Foto: Sven Thomann

Sein Vater war ein Böser, der Nachbar ein echter König
So tickt Berns neuer Schwing-Riese Adrian Walther

Die Innerschweizer werden beim Stoos-Schwinget am Sonntag von den Nordwestschweizern und Bernern herausgefordert. Im Team der «Mutzen» ragt neben Matthias Aeschbacher vor allem der blutjunge Doppelmeter Adrian Walther heraus.
Publiziert: 11.06.2022 um 20:23 Uhr
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Aktualisiert: 12.06.2022 um 09:14 Uhr
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Adrian Walther präsentiert sich in dieser Saison in bestechender Verfassung.
Foto: keystone-sda.ch
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Adrian Walther ist in Habstetten bei Bolligen BE in einem richtig elitären Umfeld aufgewachsen. Sein Vater Markus erschwang sich 1995 mit seinem berüchtigten «Links-Churz» den Eidgenössischen Kranz. Und in Walthers Nachbarschaft residierte einst ein echter König. Die Rede ist von Ruedi Hunsperger, der 1966, 1969 und 1974 den Schwinger-Thron eroberte.

Der König aller Schwingerkönige ist im August 2018 zwei Monate nach seinem 72. Geburtstag gestorben. Am Tag nach seinem Gastspiel am Glarner-Bündner am Pfingstmontag sitzt Adrian mit Hunspergers Stammhalter in der heimeligen, mit zahlreichen Schwinger-Sujets dekorierten Gaststube des Restaurant Rössli – Ruedi Hunspergers Sohn Remo (49) stösst mit einem Glas Mineralwasser auf Walthers 14. Kranzgewinn an.

«Mein Vater würde schier ausflippen vor Freude, wenn er dich in dieser Form Schwingen sehen könnte», ist Hunsperger junior überzeugt. «Du entsprichst mit deinem offensiven Kampfstil dem Idealbild, das mein ‹Päpu› von einem Schwinger hatte.»

Spitzenpaarungen Stoos-Schwinget

Mike Müllestein - Matthias Aeschbacher

Sven Schurtenberger - Michael Ledermann

Christian Schuler - Nick Alpiger

Reto Fankhauser - Patrick Räbmatter

Marcel Bieri - Adrian Walther

Stefan Arnold - Andreas Döbeli

Ronny Schöpfer - Joel Strebel

Mike Müllestein - Matthias Aeschbacher

Sven Schurtenberger - Michael Ledermann

Christian Schuler - Nick Alpiger

Reto Fankhauser - Patrick Räbmatter

Marcel Bieri - Adrian Walther

Stefan Arnold - Andreas Döbeli

Ronny Schöpfer - Joel Strebel

Blitz-Sieg über Toggenburger Königs-Anwärter

Dass der 20-jährige Hochbauzeichner im Sägemehlring tatsächlich ohne jegliche Furcht attackiert, musste am Pfingstmontag beim Kräftemessen im Glarnerland vor allem St. Gallens Top-Talent Werner Schlegel (19, dreifacher Kranzfestsieger) erfahren, der von Walther im ersten Zug aufs Kreuz gelegt wurde. Experten wie Remo Hunsperger sind sich deshalb sicher, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis der zwei Meter lange Jüngling seinen ersten Kranzfestsieg feiern wird.

Anfang Mai wäre es fast so weit gewesen. Nachdem er beim Hallenschwinget in Büren den amtierenden König Christian Stucki gestellt hatte, qualifizierte sich Adrian am Berner Mittelländischen für den Schlussgang gegen seinen Schwarzenburger Kumpel Michael Ledermann. Diese Endausmarchung wurde zum Spektakel. Walther war zwar der Verlierer, aber am Ende des Tages dennoch bestens gelaunt. «Ledermann gehört zu meinen besten Freunden. Wir haben uns schon als kleine Jungschwinger kennengelernt und trainieren heute sehr oft zusammen. Deshalb konnte ich mich über seinen Sieg so freuen.»

Die Verbindung zu YB

In der Rössli-Beiz hängt neben dem Erinnerungsfoto von Ruedi Hunsperger eine YB-Uhr. Das passt deshalb ganz gut zusammen, weil Ruedi ein leidenschaftlicher Fan der Young Boys war. Und bevor sein Sohn Remo mit 19 seine eigene Schwinger-Laufbahn lancierte und 20 Kränze gewann, durchlief er als Innenverteidiger sämtliche Nachwuchsstufen bei YB.

Zumindest einen indirekten Bezug zum 15-fachen Schweizer Fussball-Meister hat auch Adrian Walther. «Ich absolviere mein gemeinsames Kraft-und Konditionstraining mit Severin Schwander seit letztem Jahr unter der Anleitung von Tom Burri, der schon zahlreiche Erfolge als Physiotherapeut der Young Boys hatte.»

Duell gegen Zuger Eidgenossen

Der Sohn eines Zimmerei-Inhabers investiert momentan viel Zeit in den Leistungssport und daneben in seine Berufsmatura. Für Adrian die ideale Kombination: «In der Schule werde ich ja nur mental gefordert. So ist mein Körper am Abend richtig frisch fürs Schwing-Training.»

Am Sonntag dürfte Walther beim Berg-Klassiker auf dem Stoos vor allem von den gastgebenden Innerschweizern gefordert werden. Im Anschwingen trifft er auf den Zuger Eidgenossen Marcel Bieri (27), der nach einer Oberschenkelverletzung sein erstes Kranzfest in dieser Saison bestreitet. Vor 53 Jahren eroberte übrigens schon einmal ein Habstetter den Stoos – Ruedi Hunsperger siegte damals vor seinem besten Freund Fritz Uhlmann.

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