Kilian Wenger ist ein ziemlich mieser Sänger. Dennoch hat der Schwingerkönig von 2010 das grösste Glück in seinem Leben nicht zuletzt dank des deutschen Schlagers gefunden. Es ist an einem Samstagabend im Februar 2013, als der Diemtigtaler im legendären Schlagertempel in Kirchberg BE einkehrt.
Während der DJ Schlagerhits wie «Du hast mich tausendmal belogen» oder «Marmor, Stein und Eisen bricht» auflegt, erblickt Kilian erstmals eine Brünette mit Namen Anne-Katharine. Es ist der Beginn einer wunderschönen Love-Story. Anne-Katharine und Kilian sind in der Zwischenzeit zweifache Eltern. Von Tochter Mena Léanne (3) und Sohn Remo Darian.
Nun hat sich Wenger oberhalb von Spiez auf dem 2'362 Meter hohen Niesen mit der neuen Schweizer Schlagerfee verabredet, die im Januar ihr erstes Kind erwartet - Linda Fäh. Die Miss Schweiz von 2009 überreicht dem 100-fachen Kranzgewinner gleich zur Begrüssung ihr erstes Album. «Der Titel ‹Federleicht› passt ja wunderbar zu einem Top-Schwinger» witzelt Linda.
Die Ostschweizerin findet dann doch noch einen wirklich passenden Song für Kilian: «Der Titel ‹Wohin dein Weg dich führt› ist wie gemacht für Dich. Die Botschaft dieses Songs: Mach immer schön einen Schritt nach dem anderen. Und wenn dir mal ein Stein in die Quere kommt – kick ihn einfach weg und verliere dein Ziel nie aus den Augen.»
Heftiger Rückschlag vor drei Wochen
Am letzten Sonntag im Juli kommt Wenger auf Brünig tatsächlich ein richtig grosses Hindernis in die Quere. Nach der Niederlage gegen Pirmin Reichmuth muss der 32-Jährige den Wettkampf wegen starker Rückenbeschwerden abbrechen. Die ESAF-Teilnahme des unantastbaren Publikumslieblings war plötzlich in akuter Gefahr. Doch jetzt blickt der 190 Meter lange, 120 Kilo schwere Modellathlet dem königlichen Kräftemessen in Pratteln wieder mit Zuversicht entgegen: «Ich habe eine Spritze erhalten, deren Wirkung erst nach dem Eidgenössischen nachlassen sollte.»
Nie nachgelassen hat bei Linda Fäh das Interesse für den Schwingsport. «Schwingen und Schlager gehören in unserem Haushalt seit jeher zu den wichtigsten Themen. Mein Vater, der mit einem Trio Schlagermusik gemacht hat, ist ein grosser Schwing-Fan. Deshalb ist bei uns am Sonntag immer das Radio gelaufen und die ganze Familie hat zugehört, was am Schwingfest passiert.»
«Das sollten wir ausprobieren»
Grossen Wert auf die Pflege von Traditionen legt natürlich auch Kilian Wenger. «Die grundsätzlichen Werte müssen im Schwingsport unbedingt beibehalten werden.» Gleichzeitig appelliert der vierfache Eidgenosse dafür, dass sich die Schwingerfamilie gewissen Anpassungen nicht verschliesst: «Zum Thema VAR sage ich beispielsweise nicht grundsätzlich nein. Ich bin der Meinung, dass man mal einen Pilotversuch mit einem Video-Schiedsrichter machen sollte. Schliesslich kann so etwas nur dann seriös beurteilt werden, wenn man es ausprobiert hat.» Und noch etwas: «Matthias Sempach hat vorgeschlagen, dass bei Bergkranzfesten in Zukunft von jedem Teilverband gleich viele Vertreter in der Einteilung sitzen sollten. Ich finde diese Idee sehr gut.»
«Crazy Erlebnis» auf dem Matterhorn
Bevor sich die Schlager-Prinzessin und der Schwingerkönig auf die Heimreise begeben, schauen die beiden vom Spiezer Hausberg aus in die Walliser Alpen. «Vor zehn Jahren habe ich mit einer Freundin das Matterhorn bestiegen», erinnert sich Linda mit glänzenden Augen. «Es war ein crazy Erlebnis, auf das ich mich ein Jahr lang vorbereitet hatte. Die Höhe hat mir in der Nacht vor dem Aufstieg derart zugesetzt, dass ich in der Hörnli-Hütte kaum schlafen konnte. Aber letztendlich habe ich dank dieser Expedition viele Erfahrungen gewonnen, die mir auch im jetzigen Leben enorm weiterhelfen.»
Ist die Besteigung des Matterhorns auch für Kilian Wenger ein Thema? «Der Walliser Bergführer Rudolf Pollinger hat mir die Tour aufs Matterhorn bereits vor Jahren angeboten. Vielleicht werde ich dieses Angebot nach meiner Schwingerkarriere annehmen.»
Bis es soweit ist, dürfte es aber noch länger dauern. Zurzeit deutet nämlich vieles darauf hin, dass Kilian seine «böse» Laufbahn auch nach Pratteln für mindestens ein Jahr fortsetzen wird.