Der Schlussgang
Fabian Staudenmann zeigt ein überragendes Fest. Er gewinnt alle fünf Gänge, verpasst nur einmal die Maximalnote und steht schon vor dem Schlussgang als Festsieger fest.
Vier Gegner liegen nach fünf Gängen 1,50 Punkte hinter ihm, deshalb wird ausgeschwungen. Weil dort aber Curdin Orlik und Severin Schwander stellen sowie Gustav Steffen (gegen Adrian Walther) und Ruedi Roschi (gegen Matthias Aeschbacher) verlieren, gibts plötzlich einen lachenden Dritten, der den Schlussgang bestreiten darf: Matthias Aeschbacher. Allerdings ist schon vorab klar, dass er selbst mit einem Sieg das Fest nicht gewinnen wird.
Nach rund einer Minute landet Aeschbacher auch im zweiten Duell mit Staudenmann (siehe «Der Aufreger») auf dem Rücken.
Fluch des 2. Rangs
In der letzten Saison hat sich Fabian Staudenmann als ewiger Zweiter etabliert. Kein Fest konnte er gewinnen, wurde aber achtmal Zweiter. Diesen Fluch hat er nun endgültig durchbrochen. Nach dem Emmentalischen letzten Sonntag feiert er den zweiten Sieg innert einer Woche und den zweiten nach 2021 am Mittelländischen.
Der Aufreger
Vor dem Mittagessen greifen Fabian Staudenmann und Matthias Aeschbacher zusammen. Ein Leckerbissen, der nur sechs Sekunden dauert. Und mit einem strittigen Entscheid endet. Denn während das Publikum jubelt, verstummen die Kommentatoren von Tele Bärn. Sie sind sich nicht sicher, ob Aeschbacher tatsächlich mit mindestens zwei Dritteln der Schulterblätter im Sägemehl war. Die Wiederholung löst das ebenfalls nicht eindeutig auf. Aber der Kampfrichter gibt das Resultat. Damit führt ein strittiger Entscheid dazu, dass Staudenmann den Morgen als einziger mit der maximalen Punktzahl 30,00 beendet.
Das Siegerinterview
Fabian Staudenmann im Platzinterview: «Ich glaube, heute hat viel zusammengepasst. Manchmal hat man das Glück etwas, manchmal nicht. So ganz erklären kann ichs nicht. Auch wenns komisch klingt, mit so vielen starken Kollegen am Heimfest weiss man, dass, wenn man selber nicht ganz liefert, sind andere da.»
Der Abwesende
Bei seinem Heimfest wollte Michael Wiget (24) das Comeback geben. Doch der Götti des Siegermunis fehlt auf der Teilnehmerliste. «Leider lässt dies mein aktueller Gesundheitszustand trotz aller Anstrengungen und Unterstützung aus meinem Umfeld nicht zu, was ich ausserordentlich bedauere», schreibt er auf Instagram.
Wiget wird immer wieder von Verletzungen ausgebremst, konnte deswegen von 2016 bis 2018 an keinem Fest teilnehmen. Zuletzt brach er sich beim Eidgenössischen in Pratteln im 1. Gang drei Rippen – und holte am Ende trotzdem den Kranz. «Das war sicher die grösste Errungenschaft, ja die wahnsinnigste Leistung meines Lebens», sagt er der «Berner Zeitung». Die Verletzung plagt ihn immer noch. «Bei einigen Bewegungen habe ich noch Probleme, da macht mein Körper noch nicht mit.» An Rücktritt denkt er trotz dicker Krankenakte nicht. «Den Bettel hinzuschmeissen, war nie ein Thema. Wenn ich etwas kann, dann ist es kämpfen», meint er. Wann er wieder ins Sägemehl steigen wird, ist allerdings noch offen.
Ein Wiget schwingt übrigens trotzdem in Frauenkappelen: Michaels jüngerer Bruder Adrian (18). Es wäre das erste gemeinsame Fest der Brüder gewesen.
Königlicher Besuch
2009, 2015 und 2017 hat Christian Stucki (38) das Mittelländische Schwingfest gewonnen. In Frauenkappelen steigt er nicht mehr in die Zwilchhosen, ist stattdessen als Zuschauer vor Ort. Die Organisatoren fragen den König 2019, ob es ihn nicht juckt, wieder ins Sägemehl zu steigen. «Es geht», lautet seine Antwort in einem Instagram-Video. «Wetterbedingt bin ich gerade froh, muss ich nicht. Zwischendurch gluschtet es mich schon.» An seinen Rücktrittsplänen ändert er trotzdem nichts mehr, sein letztes Fest bestreitet er in drei Wochen in Lyss.
Der Titelverteidiger
Michael Ledermann triumphierte letztes Jahr beim Mittelländischen. Lange ist er in der Mission Titelverteidigung erfolgreich unterwegs, liegt nach vier Siegen mit 39,50 Punkten auf Rang 2. Doch dann verliert er gegen Curdin Orlik und stellt mit Patrick Gobeli. Der erneute Festsieg ist nicht mehr möglich.
So gehts weiter
Schon morgen steigen die Bösen wieder in die Zwilchhosen. In Altdorf findet das 100. Urner Kantonale statt. Ein Jubiläum, das sich auch König Joel Wicki nicht entgehen lässt. (bir)
Das Fest Gang für Gang zum Nachlesen.