Nach Kohle-Rekord 2019
Wie viel Geld geht den Bösen diesen Sommer durch die Lappen?

2019 verdienten die Schwinger mit Werbung mehr als 2,3 Millionen Franken – Rekord. Dieser Sommer wird diesbezüglich viel spärlicher ausfallen. Experten sprechen von einem Ausfall bis zu 60 Prozent.
Publiziert: 01.05.2020 um 01:31 Uhr
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Aktualisiert: 12.12.2020 um 09:56 Uhr
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Noch nie haben Schwinger mit Werbung so viel verdient wie letztes Jahr.
Foto: Sven Thomann
Emanuel Gisi

Bis Ende August wird nicht zusammengegriffen: Schwingfeste gibt es frühestens im September wieder – wenn überhaupt in diesem Jahr. «Ich hoffe, dass möglichst bald für den Rest der Saison ebenfalls ein klarer Entscheid getroffen wird», so Schwingerkönig Christian Stucki (35). «Dies wäre für die Planung der kommenden Zeit für uns Schwinger wichtig. Für uns alle gilt, das Beste aus der Situation zu machen.»

Zwar gehen vom König bis zum einfachen Kranzschwinger die Schwinger alle einem Beruf nach – im Portemonnaie werden sich die abgesagten Feste trotzdem niederschlagen. Sponsoren- und Preisgelder werden niedriger ausfallen oder komplett fehlen. «Es sind schon zwei, drei Franken», sagt Stucki zu «SRF». «Da wird es sicher Einbussen geben», so Aktivenvertreter Pirmin Reichmuth (24) zu BLICK.

«Wird deutlich weniger Geld verdient»

Die Zahlen des Eidgenössischen Schwingerverbandes zeigen: Letzte Saison verdienten die Schwinger mit Werbung so viel wie noch nie in der Geschichte. 2,35 Millionen Franken an Werbegeldern strichen die Bösen im ESAF-Jahr ein – rund drei Prozent mehr als noch 2018. Rund 80 Schwinger hatten 2019 laut dem Verband Werbedeals: Ein paar Topverdiener nehmen sechsstellige Summen ein, für den Rest gibt es kleine Beträge. Wieviel aber geht diese Saison flöten?

«Grundsätzlich ist alles vertraglich geregelt», erklärt Roger Fuchs, Manager von Eidgenosse Remo Käser (23) und des zurückgetretenen Königs Matthias Sempach (34). «In dieser ausserordentlichen Situation versucht man sich gegenseitig noch mehr zu unterstützen und Mögliches möglich zu machen.»

Ähnlich klingt es bei Michael Schiendorfer, der mit Reichmuth und dem Erstgekrönten Joel Wicki (23) zwei Innerschweizer Spitzenschwinger vertritt. «In der aktuellen Situation muss man mit den Partnern reden und flexibel sein, offen für neue Lösungen. Das klappt mit den Sponsoren, die sich für den Schwingsport engagieren, sehr gut. Aber es ist klar: In den nächsten Monaten wird deutlich weniger Geld verdient.»

Je nach Vertrag gehen durch Ausfälle von Erfolgsprämien und Engagements wie Autogrammstunden, TV-Auftritten oder Show-Schwingen ziemliche Summen bachab. Fuchs: «Das macht im Vergleich zu einer normalen Saison gegen 60 Prozent weniger Einnahmen.»

Wer will jetzt noch sponsern?

Kommt dazu, dass die eine oder andere Firma derzeit andere Probleme haben könnte, als einen Sportler zu sponsern. Macht man sich da Sorgen? «Nicht in dem Sinne, dass wir um unsere Sponsoren zittern würden», sagt Fuchs. «Man schaut, dass man sich gegenseitig helfen kann – und Kreativität ist gefragt»

Das scheint zu funktionieren: Mit neuem Mobile-Sponsor, einem grossen Werbedreh im Sommer und «Remo's Wanderplausch» läuft bei Käser auch in den nächsten Monaten einiges.

«Bis dato ist es noch nie zu einem Ausfall gekommen», sagt Fuchs, seit zehn Jahren im Geschäft. «Auch dieses Jahr nicht.»

Kilian Wenger (29), Schwingerkönig von 2010, hat von seinen Sponsoren noch nichts gehört. «Aber ich bin selbstverständlich gesprächsbereit. Es macht sicher Sinn, Ende Saison zu sehen, wie wir das am besten handhaben.»

Wenger arbeitet mit einem Pensum zwischen 40 und 60 Prozent als Lastwagenchauffeur. Ob er nun mehr eingesetzt wird, um seinen Einnahmen-Ausfall zu kompensieren, ist noch nicht klar. «Das haben wir noch nicht besprochen», sagt Wenger. «Ich teile mir ein 100-Prozent-Pensum mit einem Kollegen, der müsste ja dann weniger arbeiten. Davon gehe ich nicht aus. Aber ich werde nicht am Hungertuch nagen.»

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