Curdin Orlik outet sich als schwul
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Erster aktiver Profisportler:Curdin Orlik outet sich als schwul

Schwinger Orlik outet sich als homosexuell
«Ich tue das auch für meinen Sohn»

Curdin Orlik hat einen vierjährigen Sohn. Mit ein Grund, warum er sich zum Coming-Out entschieden hat.
Publiziert: 07.03.2020 um 01:30 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2020 um 19:19 Uhr
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Curdin Orlik hat sich am Freitag als homosexuell geoutet.
Foto: Keystone

Curdin Orlik wagt das Coming-Out. Als erster männlicher noch aktiver Spitzensportler. Einer der Gründe für den mutigen Schritt: sein vierjähriger Sohn. «Ich tue das auch für meinen Sohn. Ihn will ich auf gar keinen Fall anlügen», sagt er gegenüber dem «Tagesanzeiger-Magazin». «Ich hätte mir gewünscht, bereits als Kind zu erfahren, dass es viele verschiedene Lebensformen gibt und dass jede in Ordnung ist. Aber so war es nicht.»

Vor Jahren studierte Orlik in Bern Agronomie. In der Bundesstadt lernte er eine Frau kennen. Die beiden wurden ein Paar und im Frühling 2016 Eltern. Im Sommer 2017 zog er aus und trennte sich von seiner Partnerin und erzählte ihr alles: er habe sie gern, aber es fehle etwas. Jetzt wohnt Orlik in Rubigen BE, in der Nähe seines Sohnes. Den sieht er jedes zweite Wochenende und in den Ferien.

Ein ebenfalls wichtiger Bezug in Orliks Leben, ist seine Mutter. Von ihr hat er das Helfer-Syndrom. Curdin übernimmt sich des öfteren. In seiner Kindheit spielte Curdin neben seinem Bruder Armon mit den Mädchen aus der Umgebung.

«Ich wollte unbedingt eine Freundin»

Schon früh sollte er als Gigolo gelten. Wenn er mit Freunden unterwegs war, versteckte er sein wahres Ich, schaute den Frauen extra hinterher. Innerlich ist er hin und her gerissen. Gegen aussen ist er der Frauenheld. Er sagt: «Ich konnte nicht zulassen, dass ich anders bin. Ich wollte unbedingt eine Freundin.»

So ist es auch Curdin, der als erster im Hause Orlik eine Freundin mit nach Hause bringt. Da war er 15 Jahre alt. Später sollten weitere Freundinnen folgen. Aus einer Beziehung wird ein Sohn geboren. Bis er sich im Alter von 27 Jahren getraut, allen zu sagen, dass er homosexuell ist. (red)

Die Leute in Landquart GR loben Orliks Mut
1:36
Nach Outing von Schwinger:Die Leute in Landquart GR loben Orliks Mut
Es wird Nasenrümpfen geben

Ein Kommentar von Emanuel Gisi

Hut ab vor Curdin Orlik. Der Eidgenosse outet sich als erster aktiver Schweizer Sportler als schwul. Das braucht Mut.

Und es verdient vor allem grossen Respekt. Wer sich in der konservativen Welt des Schwingens hinstellt und erklärt, Männer zu lieben, sorgt erst einmal für ein Erdbeben.

Ein schwuler Schwinger? Das hätten bis vor kurzer Zeit ganz viele Zwilchhosen-Freunde nicht für möglich gehalten. Wir brauchen uns auch nichts vorzumachen: Anfänglich wird es auf den Zuschauerrängen und auch beim einen oder anderen konservativen Funktionär Stirnrunzeln und Nasenrümpfen geben. Auch wenn die Sonntagspredigten, die in den nächsten Tagen erschallen dürften, anderes behaupten werden. Wer sich schon mal einen Sonntag lang auf dem Schwingplatz umgehört hat, weiss, dass ein Umdenken nötig ist.

Die gute Nachricht: Die Schwinger und ihre Anhänger werden das hinbekommen. Die, welche mit Schwulen und Lesben bisher ein Problem hatten, werden merken: Orlik ist immer noch genau der gleiche Kerl. Ein starker Schwinger, ein gerader Charakter. Jemand, der für Werte einsteht. Zuletzt hat er das bewiesen, als er letzten Herbst die Zusammenarbeit mit einem Sponsor beendete, dessen Neonazi-Connections aufflogen. Orlik gibt den Schwingern eine Chance, zu beweisen, offener zu sein, als angenommen wird. Sich selbst und dem Rest der Welt.

Schmuckes Detail am Rande: Mit seinem Outing schaffen die Schwinger, was bei den Fussballern immer noch nicht möglich zu sein scheint – zu zeigen, dass es ganz normal ist, schwul und Spitzensportler zu sein.

Ein Kommentar von Emanuel Gisi

Hut ab vor Curdin Orlik. Der Eidgenosse outet sich als erster aktiver Schweizer Sportler als schwul. Das braucht Mut.

Und es verdient vor allem grossen Respekt. Wer sich in der konservativen Welt des Schwingens hinstellt und erklärt, Männer zu lieben, sorgt erst einmal für ein Erdbeben.

Ein schwuler Schwinger? Das hätten bis vor kurzer Zeit ganz viele Zwilchhosen-Freunde nicht für möglich gehalten. Wir brauchen uns auch nichts vorzumachen: Anfänglich wird es auf den Zuschauerrängen und auch beim einen oder anderen konservativen Funktionär Stirnrunzeln und Nasenrümpfen geben. Auch wenn die Sonntagspredigten, die in den nächsten Tagen erschallen dürften, anderes behaupten werden. Wer sich schon mal einen Sonntag lang auf dem Schwingplatz umgehört hat, weiss, dass ein Umdenken nötig ist.

Die gute Nachricht: Die Schwinger und ihre Anhänger werden das hinbekommen. Die, welche mit Schwulen und Lesben bisher ein Problem hatten, werden merken: Orlik ist immer noch genau der gleiche Kerl. Ein starker Schwinger, ein gerader Charakter. Jemand, der für Werte einsteht. Zuletzt hat er das bewiesen, als er letzten Herbst die Zusammenarbeit mit einem Sponsor beendete, dessen Neonazi-Connections aufflogen. Orlik gibt den Schwingern eine Chance, zu beweisen, offener zu sein, als angenommen wird. Sich selbst und dem Rest der Welt.

Schmuckes Detail am Rande: Mit seinem Outing schaffen die Schwinger, was bei den Fussballern immer noch nicht möglich zu sein scheint – zu zeigen, dass es ganz normal ist, schwul und Spitzensportler zu sein.

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