Marcel Bieri, wir beginnen die Prüfung mit einer klassischen Zahlenfrage. Sind Sie bereit?
Marcel Bieri: Mathematik war in der Primarschule mein Lieblingsfach. Ob mir das etwas bringt …Das werden wir gleich sehen.
Also dann: Wie hoch muss das gewalzte Sägemehl im Ring mindestens sein?
Das fängt ja gut an, ich kann nur schätzen. 15 Zentimeter?
Sehr stark, das ist korrekt! Als nächstes die Promi-Frage: Wer ist der nach Kränzen gemessen der erfolgreichste Schwinger aller Zeiten?
Da tippe ich auf Nöldi Forrer, mit seinen 148 Kränzen oder so.
Schon wieder richtig! Arnold Forrer hat ganze 151 Kränze geholt. Es geht in die Tierwelt. Wie heisst der Siegermuni vom diesjährigen Unspunnen Schwinget? Kleiner Joker – der Name beginnt mit A.
Diese Fragen sind schwierig. Ich hab keine Ahnung. Adonis vielleicht?
Falsch, Araris. Schwamm drüber. Zur Geschichts-Frage. Woher hat der Schwung Wyberhaken seinen Namen?
Und wider muss ich raten. Aber das muss ja was mit Frauen zu tun haben. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Wyberhaken sowas wie ein Stöckelschuh ist? Bei diesem Schwung musst du ja die Ferse deines Gegners wegziehen, da würde das ganz gut passen. Oder? (lacht)
Kreativ geraten, aber auch falsch. Der Legende zufolge sollen die alten Eidgenossen ihren Frauen diesen Schwung beigebracht haben, damit sie sich bei einem Angriff verteidigen konnten. Bleiben wir in der Vergangenheit. Wann fand das erste Unspunnen Schwinget statt?
Lange her ists wohl. Sagen wir mal 1935.
Wieder falsch. Die richtige Antwort ist 1805. Kommen wir zum Fazit. Wenn wir beide Augen ganz fest zudrücken, gibts ein knappes genügend. Waren Sie früher ein besserer Schüler?
Schlecht war ich nicht, aber auf jeden Fall sehr minimalistisch. Das hat sich von der ersten Klasse bis zur Lehre durchgezogen. Hausaufgaben nahm ich nicht immer ganz so ernst. Ausser in der Mathematik. Da habe ich jeweils sämtliche Übungen im Aufgabenheft freiwillig zu Hause gelöst und die Planung des Lehrers total über den Haufen geworfen. Das war wohl auch recht nervig für ihn. Er musste für mich immer irgendwelche Spezialaufgaben aus dem Ärmel schütteln.
Und wie sind Sie jetzt als Lehrer? Immer noch ein Minimalist? Oder gar ein Böser?
Zum Glück weder noch. Manchmal möchte ich strenger sein, aber ich bin ein recht entspannter Lehrer. Bis ich Strafen verteile, braucht es wirklich sehr viel. Ich will, dass die Kids sich in der Schule entfalten können. Bei mir im Klassenzimmer läuft auch mal Hintergrundmusik, das kommt gut an.
Haben Sie einen anderen Status bei den Schülerinnen und Schüler, weil Sie Schwinger sind?
Gar nicht. Ich bin sogar positiv überrascht, wie wenig das ein Thema in meiner Klasse und an der ganzen Schule ist. Es ist mir wichtig, mein Privatleben und meinen Arbeitsalltag zu trennen.
Mal eine Lektion im Schwingkeller anstatt in der Turnhalle ist also keine Option?
Doch, in einer Sportwoche habe ich angeboten, den Primarschülerinnen und Schüler das Schwingen beizubringen. Und habe damit sicher auch den Eltern eine grosse Freude gemacht, als ihre Kids voller Sägemehl nach Hause gekommen sind (lacht)!
Nun steht das Zuger Kantonale vor der Tür. Folgt Sieg Nummer drei am Heimfest?
Meine letzte Saison war recht durchwachsen. Entsprechend will ich nicht zu hoch stapeln. Ich hatte im letzten Jahr extrem hohe Erwartungen an mich selbst. Das hat mich manchmal ausgebremst. Nun ist dieser Druck nicht mehr so präsent. Darum - ein Kranz am Zuger wäre toll, alles Weitere ist Bonus.