Konservative Schwingfestbesucher reagieren mitunter verstört, wenn vom Platzsprecher der «Leuppi Samir» ausgerufen wird. Dabei gibt es keine eidgenössische Bezeichnung, die der Erscheinung des waschechten Winterthurers besser gerecht wird als sein aus dem arabischen Sprachraum stammender Vorname.
Samir heisst übersetzt «der starke Fels in der Brandung». Und seit er letzten Sonntag in Weiach im Kantonalen Schlussgang den Eidgenossen Roger Rychen bezwungen hat, ist der 195cm grosse und 145kg schwere Samir offiziell der stärkste Zürcher.
Leuppi macht nur etwas richtig traurig: «Dass mein Grossvater meinen ersten Kranzfestsieg nicht miterleben durfte.» Der Vater seines Stiefvaters war Samirs frühster und grösster Förderer. «Grossvater hatte als Nationalturner eine Affinität zum Schwingsport und er hat schon früh erkannt, dass ich die idealen Voraussetzungen fürs Schwingen mitbringe. Er war es dann auch, der mich als Knirps in die Trainings gefahren hat. Sein Tod kurz nach seiner Pension hat eine grosse Lücke in meinem Leben hinterlassen. Ich denke entsprechend oft an ihn.»
Einen besonderen Bezug hatte der 24-Jährige, der seit der erfolgreich abgeschlossenen Zimmermann-Lehre bei der Transport-Polizei der SBB arbeitet, zum bösesten Winterthurer der Geschichte: dem 2012 verstorbenen zweifachen Schwingerkönig Karl Meli. «Ich habe während meiner Stifti in Melis Schwinger-Museum den
Laminatboden verlegt. So habe ich Kari auch noch in der letzten Phase seines Lebens erlebt, als es ihm überhaupt nicht mehr gut ging.»
Jetzt sitzt Leuppi wieder in Karl Melis Schwinger-Museum in der Winterthurer Löwenstrasse. Neben ihm hat mit Noldi Ehrensberger der Mann Platz genommen, der 1977 am Eidgenössischen Schwingfest in Basel als zweiter Winterthurer nach Meli den Schwinger-Thron eroberte.
König Noldis Expertise zu Samir: «Leuppi bringt einige Voraussetzungen mit, um eines Tages ernsthaft um den Titel des Schwinger-Königs kämpfen zu können. Für den ganz grossen Wurf müsste er sich aber konditionell noch ein bisschen verbessern.»
Leuppi ist mit dieser Einschätzung nicht ganz einverstanden: «Ich erkenne bezüglich meiner Technik die grösseren Defizite als im konditionellen Bereich. Aber wie auch immer: Noldi ist bezüglich seiner Fitness tatsächlich ein gutes Vorbild. Er hat auch mit 63 Jahren immer noch extrem dicke Waden vom vielen Radfahren.»
Ordentlich stramme Waden und echte Muskelberge hat auch der Appenzeller Eidgenosse Raphael Zwyssig. Auf ihn trifft Leuppi heute im Anschwingen des St. Galler Kantonalen in der Rapperswiler Eishalle..