Martin Grab. 194 cm gross, 117 Kilo schwer, Schuhgrösse 47.
Nicht nur seine Gardemasse sind beeindruckend. Sondern auch sein Palmares. Gewinner am Unspunnen und beim Expo-Schwinget, siebenfacher Eidgenosse, als einziger Schwinger Sieger bei allen Bergfesten. Dazu sagenhafte 124 Kränze gewonnen.
Der Mann im grünen Hemd. Er trägt es, weil es auch sein Vater getragen hat. Der starb, als Martin 13 Jahre alt war. Das grüne Hemd hat er geerbt und sich danach so viele grüne Hemden gekauft, «dass es bis zum Ende meiner Karriere reicht», wie er einst gesagt hat. Das grüne Hemd trägt nun auch sein Sohn Martin junior (19). Auch er ein talentierter Schwinger.
Dieser Martin Grab, dieser Schwyzer Charakterkopf tritt zurück. Und er hinterlässt eine grosse Lücke. All die Jahre hat man sich immer gefragt: Wie bewältigt dieser Mann eigentlich sein Programm. Eine Frau, fünf Kinder, Landwirtschaft, eine Spenglerei mit zehn Angestellten, die er führt, Geissen, die er züchtet. Und dazu der Sport. «Wenn es mal einen Moment gab, sich auszuruhen, dann ging der Martin Geissen melken», sagt sein langjähriger Weggefährte Adi Laimbacher. Im Interview mit Sonntagsblick erinnert sich Grab an markante Momente seiner Karriere.
Mein erster Kranz
«Das war bei Neuenburger Kantonalen 1996 auf der Vue des Alpes. Da war unser Schwingklub zu Gast. Natürlich, es war ein spezieller Moment. Und es hat vom Termin her gepasst. Mein Grossvater wurde an diesem Tag 85. Zuhause haben sie seinen Geburtstag gefeiert. Und als ich aus dem Welschland zurückkam, konnten wir gleich meinen Kranz feiern.»
Mein erster Eidgenössischer Kranz
«Den gewann ich 1998 im alten Berner Wankdorfstadion. Mein Kranzgewinn stand bereits nach meinem Sieg im siebten Gang gegen Urs Bernold fest. Im achten Gang habe ich gegen Thomas Wittwer gestellt. Sonst hätte ich einen absoluten Spitzenplatz gehabt.»
Mein schönster Sieg
«Das war schon der Sieg am Unspunnen in Interlaken 2006. Das ist die Wiege des Schwingens, das ist ein ganz spezieller Ort. Und wenn man da im Schlussgang gegen den amtierenden König Jörg Abderhalden gewinnen kann ist das schon sehr speziell. Jörg war ja zu dieser Zeit der stärkste Mann. Ich bin keiner, der mit dem Schicksal hadert. Aber natürlich kam schon der Gedanke, was gewesen wäre, wenn nicht dieser Überschwinger Abderhalden genau in meiner Zeit aktiv gewesen wäre. Vielleicht hätte es dann auch mal zum Königstitel gereicht. Auf der anderen Seite: Abderhalden hat uns auch immer angetrieben und motiviert, noch härter zu trainieren.»
Meine bitterste Niederlage
«Im Verlaufe einer fast dreissigjährigen Karriere gibt es viele bittere Momente. Es gibt nicht die eine bittere Niederlage. Aber es gibt den bittersten Moment. Das war beim Eidgenössischen 2010 in Frauenfeld. Da habe ich mich für den Schlussgang qualifiziert. Und da hat man mir vor dem Schlussgang mitgeteilt, dass ich nicht mehr König werden kann und auch ein Sieg gegen Kilian Wenger nichts nützt. Das war schon eine bittere Pille.»
Mein härtester Konkurrent
«Da gab es einige. Abderhalden habe ich ja schon erwähnt. Grundsätzlich lagen mir die Berner immer besser als die Ostschweizer. In meiner Blütezeit waren die Ostschweizer mit Abderhalden, mit Thomas Sutter und mit Forrer und Fausch natürlich auch wahnsinnig stark. Ich konnte das Nordostschweizerische als einziges Teilverbandsfest nie gewinnen. Das zeigt auch, wo meine härtesten Konkurrenten zuhause waren.»
Mein grösster Wunsch
Nochmals ein schönes Fest, vielleicht nochmals ein letzter Kranz vor meiner Haustüre. Und eine kleine Feier zusammen mit meiner Familie und meinen Freunden. Mit dem Sieg beim Zuger Kantonalen hat sich für mich der Kreis aber schon wunderbar geschlossen. Ob es einige Tränen geben wird? Ich bin zwar keiner, der bei jeder Gelegenheit losheult. Aber mein Rücktritt, dieses Endgültige, geht mir schon sehr nahe. Es kann schon die eine oder andere Träne geben. Mein grösster Wunsch für die Zukunft? Das meine Familie gesund bleibt.