Schuler vor dem Eidgenössischen
«Cancellaras Gold gibt mir Hoffnung»

Christian Schuler (28) rollt im Windschatten von Olympia-Held Fabian Cancellara (35) ins Königsrennen von Estavayer.
Publiziert: 19.08.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:10 Uhr
Christian Schuler rollt im Windschatten von Fabian Cancellara
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Hosenwechsel vor dem Eidgenössischen:Christian Schuler rollt im Windschatten von Fabian Cancellara
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Christian Schuler aus Rothenthurm im Kanton Schwyz gehört zu den besonders polysportiven Schwingern. Als Schüler erzielte er in der Innerschweizer Eishockey-Auswahl an der Seite des jetzigen EVZ-Stars Dario Bürgler mit seinem Hammer-Slapshot Tore von der Mittellinie. Später spielte der 13-fache Kranzfestsieger in einem Show-Match gegen Frankreichs Tennisstar Gaël Monfils ein paar feine Bälle.

Und nun demonstrierte das Kraftpaket aus der Urschweiz seine Agilität auf dem Rennrad, als er mit Fabian Cancellara rund um Baar den 6,4 Kilometer langen Prolog vor der diesjährigen Tour de Suisse abfuhr. Mit einer gehörigen Portion Ehrfurcht vor dem grossen Berner.

Doch der Weltstar aus Ittigen zeigt gegenüber dem hemdsärmeligen Eidgenossen keinerlei Allüren und meint bei der Begrüssung augenzwinkernd: «Ciao Chrigu, uns verbindet das Gewicht. Du bist ein Schwergewicht im Sägemehl, und ich gehöre mit 81 Kilo zu den schwersten Radprofis. Ich bin froh, dass ich für einmal mit dir und nicht mit einem knapp 60 Kilo leichten Bergfloh fahren darf.»

Schuler bringt 108 Kilo auf die Waage, und dieses Gewicht wirkt sich auf der Tour mit Cancellara bereits nach der ersten Kurve negativ aus – der Sattel hält dem Druck des diesjährigen Stoos-Siegers nicht stand und kracht zusammen. Diese Panne ist aber schnell behoben, weil Superstar Cancellara schnell zum Edel-Helfer mutiert und mit einem Inbusschlüssel Schulers Sattel für die Schwer­gewichts-Kategorie einstellt.

Weiter gehts. Und obwohl der Profi im Anstieg in Inwil ein sportliches Tempo anschlägt, hat Schuler noch genug Schnauf, um mit Cancellara zu sprechen. «Ich verbringe in der Saisonvorbereitung viele Stunden auf dem Bike oder auf dem Velo-Ergometer. Und ich fahre nach einem Schwingfest rund 45 Minuten aus. Für mich ist das aktive Regeneration.»

Im Gegensatz dazu hat Cancellara kaum Erfahrung mit dem Schwingsport. Ob er je live dabei war? Er schüttelt sein Haupt: «Bis jetzt nur vor dem Fernseher. Weil ich ja bis jetzt an den Wochenenden meistens selber Wettkämpfe bestritten habe, konnte ich noch nie ein Schwingfest besuchen. Aber das möchte ich nach meiner Karriere nachholen.»

Nach einer knappen Stunde beenden die beiden erst einmal ihre Besichtigungs-Tour.

Am nächsten Tag untermauert «Canci» mit seinem Sieg im Prolog, dass ihn das Einfahren mit dem Spitzenschwinger be­flügelt hat. Letzte Woche war es aber Cancellara, der mit seinem Sieg in Rio Schuler im Hinblick aufs Eidgenössische inspirierte. «Fabian hatte vor Rio eine ähnliche Ausgangslage wie ich vor Estavayer – er war nicht der Top-Favorit, und die Strecke war ihm nicht auf den Leib geschneidert. Trotzdem hat er Gold geholt. Das macht auch mir Hoffnung, dass ich am Eidgenössischen im Kampf gegen die übermächtig anmutenden Berner eine Überraschung schaffen kann.»

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