Stefan Strebel hinterlässt drei Tage nach dem aussergewöhnlichen Kilchberger-Schwinget keinen glücklichen Eindruck. Als technischer Leiter vom ESV hat der Aargauer zwar zusammen mit den Vertretern der fünf Teilverbände in der Einteilung einen sehr guten Job gemacht. Es ist aber die Kampfrichter-Leistung im gestellten Gang zwischen Samir Leuppi und Bernhard Kämpf, welche dem Metzgermeister aus dem Freiamt ganz heftig auf den Magen schlägt.
Rückblick: Der Winterthurer Leuppi legt am Samstag im fünften Gang den Berner Oberländer Kämpf für die meisten Zuschauer deutlich ersichtlich auf den Rücken und bejubelt die Qualifikation für den Schlussgang.
Frust in Sekunden
Doch Leuppis Überschwänglichkeit verwandelt sich innerhalb von wenigen Sekunden in puren Frust, weil Kampfrichter Beat Gander das Resultat nicht gibt. In einer ersten Reaktion im Sonntagsblick nimmt Strebel seinen Kampfrichter in Schutz: «Ein Gang ist nun einmal erst dann gewonnen, wenn das ‹Gut› vom Kampfrichter kommt. Und Samir hat den Gegner losgelassen, bevor dieses ‹Gut› gekommen ist.»
In der Zwischenzeit hat sich der Oberschwinger aber mehrmals die Aufzeichnung dieses Kampfes angesehen. Und diese Wiederholungen haben bei Strebel einen Meinungsumschwung verursacht: «Dass das ‹Gut› vom Kampfrichter nicht unmittelbar nach dem Wurf gekommen ist, kann ich zwar nachvollziehen, weil in diesem Moment wirklich alles sehr schnell gegangen ist. Aber als Samir am Boden nachgesetzt hat, hätte der Kampfrichter die Deutlichkeit des Resultats erkennen müssen, zumal er ideal postiert war.»
Aber was sagt Strebel jetzt zum Vorwurf, dass Leuppi seinen Gegner zu früh losgelassen hat? «Offenbar hat ein Zuschauer ‹Gut!› reingeschrien. Samir hat Kämpf losgelassen, weil er dachte das ‹Gut› komme vom Kampfrichter.»
Das will Zlatan-Fan Strebel vom Fussball übernehmen
Strebel setzt nach dieser Erkenntnis ein aussergewöhnliches Zeichen. «Ich habe am Montagnachmittag Samir Leuppi angerufen, um mich bei ihm zu entschuldigen. Eine krasse Fehlentscheidung des Kampfrichters hat ihm die Teilnahme im Schlussgang gekostet.»
Damit es in Zukunft im Sägemehl weniger Fehlentscheidungen gibt, möchte der bekennende Zlatan-Ibrahimovic-Fan Strebel ein Element aus dem Fussball im Schwingsport etablieren. «Bei uns funktioniert die Abstimmung zwischen den beiden Richtern am Tisch und dem Platzkampfrichter oft nicht gut genug, weil die in den meisten Fällen nur einmal in der Kranzfest-Saison in dieser Konstellation zusammenarbeiten. Deshalb wünsche mich mir Kampfrichter-Teams wie im Fussball, wo ein Schiedsrichter auf höchster Stufe immer mit denselben Linienrichtern agiert.»
Eine Idee, die bei konservativen Schwinger-Freunden viel Sägemehlstaub aufwirbeln dürfte.