeld. Das wärs!»
«Sein Traum ist in Erfüllung gegangen. Das ist doch toll», freut sich Stefan nun, obwohl er gleichzeitig mit dem FC Thun verlor und die rote Laterne fasste.
Stefan schaffte es nie in die Nati, stand einmal für die U21 auf dem Platz. Aber er legte in der Super League eine beachtliche Karriere hin. Für den FC Zürich und Thun stand der Linksverteidiger 151 Mal auf dem Platz in der obersten Schweizer Spielklasse.
Und Katrin, die Jüngste des Trios? Als sie 15 Jahre alt war, sagte sie: «Durch Matthias und Stefan sehe ich, wie viel Einsatz und Disziplin es braucht, um im Sport erfolgreich zu sein.»
Die Fussballerin hat es mittlerweile in die NLB geschafft und spielt für die Femina Kickers Worb. Die sportlichen Gene haben die Geschwister Glarner von ihrem Papa Andreas und der Mama Heidi geerbt.
Jedoch sagt Stefan, der überhaupt nicht schwingen kann: «Von der Statur her bin ich eher nach der Mutter gekommen, während mein Bruder Matthias dem Vater nachschlägt.»
Sein Dialekt
Matthias Glarner fällt nicht nur als königlicher Schwinger auf – als Meiringer spricht er auch ein breites «Haslitiitsch». Hier ein kleines Lexikon zur neuen Amtssprache in der Sägemehlschweiz.
Ich bin der neue Schwingerkönig.
I bin dr niu Schwingerchenig.
Für mich ist ein Bubentraum in Erfüllung gegangen.
Fir min ischt ä Böbetröim in Ärfillig gange.
Nachdem ich Orlik gebodigt habe, hat es richtig geknallt.
Nahdäm i Orlik han bodiget ghäben, hets ä gherige Chlapf gän.
Nach diesem Sieg habe ich mir ein kühles Bier gegönnt.
Nahdäm Siig hani mer es cheels Beer gennt.
Tausend Dank an alle, die mich auf dem Weg zum Thron unterstützt haben.
Tüüsig Dank all dänen wan mi üf däm Wäg zum Thron underschtitzt häin.
Ich höre nicht nur gerne Ländlermusik. Ich mag auch poppige und rockige Töne.
Ig gheren nid nummen gären Ländlermusig. Mer gfallän o poppigi und rockigi Teen.
Ich habe eine sehr hübsche Freundin.
I han än bleger hibschi Frindin.
Als Bube habe ich auch Fussball gespielt.
Als Bööb hani o gschutted.
Während einem Wettkampf esse ich vor allem Hühnerbrust-Salat mit Reis.
Während emä Wettkampf isseni vor allem Heenderbruscht, Salad mid Riis.
Simon Anderegg ist mein böser Cousin.
Sime Anderegg ischt miin besä Cousin.
Seine Herzdame
Zu einem richtigen König gehört eine Königin. Diese hat Matthias Glarner bereits gefunden. Seit acht Jahren ist der Spitzenschwinger mit Bob-Anschieberin Claudia Hediger liiert.
Kennengelernt haben sie sich – wie könnte es anders sein – an einem Schwingfest. Dort war Claudia 2008 beim Berner Kantonalen in Ins eine der Ehrendamen. Glarner eroberte damals einen Kranz und wollte unbedingt, dass ihm Claudia diesen überreicht.
Das klappte bestens, weil er vor der Ehrung mit einem anderen Schwinger abtauschen konnte. Und nun ist die Ehrendame seine Herzdame. «Meine Hartnäckigkeit als Schwinger hat sich schon damals ausgezahlt», sagt Glarner in der «Berner Zeitung».
Seine Freundin Claudia hat keine Bedenken, dass sich nun nach dem Triumph von Matthias etwas ändern wird. In der «BZ» meint sie: «Abheben wird er nicht. Er ist ein ruhiger, überlegter Mensch und wird das auch bleiben.» Die beiden leben zusammen in Heimberg. «Der Alltag wird bald einkehren», ist Claudia überzeugt.
Sein Marktwert
Kranz und Siegermuni hat er abgestaubt. Doch kann der neue Schwingerkönig aus seinem Erfolg auch Kapital schlagen? Der Auftritt eines Sportlers ist für Sponsoren enorm wichtig. Sport-Vermarktungsprofi Armin Meier (46) nennt die drei goldenen Faktoren: «Erfolg, Aussehen, Rhetorik.»
Ersteres hat Matthias Glarner bewiesen. Zum Aussehen sagt Meier: «Er ist ein toller Typ und hat eine gute Ausstrahlung.» Der 30-Jährige dürfte jedoch im Gegensatz zu den jüngeren Konkurrenten ein anderes Publikum ansprechen. Ob das genauso lukrativ für Werbeaufträge ist, muss sich zeigen.
Lahme Homepage
Experte Meier erklärt, dass ein Schwingerkönig jährlich einen «hohen sechsstelligen» Betrag durch Sponsoring einholen könne. Grundvoraussetzung sei aber, dass sich ein Sportler professionell vermarkten lässt.
Ein Blick auf die Webseite des Schwingerkönigs lässt Zweifel aufkommen. Gestern Morgen ist noch nicht erwähnt, dass Glarner gewonnen hat. Auch das Interesse des Hauptsponsors Vitogaz ist nicht sichtbar. Auf der Homepage ist weder über Glarner noch eine Meldung über das Schwingfest zu lesen.
Bei Glarners Management heisst es, der Sieg müsse erst mal gefeiert werden. Erst dann mache man sich Gedanken zu einer Vermarktungsstrategie. Mehrere Anrufe von potenziellen Sponsoren seien eingegangen. Bisher unterstützen kleine regionale Sponsoren den neuen König.