Christian Schuler (30) ist ein leidenschaftlicher Eishockeyfan. Doch diesmal lässt der Schwyzer Spitzenschwinger die Zuger Bossard Arena des EV Zug links liegen und fährt rund 500 Meter weiter bis zur westlichen Stadtgrenze. Hier hat der stärkste Innerschweizer vom letzten Eidgenössischen in Estavayer (Rang 4) einen Termin: Gemeinsam mit dem momentan bösesten Zuger Marcel Bieri (23) will er den Tatort des nächsten Eidgenössischen besichtigen.
Doch Bieri, der in der abgelaufenen Saison mit dem zweiten Rang auf dem Stoos glänzen konnte, meldet vor dem Gang auf das 1,5 Hektaren grosse Areal seine Vorbehalte an: «Es könnte Unglück bringen, wenn wir diesen Platz schon jetzt betreten.» Schuler schüttelt den Kopf: «Im Gegenteil – das wird uns Glück bringen.» Schuler marschiert mit entsprechend breiter Brust auf den Platz, wo heute in einem Jahr der neue Schwingerkönig erkoren wird.
Dort steht ein Mann, welcher vor 32 Jahren als bislang einziger Innerschweizer den Schwinger-Thron erobert hat – der Zuger Harry Knüsel (57). Die Begegnung mit Schuler weckt bei König Harry besondere Erinnerungen: «Mit seinem Vater Franz habe ich früher einige Gänge bestritten. Und als ich 1986 in Sion Schwingerkönig wurde, war Chrigels Onkel Thomas unser Innerschweizer Vertreter in der Einteilung.»
Schuler wurde erst 15 Monate nach Knüsels Sternstunde im Wallis geboren. Die Videoaufnahmen von Harrys königlichem Auftritt hat sich Chrigel aber schon öfters angesehen: «Harry war immer ein Vorbild von mir. Und ich wage zu behaupten, dass zu seiner Zeit gewisse Schwünge besser ausgeführt wurden als heute. Das ist vor allem auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Schwinger heute im Durchschnitt grösser und schwerer sind. Einige Schwünge funktionieren eben nur gegen leichtere Gegner richtig gut.»
Knüsel nickt und sagt: «Ich glaube, dass die Schwinger heute um fünf Prozent grösser und schwerer sind als zu meiner Aktivzeit.» Aber wie gross stuft Knüsel die Chancen ein, dass er in einem Jahr nicht mehr der einzige König der Innerschweiz sein wird?
«Die Nordostschweizer haben mit Samuel Giger, Armon Orlik und Daniel Bösch zwar eine sehr starke Spitze, dafür ist ihr Mittelfeld relativ schmal. Wir Innerschweizer besitzen in meinen Augen die ausgeglichenste Mannschaft – zusammen mit den Bernern. Daher dürfen wir dem kommenden Eidgenössischen bei uns daheim sehr zuversichtlich entgegenschauen.»
Knüsel verabschiedet sich deshalb mit einem Wunsch von Schuler und Bieri: «Ich hoffe, dass ich euch beide am 25. August 2019 um 16.50 Uhr auf genau diesem Platz wiedersehen werde.» Auf diese Uhrzeit ist nämlich der eidgenössische Schlussgang angesetzt!