Der neue König der Sägemehl-Schweiz ist in Meiringen in einem gut behüteten Elternhaus so gross und stark geworden. Sein Papa Andreas hat die Familie als SBB-Angestellter ernährt, Mama Heidi war in der klassischen Hausfrauen-Rolle vor allem für die Erziehung von «Mätthel» und seinen Geschwistern Stefan und Kathrin zuständig.
Die Geschwister Glarner verbindet die Liebe zum Fussball: Kathrin spielt wie Stefan für den FC Thun, Matthias hat in seiner Kindheit das Tor des SV Meiringen gehütet – mit seinem bösen Cousin Simon Anderegg als Vorstopper.
«Wir haben in dieser Zeit ganz passabel gegen Widersacher gespielt, die später dann als Fussball-Profis international Karriere gemacht haben. Ich denke da vor allem an Spiele gegen den FC Dürrenast mit dem heutigen Serbien- und Ex-Basel-Star Zdravko Kuzmanovic», erinnert sich Glarner.
Aber vor allem wegen Andereggs Vater Andreas (Ex-Kranzschwinger, Bruder von Glarners Mutter) haben Matthias und Simon dann doch voll auf die Karte Schwingsport gesetzt. «Ich habe die richtige Entscheidung getroffen, als Fussballer hätte ich es maximal in die 3. Liga geschafft.»
Vor ein paar Wochen hat sich Glarner übrigens auch in einem Training mit Werner Günthör als Kugelstösser versucht. Der 2,01 Meter lange «Kugel-Werni» disqualifizierte Matthias zwar schon bei der Begrüssung: «Für die klassische Kugelstoss-Technik bist du mit deinen 1,84 m zu klein.» Trotzdem stiess der Berner Oberländer die 7-Kilo-Kugel danach auf beachtliche 12,5 Meter.
Glarner, der mit Bob-Anschieberin Claudia Hediger liiert ist, hat nach einer Lehre als Polymechaniker Sportwissenschaft studiert. Dabei hat er offensichtlich auch gelernt, wie man als Schwinger einen richtigen Formaufbau macht.
Nach einem mehr als harzigen Saisonstart hat er Ende Juli erstmals mit seinem souveränen Sieg am Berner Kantonalen so richtig zugeschlagen. Diese Gala-Form hat der als Teamleiter bei den Hasliberg-Bahnen arbeitende Glarner bis Estavayer konservieren können. Darum darf sich der «kleine Mätthel» jetzt König nennen.