Nachdem der Baumaschinenmechaniker-Lehrling vom Sörenberg im Schlussgang den Schwyzer Adrian Steinauer gemeistert hat, lässt der frischgebackene Kranzfestsieger seinen Emotionen freien Lauf: «Das ist der schönste Tag in meinem Leben!»
Dabei ist Wicki noch am Donnerstag ins Tal der Tränen gefallen – seine geliebte Grossmutter ist mit 76 Jahren gestorben. Doch dann zeigt der 1,83 m lange, 104 kg schwere Ausnahme-Athlet einmal mehr, dass er nicht nur in seinen Muskeln, sondern auch in seinem Kopf extrem viel Kraft hat. «Es ist mir während den Gängen gelungen, den Tod der Grossmutter auszublenden. Aber natürlich widme ich ihr diesen Sieg.»
Die Basis für diesen himmlischen Triumph legt Wicki im Anschwingen gegen den Oberaargau- und Mittelland-Champion Matthias Glarner – er legt den dreifachen Eidgenossen gleich im ersten Zug mit seinem mega Kurz flach. Im dritten Gang verliert er zwar gegen Kilian Wenger, aber weil der Schwingerkönig von 2010 im fünften Gang genau wie die anderen Favoriten Ulrich, Von Ah, Sempach und Glarner nicht über ein Unentschieden hinauskommt, qualifiziert sich Joel für den Schlussgang.
Der Rest der Geschichte ist bekannt. Wicki hat Christian Stucki (siegte 2004 mit 19) und Ruedi Hunsperger (gewann 1965 mit 19) als jüngste Schwarzsee-Sieger abgelöst. Der dreifache König Hunsperger (69) outet sich danach als echter Wicki-Fan: «Dieser Bursche hat das Zeug zum Schwingerkönig. Seine einzige Schwäche ist zurzeit, dass er noch nicht taktieren kann. Aber das wird er bestimmt auch noch lernen.»
Einige konservative Schwinger-Freunde stört es, dass Wicki nach seinen Siegen den Emotionen laut und gestenreich freien Lauf lässt. Doch Hunsperger nimmt seinen Nachfolger in Schutz: «Wir sind damals tatsächlich so erzogen worden, dass man auch nach Siegen Haltung bewahrt. Aber die jetzige Generation tickt halt anders. Sehr wahrscheinlich würde ich heute meine Freude auch mehr zeigen.»
Obwohl Christian Stucki gegen den Luzerner Sven Schurtenberger die erste Niederlage seit 13 Monaten (am Berner-Jurassischen gegen Matthias Siegenthaler) in Kauf nehmen muss, darf auch er sich am Schluss freuen: Er gewinnt wie der Emmentaler Thomas Zaugg den 100. Kranz.