Deshalb lässt Streiff trotzdem die Korken knallen
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Schwinger wurde ESAF-Letzter:Deshalb lässt Streiff trotzdem die Korken knallen

Schwinger wurde Letzter am Eidgenössischen
Deshalb lässt Streiff trotzdem die Korken knallen

Normalerweise berichten wir vorwiegend über die Sieger. Doch am letzten Tag des Jahres gehört das Rampenlicht für einmal auch den Letztplatzierten. Einer davon ist der Schwinger Dominik Streiff.
Publiziert: 31.12.2019 um 16:50 Uhr
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Aktualisiert: 31.12.2019 um 16:52 Uhr
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Eidgenössisches 2019 in Zug: Streiff verletzt sich schwer...
Foto: Sven Thomann
Daniel Leu (Text) und Benjamin Soland (Fotos)

Als der spätere Schwingerkönig Christian Stucki am Samstagmorgen zu seinem ersten Gang antritt, ist für Dominik Streiff das Eidgenössische 2019 in Zug bereits wieder vorbei. Um 8.16 Uhr muss der Schwyzer die Arena verlassen. Auf der Trage! Am Ende des zweitägigen Festes taucht er in der Schlussrangliste auf dem letzten Platz auf.

Rückblende. Streiff ist kein Spitzenschwinger. Lange Zeit ist unklar, ob es der 25-Jährige als einer von 274 Schwingern überhaupt ans ESAF schafft. Eines Abends ist er aber plötzlich da, der Brief vom Innerschweizer Schwingerverband. Darin seine Nomination für Zug. «Die Vorfreude war riesig», erinnert sich Streiff.

«Da realisierte ich: Es ist vorbei!»

Am 24. August ist es dann endlich soweit. Streiff ist beim Einmarsch der Schwinger dabei. Ein emotionales Highlight. Streiff freut sich, ist aber auch nervös. Danach muss er sich beeilen, da er auf Platz 2 den ersten Gang des Tages bestreiten darf. Sein Gegner ist Michael Ledermann, ein grosser, wendiger Schwinger.

Kurz vor Ablauf der sechs Minuten passiert es. Streiff fällt unglücklich. Merkt, dass er seinen linken Fuss nicht mehr rechtzeitig wegziehen kann. Dann knallt es. Oder wie es Streiff formuliert: «Es hät rächt chlöpft!»

Die Schmerzen sind extrem. Das Innenband im linken Fuss ist gerissen. Das Wadenbein gebrochen. «Ich habe zuerst gar nicht gesehen, dass mein Fuss in eine andere Richtung zeigt.» Streiff wird abtransportiert. Das Schwingervolk applaudiert. «Da realisierte ich: Es ist vorbei! Die ganze Vorbereitung, das stundenlange Schinden und Trainieren – und dann das.»

Sein Ziel ist das ESAF 2022

Im Kantonsspital Zug wird er gleich operiert. Um 15 Uhr kommt er aus dem OP-Saal raus und ins Krankenzimmer rein. Als erstes schaltet er den TV an und schaut sich das Eidgenössische an. «Ich lag bis Montag im Spital. Da hatte ich ja genügend Zeit, den anderen Schwingern zuzuschauen.»

Mittlerweile ist Streiff, der auch noch für die Ringerriege Tuggen aktiv ist, auf dem Weg zurück ins Sägemehl. Mit dem Schicksal hadern? Nichts für den Forstwart. «Ich bedauere einzig, dass ich die Atmosphäre nicht richtig erleben konnte.» Vielleicht klappts ja am nächsten ESAF 2022 in Pratteln. «Ja, es wäre schön, wenn ich nochmals an ein Eidgenössisches könnte. Das nächste Mal aber bitte für mehr als nur ein paar Minuten.»

Auch Jonas Weiss wurde Letzter

Der 30. Juni 2019 war ein heisser Tag. Ein sehr heisser Tag! An jenem Sonntag fand bei 35 Grad rund um Fischingen TG die Strassen-Schweizermeisterschaft der Radrennfahrer statt. Von den 80 Gestarteten kamen nur gerade 30 ins Ziel. Der Rest gab entkräftet auf. Der Sieger hiess Sébastien Reichenbach, der Letztplatzierte Jonas Weiss. «Es war wirklich eine brutale Hitze», erinnert sich Weiss, «die Gruppe, in der ich mitfuhr, wurde während des Rennens immer kleiner. Irgendwann waren wir bloss noch zu viert. Und da hinter uns der Besenwagen immer näher kam, war mir bewusst, dass ich Letzter werden könnte.»

Aufgeben kam für den 28-jährigen Aargauer trotzdem nicht in Frage. «Ich wollte unbedingt das Ziel erreichen. Egal, auf welchem Platz. Wäre das Rennen aber noch ein paar Kilometer länger gegangen, wäre auch ich vom Rad gestiegen, denn ich bekam Krämpfe und hatte einfach keine Kraft mehr.» Dass der gelernte Schreiner Letzter wurde, stört Weiss nicht im Geringsten. «Einer musste es ja werden.» Als Kind aber träumte er von Siegen und Triumphen. «Mein Ziel war es, Profi zu werden. Doch irgendwann merkte ich: Es wird nicht reichen. Heute ist der Radsport für mich nur noch ein Hobby. Aber eines, das ich sehr liebe.»

Der 30. Juni 2019 war ein heisser Tag. Ein sehr heisser Tag! An jenem Sonntag fand bei 35 Grad rund um Fischingen TG die Strassen-Schweizermeisterschaft der Radrennfahrer statt. Von den 80 Gestarteten kamen nur gerade 30 ins Ziel. Der Rest gab entkräftet auf. Der Sieger hiess Sébastien Reichenbach, der Letztplatzierte Jonas Weiss. «Es war wirklich eine brutale Hitze», erinnert sich Weiss, «die Gruppe, in der ich mitfuhr, wurde während des Rennens immer kleiner. Irgendwann waren wir bloss noch zu viert. Und da hinter uns der Besenwagen immer näher kam, war mir bewusst, dass ich Letzter werden könnte.»

Aufgeben kam für den 28-jährigen Aargauer trotzdem nicht in Frage. «Ich wollte unbedingt das Ziel erreichen. Egal, auf welchem Platz. Wäre das Rennen aber noch ein paar Kilometer länger gegangen, wäre auch ich vom Rad gestiegen, denn ich bekam Krämpfe und hatte einfach keine Kraft mehr.» Dass der gelernte Schreiner Letzter wurde, stört Weiss nicht im Geringsten. «Einer musste es ja werden.» Als Kind aber träumte er von Siegen und Triumphen. «Mein Ziel war es, Profi zu werden. Doch irgendwann merkte ich: Es wird nicht reichen. Heute ist der Radsport für mich nur noch ein Hobby. Aber eines, das ich sehr liebe.»

Raphaela Suter: «Es liefen die Tränen»

Den 23. März 2019 wird Raphaela Suter nie mehr vergessen. Schweizer Meisterschaft im Riesenslalom in Hoch-Ybrig SZ. Im letzten Rennen ihrer Karriere wurde Suter... Letzte.

«Ich wusste schon vor dem Start, dass ich zurücktreten werde. Deshalb wollte ich im ersten Lauf einfach durchkommen, damit ich zum zweiten nochmals starten kann», erzählt Suter. In Durchgang 2 ging sie dann im Edelweisshemd und mit den Lederhosen ihres Vaters an den Start. «Das war schon sehr emotional. Als ich das letzte Mal aus dem Starthaus fuhr, liefen schon die Tränen.»

Unterwegs legte sie bei ihren Trainern und ihrem Vater einen Zwischenstopp ein, um sich zu bedanken. Entsprechend lange war sie unterwegs. Mit über 44 Sekunden Rückstand wurde sie 73. und damit Letzte.

Noch bis vor wenigen Jahren galt Suter als Talent. Doch an der Junioren-SM 2015 brach sie sich das Schien- und Wadenbein im rechten Bein und riss sich das Kreuzband im linken Knie. «Ich weiss nicht, wie meine Karriere ohne den Unfall verlaufen wäre», sagt die 23-Jährige heute. «Ich bin aber froh um die Erfahrungen. Und habe in der Zeit gelernt, auf Körper und Geist zu hören.»

Im letzten Winter hätte sie realisiert, dass Zeit für etwas Neues sei. Ihr nächstes grosses Ziel: Sie möchte Hebamme werden. Dem Skisport wird sie aber trotzdem treu bleiben. Ihre Schwestern Jasmina und Juliana, die regelmässig im Weltcup starten, wird sie an das eine oder andere Rennen begleiten. Genau wie ihren Freund und Technik-Spezialisten Noel von Grünigen.

Den 23. März 2019 wird Raphaela Suter nie mehr vergessen. Schweizer Meisterschaft im Riesenslalom in Hoch-Ybrig SZ. Im letzten Rennen ihrer Karriere wurde Suter... Letzte.

«Ich wusste schon vor dem Start, dass ich zurücktreten werde. Deshalb wollte ich im ersten Lauf einfach durchkommen, damit ich zum zweiten nochmals starten kann», erzählt Suter. In Durchgang 2 ging sie dann im Edelweisshemd und mit den Lederhosen ihres Vaters an den Start. «Das war schon sehr emotional. Als ich das letzte Mal aus dem Starthaus fuhr, liefen schon die Tränen.»

Unterwegs legte sie bei ihren Trainern und ihrem Vater einen Zwischenstopp ein, um sich zu bedanken. Entsprechend lange war sie unterwegs. Mit über 44 Sekunden Rückstand wurde sie 73. und damit Letzte.

Noch bis vor wenigen Jahren galt Suter als Talent. Doch an der Junioren-SM 2015 brach sie sich das Schien- und Wadenbein im rechten Bein und riss sich das Kreuzband im linken Knie. «Ich weiss nicht, wie meine Karriere ohne den Unfall verlaufen wäre», sagt die 23-Jährige heute. «Ich bin aber froh um die Erfahrungen. Und habe in der Zeit gelernt, auf Körper und Geist zu hören.»

Im letzten Winter hätte sie realisiert, dass Zeit für etwas Neues sei. Ihr nächstes grosses Ziel: Sie möchte Hebamme werden. Dem Skisport wird sie aber trotzdem treu bleiben. Ihre Schwestern Jasmina und Juliana, die regelmässig im Weltcup starten, wird sie an das eine oder andere Rennen begleiten. Genau wie ihren Freund und Technik-Spezialisten Noel von Grünigen.

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