Bieris Kranzgewinne Mein Erster
«Büsserach, am 18. Mai 2003 – es ist der Tag des Solothurner Kantonalen. Ich bin 17 Jahre jung und die Herren im Einteilungskomitee servieren mir im sechsten und letzten Gang einen Gegner, dem ich trotz meiner Körperlänge von 1,89 Meter nicht gewachsen bin. Die Rede ist vom zwei Meter langen Alain Zehnder. Weil ich zuvor neben drei Siegen gegen Thomas Zindel verloren und Joseph Altermatt gestellt habe, ist die Ausgangslage klar: Für den Gewinn eines Kranzes muss ich diesen Riesen besiegen. Und nach ein paar Minuten gelingt mir der erste grosse Wurf in meiner Karriere. Den Tag werde ich aber auch wegen einer lustigen Episode bei der anschliessenden Krönung nie vergessen. Die Ehrendame, deren Wurzeln in der südlichen Hemisphäre liegen, setzte mir den Kranz verkehrt herum auf, sodass die Schleife nicht wie üblich im Nacken, sondern über der Nase hing …»
Mein Wertvollster
«Für einen Schwinger gibt es nicht viel Grösseres als ein Eidgenössisches im Heimatkanton. Ich komme am letzten August- Wochenende 2007 im Aarauer Schachen zu dieser Ehre. Im ersten Gang greife ich mit dem Entlebucher Benno Studer zusammen, der kurz zuvor beim Berg-Klassiker auf dem Brünig triumphierte. Obwohl Studer und ich dem Publikum einen attraktiven Gestellten bieten, trägt meine Erinnerung an diesen Zweikampf auch einen Trauerrahmen. Benno wird 2013 Opfer beim Amoklauf in Menznau. Aber zurück nach Aarau. Nachdem ich im zweiten und dritten Gang Rainer Betschart und Reto Fritschi meistere, tauche ich gegen Bruno Dober. Und nach dem Unentschieden gegen den bärenstarken Nidwaldner Daniel Odermatt steht fest, dass ich für den Titel ‹Eidgenosse› meine drei letzten Kämpfe gewinnen muss. Ich halte dem immensen Druck stand und darf nach drei Siegen gegen Toni Niederberger, Andreas Gasser und Andreas Brun meinen ersten Eidgenössischen Kranz in Empfang nehmen.»
Mein Prestigeträchtigster
«In den frühen Morgenstunden vom 18. Juli 2010 werde ich von einem Polizisten gestoppt, weil ich mit dem Auto auf der Anfahrt zum Weissenstein oberhalb Solothurn etwas gar verwegen eine Kurve kratze. Der Ordnungshüter ist mit einem Schwinger befreundet und erkennt mich: ‹Ach so, du bist es. Du bist wohl etwas zügiger unterwegs, damit du rechtzeitig zum Anschwingen auf dem Weissenstein oben bist, oder?› Ich nicke, mein Freund und Helfer lässt mich ziehen. Im Wettkampf läuft es mir wie geschmiert. Nach meinem Start-Sieg gegen den legendären Stefan Fausch besiege ich im zweiten und im Schlussgang den Bündner Edi Philipp. Es ist mein erster Sieg bei einem prestigeträchtigen Bergschwinget.»
Mein Emotionalster
«Im Sommer 2011 wird mein sportlicher Aufstieg durch eine schwere Knieverletzung, die ich am Innerschweizerischen im Zweikampf mit Philipp Laimbacher erleide, gestoppt. Der Weg zurück an die Spitze fällt mir schwer. Bei meinem Comeback beim Guggibad-Schwinget Ende April 2012 komme ich nicht richtig in Schwung. Doch sieben Wochen später kehrt das gute Gefühl, das ich vor meiner Verletzung hatte, plötzlich wieder zurück. Beim Einlaufen fürs Aargauer Kantonale spüre ich ganz deutlich, dass dies mein Tag wird. Mein Gefühl täuscht mich nicht. Nach Siegen gegen Thomas Zindel und den bösen Schwyzer Gast Adi Laimbacher genügt mir im Schlussgang, den ich erneut gegen Laimbacher bestreite, ein Remis. Es ist der emotionalste Sieg meiner Karriere.»
Mein Mühsamster
«Der Stoos hat mir besonders viel Nerven und Kraft abverlangt. Beim Berg-Klassiker in der Innerschweiz habe ich mindestens viermal den Kranz verpasst. Und im Juni 2015 deutet bei Halbzeit rein gar nichts darauf hin, dass ich meinen Stoos-Fluch besiegen kann. Nach drei Gestellten in den drei ersten Gängen will ich den Wettkampf abbrechen. Doch dann nimmt mich mein Kollege Matthias Arnold in die Pflicht: ‹Chrigu, du bist doch heute Morgen nicht in aller Herrgottsfrühe auf diesen Berg hinauf gefahren, um nach drei Gängen aufzugeben.› Diese Worte leuchten mir ein, ich kämpfe weiter. Und weil ich die letzten drei Kämpfe tatsächlich für mich entscheiden kann, werde ich mit dem langersehnten Stoos-Kranz belohnt.»
Mein Nächster
«Ich bin in den letzten Tagen öfters gefragt worden, ob ich meine sportliche Laufbahn unmittelbar nach dem Gewinn des 100. Kranzes beende. Meine Antwort: Jein! Wenn ich am Aaargauer Kantonalen das Eichenlaub nur mit Mühe ergattern sollte, würde ich wohl tatsächlich aufhören. Aber falls ich sehe, dass ich auch mit den ganz Bösen noch mithalten kann, würde ich möglicher- weise bis zum Saisonende weiterkämpfen.»