So schnell kann es gehen: Der bärenstarke Mann, der erst noch vor zehn Tagen am Emmentalischen den 150-kg-Giganten Chrigu Stucki in arge Bedrängnis brachte, wird jetzt im Rollstuhl sitzend von einer Krankenschwester durchs Berner Inselspital geschoben. Die Rede ist von Matthias Sempach (29).
Am Samstag erlitt er am Oberaargauischen im Duell mit Reto Schmid eine Sprunggelenks-Sprengung mit Bänderrissen am Innenknöchel sowie zwischen dem Schien- und Wadenbein. Zudem brach er sich die Schienbein-Hinterkante.
Sempachs Vertrauensarzt, der ehemalige Handball-Nationalspieler Matthias Zumstein, spricht nach der rund zweistündigen Operation von einer «schweren Sprunggelenksverletzung». Die Voraussetzungen seien allerdings gut, dass Sempachs Fuss wieder ganz gesund wird.
Es wird allerdings vier Monate dauern, bis der Überschwinger der letzten vier Jahre das Training im Sägemehl wieder aufnehmen kann. Der König denkt nach dieser Hiobsbotschaft aber positiv: «Diese Verletzung hat auch etwas Gutes – ich werde diesen Sommer nun sehr viel Zeit für meine Familie haben, das ist schön.»
Mättu freut sich vor allem auf die Zeit mit seinem sechs Monate alten Sohn Henry: «Mein Fuss wird es zwar in den nächsten acht Wochen nicht zulassen, dass ich mit Henry in den Armen herum spazieren kann. Aber ich werde mit ihm am Boden spielen können. Ich werde ihm dabei ein paar Tricks fürs Bodenschwingen beibringen.»
Das ist ja alles lieb und schön, viele Sempach-Fans stellen sich trotzdem die bange Frage, ob der 31-fache Kranzfestsieger jemals wieder zu alter Stärke zurückfinden wird?
Sempachs Alchenstorfer Nachbar und Schwingerkönig von 1989, Adi Käser, ist felsenfest davon überzeugt: «Weil er seinen Akku wieder richtig aufladen kann. Er wird nach dieser Pause wohl noch giggeriger aufs Schwingen sein.»
Weil Sempach bis jetzt von schweren Verletzungen verschont worden sei, habe er in den letzten Jahren extrem viele Wettkämpfe bestritten, so Käser. «Und seine geniale Technik wird er innerhalb der nächsten vier Monate auch nicht verlernen.»
Anders ausgedrückt: Sempachs Widersacher werden beim Eidgenössischen im nächsten Sommer in Estavayer FR noch gefährlicher leben.
Apropos gefährlich leben: Sempachs Berner Kumpel Willy Graber tritt am Sonntag trotz gerissenem Kreuzband beim Berner Mittelländischen an.