Herztod von Kranzschwinger
Wie kann man sich davor schützen?

Der Tod des fünffachen Kranzschwingers Silvan Odermatt (†29) schockiert die Schweizer Sportszene.
Publiziert: 13.11.2015 um 14:26 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:27 Uhr
Interview von Sam Urech
Der fünffache Kranzschwinger Odermatt (r.) stirbt mit 29 Jahren. Hier ein Bild aus dem Jahr 2011 in Reichenbach.
Foto: Franz Niederberger

Herztod mit 29 Jahren! Wir fragen bei Christian Schmied (43) nach, wie das passieren konnte. Schmied weiss Bescheid: Er ist leitender Arzt am Universitären Herzzentrum Zürich.

Blick.ch: Herztod bei einem 29-jährigen Sportler. ­Überrascht Sie das?
Christian Schmied: Der plötzliche Herztod bei Sportlern kommt leider immer wieder vor und ist je nach Alterssegment auch nicht so selten. Aussergewöhnlich ist hingegen die Tatsache, dass Odermatt an einem Herzinfarkt gestorben sein soll. In diesem Alter sind es bei jungen Sportlern sonst eher angeborene Herzfehler, die zum Tod führen. Herzinfarktgefährdet ist man in der Regel erst ab etwa 30-35 Jahren, wobei selbstverständlich auch tragische Ausnahmen in jüngerem Alter möglich sind.

Warum gibt es bei jüngeren Sportlern selten Infarkte?
Ein klassischer Herzinfarkt tritt ein, wenn sich die Gefässe, in den allermeisten Fällen durch eine so genannte Arterienverkalkung, verengen und dadurch die Durchblutung behindert wird. Verantwortlich hierfür sind die klassischen Risikofaktoren wie etwa das Rauchen, Bluthochdruck, eine Zuckerkrankheit, ausgeprägtes Bauchfett, eine Cholesterinstoffwechselstörung aber auch Stress und Bewegungsmangel. Ausserdem können gewisse Dopingsubstanzen und Drogen (wie etwa Kokain) ebenfalls zu Arterienverkalkung oder akut zu gefährlichen Gefässkrämpfen führen. Bei jungen Sportlern sind diese Risikofaktoren eher selten, es sei denn es liegt eine vererbte bzw. genetische, familiäre Belastung vor. Als Sportler einen Herz-Infarkt mit 29 zu erleiden ist deshalb eher ungewöhnlich aber natürlich umso tragischer.

Wie kann man sich ­präventiv schützen?
Angeborene Herzfehler erkennt man in den allermeisten Fällen und sehr zuverlässig mit einer fachärztlichen Vorsorgeuntersuchung, die neben einer Befragung und kurzen Untersuchung vor allem ein EKG beinhalten sollte. Je nach den Befunden kann dann eine Risikobeurteilung und Sportempfehlung abgegeben werden. Schwieriger gestaltet sich die frühzeitige Erkennung einer gefährlichen Arterienverkalkung, die fatalerweise zum Herzinfarkt führen kann: Neben der Primärprävention durch die Berücksichtigung der oben genannten Risikofaktoren rate ich ebenfalls jedem älteren Sportler zu einer ärztlichen Vorsorgeuntersuchung, welche auch die Bestimmung der Cholesterinwerte im Blut beinhalten sollte. Ganz ausschalten lässt sich das Risiko aber letztendlich nicht, wie der Fall Odermatt tragisch zeigt.

Gibt Auskunft: Dr. med. Christian Schmied.
Foto: Universitätsspital Zürich
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