Die ersten Kapitel von Remo Käsers Biografie lesen sich wie ein wahrhaftiges Märchen. Mit 15 Jahren und 6 Monaten gewinnt der Sohn von Schwingerkönig Adi Käser am 20. Mai 2012 am Gauverbandsfest der Emmentaler seinen ersten Kranz.
Mit 18 legt Prinz Remo am Berner Mittelländischen mit Kilian Wenger erstmals einen König aufs Kreuz, und kurz vor dem zwanzigsten Geburtstag feiert der Spengler am Eidgenössischen in Estavayer den dritten Rang. Viele Berner Schwingerfreunde sind sich in diesem Moment sicher, dass Remo ihr nächster König wird.
Doch von der Krone ist Käser derzeit ungefähr gleich weit entfernt wie seine geliebten SCL Tigers vom Schweizermeistertitel im Eishockey. Nachdem er Ende Juni am Nordostschweizer Teilverbandsfest beim verlorenen Zweikampf gegen den Mittelschwinger Markus Schläpfer einen Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule erleidet, muss er sieben Wochen danach das Eidgenössische nach vier Gängen abbrechen.
Käsers grosses Problem: Die Bandscheibe drückt direkt auf einen Nerv, deshalb hat er im linken Arm nicht gleich viel Kraft wie auf der rechten Seite. Aus praktisch demselben Grund musste Remos königlicher Klub-Kollege Matthias Sempach seine Karriere im Sommer 2018 beenden.
Wie es bei Käser weitergeht, ist völlig unklar
Muss nun auch «Mättus» potentieller Nachfolger um die Fortsetzung seiner sportlichen Laufbahn fürchten? Bevor sich Käser Anfang September in einen sechswöchigen Urlaub nach Kalifornien verabschiedete, versprühte er im Telefongespräch mit BLICK einigen Optimismus: «Ich glaube daran, dass ich nächste Saison wieder voll angreifen kann.»
In der Zwischenzeit sind aber vor allem im Bernbiet einige kritische Stimmen zu hören. Diverse Schwinger können nicht verstehen, dass Käser seine USA-Ferien nicht abgesagt hat, um seinen Nacken richtig therapieren zu lassen. Doch Remos Konditions-Trainer Res Lanz stellt sich in dieser Frage vor seinen Schützling: «Remo hat genau richtig entschieden, irgendwelche Therapien würden in dieser Phase wenig bringen. Es ist wichtig, dass Remos Körper nun einmal richtig regenerieren kann.»
Aber wie soll es im Oktober nach der Rückkehr aus Nordamerika mit dem fünffachen Kranzfestsieger weitergehen? Auch Trainer Lanz kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht versichern, dass Remo Käser jemals wieder im Sägemehl zupacken kann: «Bevor wir das Training wieder aufnehmen, wird Remo noch einmal ein paar medizinische Tests absolvieren müssen. Und wenn die Ergebnisse nicht wie gewünscht ausfallen sollten, würde ich mich gegen eine Fortsetzung von Remos Schwingerlaufbahn aussprechen. So wichtig ist Schwingen nun auch wieder nicht, dass man deshalb die Gesundheit aufs Spiel setzt.»
Gleichzeitig macht Lanz Mut: «Aufgrund von den Untersuchungen, die Remo vor dem Abflug in die USA gemacht haben, bin ich guter Hoffnung, dass er diese Verletzung in den Griff bekommen wird. Aber er wird sehr wahrscheinlich seinen Schwingstil umstellen müssen.» Bis dahin war der Kopf für Käser im Sägemehl so etwas wie eine dritte Hand, seine starke Brücke hat ihn von vielen Niederlagen gerettet. Aber diese Nacken-Brücke wird Remo wohl nie mehr richtig einsetzen können. Fortsetzung folgt.