Ein Schwinger mit niederländischen Wurzeln - das klingt nach einem hoffnungslosen Fall. Doch wer Noe van Messel im Sägemehl sieht, stellt keine weiteren Fragen mehr. Der Zuger Teenager sorgt am Pfingstmontag auf dem Stoos für die ganz grosse Überraschung. Vor ihm klassieren sich nur noch die Topshots Joel Wicki und Pirmin Reichmuth – Van Messel gewinnt als Dritter den ersten Bergkranz seiner Karriere. Mit 17 Jahren!
Es ist die vorläufige Krönung einer verrückten Saison. Die letzte hat der Kanti-Schüler (Schwerpunktfächer: Biologie und Chemie) mit gerissenem Kreuzband komplett verpasst. «Dieses Jahr habe ich mir einen Kranz erhofft», sagt er. «Jetzt habe ich schon vier.» Beim Zuger, Urner und beim Ob- und Nidwaldner Kantonalen holte er schon Eichenlaub, nun der Coup auf dem Stoos – die Selektion fürs Eidgenössische hat er damit jetzt schon in der Tasche.
Ein Holländer am Eidgenössischen? Das dann doch nicht. «Ich habe keinen niederländischen Pass. Meine Grosseltern sind aus Holland eingewandert, mein Vater hat seinen Pass dann aber für den Schweizer abgegeben. Und Niederländisch spreche ich leider auch nicht – aber ich verstehe es, weil mein Grossvater es mit mir gesprochen hat.»
Zum Schwingen findet Van Messel durchs Eidgenössische 2010, das er im TV verfolgt. 2016 in Estavayer packt ihn das Fieber endgültig: Er will 2019 selber dabei sein. Um an Muskelmasse zuzulegen, geht er rudern. Mittlerweile ist das Krafttraining komplett professionalisiert, im Fitnesscenter von Arno Galmarini, Bruder von Snowboard-Olympiasieger Nevin Galmarini.
«Er hat extrem hart gearbeitet»
Dazu hat er mit Franz Föhn (38) einen eigenen Schwingtrainer, mit dem er Zusatztrainings absolviert. Kein Zufall also, der Erfolg. «Ich wusste, dass er parat ist», sagt sein Ägeritaler Klubkollege Marcel Bieri (22) zu BLICK. «Er hat extrem hart gearbeitet.» Mit Trainer Föhn verbringt der 1,90 m grosse 110-Kilo-Bursche seit letztem August Sonntag für Sonntag im Schwingkeller. «Spätestens um 8 Uhr morgens ging es los», sagt der frühere Kranzschwinger. «Er ist ein dankbarer Schüler, hört immer zu, ist extrem fokussiert. Schön, dass es jetzt so aufgeht.»
Und nun? «Wir schauen Schritt für Schritt», sagt Föhn. Den letzten der Saison wird van Messel beim Eidgenössischen machen. Und zwar in seinen speziellen Schwingschuhen, mit Schnürsenkeln in Orange, Hollands Nationalfarbe. «Es begann als Gag, als ich meine ersten Schuhe bekam, dann habe ich es beibehalten.» Einen Hauch Oranje bringt Van Messel eben doch ans Eidgenössische.