Hier legt Wicki Nötzli auf den Rücken
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Sieg im ISAF-Schlussgang:Hier legt Wicki Nötzli auf den Rücken

Zweiter Sieg am Innerschweizer
Wicki triumphiert in Ennetbürgen

Wirbelwind Joel Wicki bläst einmal mehr durchs Sägemehl. Ein Blitzsieg folgt auf den nächsten. Um den starken Berner Matthias Aeschbacher in Schach zu halten, braucht er jedoch einen genialen Schachzug eines Teamkollegen.
Publiziert: 03.07.2022 um 13:50 Uhr
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Aktualisiert: 03.07.2022 um 20:06 Uhr
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Joel Wicki gewinnt das Innerschweizerische 2022.
Foto: keystone-sda.ch
Nicola Abt

Schnell ist am Innerschweizer Schwingfest klar: Wollen die Einheimischen den Sieg in den eigenen Reihen behalten, müssen sie Matthias Aeschbacher ausschalten. Der Berner Gast stiftet mit seinem gefürchteten inneren Haken ein ums andere Mal Unruhe. Im ersten Gang vergräbt der Familienvater den fünffachen Eidgenossen Christian Schuler platt im Sägemehl.

Wie stark der Maurer an diesem Sonntag ist, erfährt Publikumsliebling Joel Wicki am eigenen Leib. Vor dem Mittag treibt Aeschbacher dem Entlebucher gleich mehrfach den Angstschweiss ins Gesicht. Mit viel Können und einer Prise Dusel kommt Wicki unbeschadet davon. Die beiden Top-Favoriten eilen nach dem Mittag im Gleichschritt von Sieg zu Sieg. Es deutet alles auf ein erneutes Wiedersehen im Schlussgang hin, wenn da nicht Reto Nötzli wäre. Der Sieger des ISAF 2014, der vor wenigen Wochen mit seiner Frau kirchlich geheiratet hat, legt alles, was er in die Finger bekommt aufs Kreuz. Und so stellt sich die Frage nach dem fünften Gang: Wicki oder Aeschbacher? Wer folgt dem zweifachen Kranzfestsieger in den Schlussgang?

Taktischer Kniff verhilft zum alleinigen Sieg

Die Einteilung lässt sich Zeit, viel Zeit. Ob sich der diskutable Schlussgang-Entscheid auf dem Stoos im Hinterkopf bemerkbar gemacht hat, bleibt ungeklärt. Wie beim Bergklassiker erhält auch diesmal der Einheimische den Vorzug. Wicki rückt nach und drückt Nötzli mit einem blitzsauberen Übersprung ins Sägemehl. Sekunden danach gibt er im Platzinterview bemerkenswerte Worte von sich: «Ohne mein Team wäre ich nicht alleiniger Festsieger geworden.»

Floskel-Alarm? Mitnichten! Entscheidendes hat sich Minuten zuvor ereignet, als der Entlebucher noch in der Kabine sass und sich langsam in den viel zitierten «Tunnel» begab. Matthias Aeschbacher griff mit Urs Doppmann zusammen. Die Ausgangslage war klar. Wenn der Berner Gast mit der Note zehn gewinnt, ist er bei einem Schlussgang-Triumph von Wicki zusammen mit dem Erstgekrönten von Zug 2019 Festsieger.

Ein Szenario, dessen sich Doppmann bewusst war und erfolgreich verhinderte. Dabei bediente sich der Teilverbandskranzer einem taktischen Kniff. Mit einer mirakulösen Rettungsaktion verhinderte er den Plattwurf. Als das Schlimmste verhindert war, liess er sich am Boden überdrehen. «Ich wusste von der Ausgangslage», sagt er nach dem Fest vielsagend. Es stellt sich nur die Frage: Wieso liess Matthias Aeschbacher den Griff nicht einfach früher los?

Aus der Note 10 wurde die Note 9,75. Und aus einem geteilten Festsieg wurde ein alleiniger Festsieg. Teamarbeit in Perfektion und Balsam auf die geschundene Innerschweizer Seele. Für Wicki ist es trotz zweitem ISAF-Sieg eine Premiere. Denn beim ersten Triumph 2018 musste er den Sieg teilen. In Ruswil gab es mit Christian Schuler, Christian Stucki und Wicki sogar einen Dreifach-Sieg.

Das Fest Gang für Gang zum Nachlesen

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