Foto: Keystone

Lange vor ESAF-Favorit Pirmin Reichmuth
Die vergessene Zuger Schwingerlegende

Heute spricht in Zug alles von Pirmin Reichmuth, der grossen Königshoffnung der Gastgeber beim Eidgenössischen. Lange vor ihm eroberte Karl Hegglin die Herzen der Zuger.
Publiziert: 23.08.2019 um 19:33 Uhr
|
Aktualisiert: 26.08.2019 um 11:52 Uhr
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Karl Hegglin (r.) eroberte die Herzen der Zuger.
Foto: Zvg
Richard Hegglin

In keiner Vorschau und keinem Programmheft findet sich sein Name. Dabei ist Kari Hegglin († 2002) der erfolgreichste Zuger Schwinger und einer der populärsten Innerschweizer aller Zeiten. Als Bergkönig prägte er die Zeit um den 2. Weltkrieg.

Insgesamt errang Hegglin 76 Kränze und gewann 38 Schwingfeste, zweimal auf dem Brünig, dreimal auf dem Stoos und viermal auf der Rigi. Und nebenbei wurde er noch Europameister im Ringen.

«So wotti nid gwünne»

Bei seinem ersten Triumph auf dem Brünig bezwang er im Schlussgang den amtierenden Schwingerkönig Werner Bürki. Der Kampfrichter erklärte ihn zum Sieger, aber Bürki murrte: «Ich war nicht mit beiden Schultern im Sägemehl.» Es entbrannte eine heftige Diskussion, die Hegglin kurzerhand abbrach: «So wotti nid gwünne. Chasch numal cho, i nimm di grad numal.» Kurz darauf lag Bürki definitiv auf dem Rücken.

Mit dieser Geste schuf sich Hegglin, der in einer Familie mit 24 Kindern aufwuchs, schon zu Aktivzeiten Legendenstatus. Als er im Alter von 92 Jahren zu Grabe getragen wurde, war die St. Michaels-Kirche in Zug bis auf den letzten Platz besetzt. Schwingerfreunde aus der ganzen Schweiz bereiteten ihm in einem Meer von wehenden Fahnen und Standarten einen berührenden Abschied.

Der grösste Ärger: passives Schwingen

Fairness und bedingungsloser Offensivgeist waren seine Markenzeichen. Als ihm einmal ein Konkurrent einen Gestellten anbot, der Hegglin den Schlussgang und dem Gegner den Kranz eingetragen hätte, bearbeitete er diesen absichtlich minutenlang in der Brücke und fauchte ihm ins Ohr: «So etwas fragst du mich nie mehr!» Ein Innerschweizer Schwingfest in Siebnen gewann er mit sechs Siegen und einer totalen Kampfdauer von nur zwei Minuten. Jeden Gegner warf er mit dem ersten Zug platt, darunter zweimal den späteren Schwingerkönig Peter Vogt.

Nichts ärgerte ihn mehr als passives Schwingen. «Es konnte vorgekommen, dass er, als er schon über 70 war, nach einem Schwingfest im Schwingkeller auftauchte, um uns Angriffsschwünge zu erklären», erinnert sich Harry Knüsel, der einzige Innerschweizer Schwingerkönig. Dabei stieg er oft selbst noch in die Zwilchosen.

Der Modellathlet war in der Öffentlichkeit ungemein beliebt, auch als Zuger Stadtpolizist - mit Kernkompetenz für Nachtruhestörungen, ‹Überhocken oder Balgereien. Meist reichten zwei, drei barsche Worte: «So, jetzt Rueh!» Beim Durchsetzen der Polizeistunde trat er eine Spur weniger autoritär auf. Zuweilen konnte er nicht wiederstehen, wenn ihm angeboten wurde: «Kari, nimm doch au nu eis.» Und eine Stunde später die nächste Patrouille ausrücken musste, um den Zechbrüdern endgültig den Zapfhahn abzustellen.

Verwandtschaft mit Richard Hegglin

Der Autor Richard Hegglin war während vier Jahrzehnten im Skisport als Agenturjournalist unterwegs. Er sass dabei auch 20 Jahre im Fis-Weltcup-Komitett. Heute schreibt Hegglin für diverse Tageszeitungen und für Snowactive. Karl Hegglin war sein Onkel.

Der Autor Richard Hegglin war während vier Jahrzehnten im Skisport als Agenturjournalist unterwegs. Er sass dabei auch 20 Jahre im Fis-Weltcup-Komitett. Heute schreibt Hegglin für diverse Tageszeitungen und für Snowactive. Karl Hegglin war sein Onkel.

Alle Infos zum Eidgenössischen in Pratteln

Vom 26. bis 28. August dominieren Kolosse, Sägemehl und Zwilchhosen die Schweiz – das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2022 in Pratteln steht an. Hier findest Du alles, was Du über den Mega-Event wissen müssen.

Sven Thomann

Vom 26. bis 28. August dominieren Kolosse, Sägemehl und Zwilchhosen die Schweiz – das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2022 in Pratteln steht an. Hier findest Du alles, was Du über den Mega-Event wissen müssen.

Programm ESAF 2019

Freitag, 23. August

  • 11.00 / Eröffnung des Festgeländes
  • 13.00 / Fahnenempfang in Zug
  • 14.00 / Start Festumzug

Samstag, 24. August

  • 7.30 / Einmarsch der Schwinger
  • 7.45 / Nationalhymne
  • 8.00 / Anschwingen (1./2. Gang)
  • 8.00 / Wettkampfbeginn Steinstossen
  • 13.30 / Ausschwingen (3./4. Gang)
  • 14.00 / Final 20-kg-Steinstossen
  • 14.30 / Final 40-kg-Steinstossen
  • 17.15 / Ende Ausschwingen

Sonntag, 25. August

  • 7.45 / Ausstich (5. Gang)
  • 10.30 / Ausstich (6. Gang)
  • 13.30 / Kranzausstich (7. Gang)
  • 14.45 / Final Unspunnenstein
  • 15.15 / Kranzausstich (8. Gang)
  • 16.45 / Schlussgang

Freitag, 23. August

  • 11.00 / Eröffnung des Festgeländes
  • 13.00 / Fahnenempfang in Zug
  • 14.00 / Start Festumzug

Samstag, 24. August

  • 7.30 / Einmarsch der Schwinger
  • 7.45 / Nationalhymne
  • 8.00 / Anschwingen (1./2. Gang)
  • 8.00 / Wettkampfbeginn Steinstossen
  • 13.30 / Ausschwingen (3./4. Gang)
  • 14.00 / Final 20-kg-Steinstossen
  • 14.30 / Final 40-kg-Steinstossen
  • 17.15 / Ende Ausschwingen

Sonntag, 25. August

  • 7.45 / Ausstich (5. Gang)
  • 10.30 / Ausstich (6. Gang)
  • 13.30 / Kranzausstich (7. Gang)
  • 14.45 / Final Unspunnenstein
  • 15.15 / Kranzausstich (8. Gang)
  • 16.45 / Schlussgang
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