«Die Stimme ist wahrscheinlich in Deitingen geblieben», entschuldigt sich Patrick Räbmatter (31) am Tag nach seinem Triumph am Nordwestschweizerischen. Ganz schön heiser ist er. Kein Wunder, wenn man gehört hat, wie laut Räbmatter seinen legendären Jubel «Jabadabaduu!» nach dem gewonnenen Schlussgang gegen Adrian Walther herausgeschrien hat.
Nicht nur seine unbändige Freude, sondern auch den Frust der vergangenen Saison, ja der vergangenen Jahre schrie sich Räbmatter da von der Seele. «Es ist halt schon ein Moment her seit dem letzten Sieg. Acht Jahre sind eine lange Zeit. Das gestern, das war wie ein zweiter Geburtstag», erzählt der Uerkheimer.
Fast zu spät zur Siegerehrung
Entsprechend lange war die Schlange an Gratulanten, überall wurde Räbi abgeklatscht, umarmt, für ein Foto angehalten. «Bis ich es in die Garderobe geschafft habe, war es schon Viertel vor sechs. Und um sechs Uhr sollte ja schon die Rangverkündigung losgehen!» Dabei realisierte der Familienvater an diesem Punkt noch gar nicht, was gerade geschehen war. Die paar Minuten alleine in der Garderobe reichten nicht, um alles setzen zu lassen.
Nach der Rangverkündigung ging es für Räbmatter noch mal zum Siegermuni Lupin und in den Gabentempel, wo er sich zur Erinnerung ein Bild und eine Treichel aussuchte. Und dann? Ab ins Festzelt? Von wegen. Ab nach Hause! «Ich hatte schlicht keine Energie mehr. Es war ja doch auch ein strenger Tag. Und da war ich froh, zu Hause zu sein.»
Gedanken an den Rücktritt
Mit dem Sieg in Deitingen SO hat Räbmatter Mut getankt. Denn ein grosses Ziel hat der Aargauer noch. «Wenn ich im letzten Sommer den eidgenössischen Kranz gemacht hätte, wäre ich zurückgetreten», erzählt er. Diesen Plan behielt Räbmatter allerdings ganz für sich. Den Kranz hat er in Pratteln verpasst. Wie sich nun zeigt, vielleicht sogar zu seinem Glück: «Damals dachte ich: So will ich nicht gehen. Ich will die nächsten drei Jahre noch mal Vollgas geben, damit es in Mollis reicht.»
Das mit dem Gas geben gelang Räbmatter in dieser Saison aber lange nicht. Viermal segelte er an einem Kranz vorbei. Seine beste Platzierung bis zum Nordwestschweizerischen war ein fünfter Platz am Aargauer Kantonalen. «Ich habe mir schon langsam die Frage gestellt, woran das liegt. Aber am Sonntag ging der Knopf plötzlich auf. Ich habe nicht mehr an allem rumstudiert, sondern einfach geschwungen.»
Mit dem neu gewonnenen Selbstvertrauen macht sich Räbmatter nun auf den Weg Richtung Schwägalp – und in der Woche darauf dann nach Interlaken, ans Saisonhighlight Unspunnen.