Es ist der 26. Mai 2013, als Unspunnen-Sieger Daniel Bösch und der zweifache Rigi-Triumphator Urban Götte mächtig Sägemehlstaub aufwirbeln. Die beiden Toggenburger stehen sich an diesem Tag beim St. Galler Kantonalen in Benken im Schlussgang gegenüber und präsentieren sich in Top-Form. Bösch entscheidet den finalen Kampf mit einem wuchtigen «Churz» zu seinen Gunsten. Der «Urbi» gratuliert dem Dani in fairer Schwinger-Manier zum Sieg.
In der Zwischenzeit aber haben beide mit dem wohl brutalsten Gegner Bekanntschaft gemacht - dem Krebs. Bei Bösch wurde vor ein paar Wochen ein bösartiger Tumor entdeckt. Göttes Leidensgeschichte begann bereits im letzten Herbst. Dabei fühlte sich zunächst alles ganz harmlos an. «Ich hatte Grippe-Symptome und spürte im Hoden ein leichtes Ziehen. Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es sich bei mir um ein schwerwiegendes Problem handelt. Ich bin deshalb auch nicht sofort zum Arzt gegangen», erzählt Götte.
Schock-Diagnose Hoden-Krebs
Ein paar Wochen später sucht der dreifache Eidgenosse dann doch medizinischen Rat. Eine erste Untersuchung liefert schlechte Blutwerte, Götte muss in die Röhre und ein MRT über sich ergehen lassen. Danach steht fest, dass der fünffache Kranzfestsieger an Hodenkrebs erkrankt ist! «Die Diagnose war im ersten Moment natürlich ein heftiger Schock, zumal ich zu Hause Frau und Kinder habe.»
Es folgt die härteste Zeit im Leben des 38-Jährigen. Während drei Monaten bestimmt die Chemotherapie den Alltag des gelernten Zimmermanns. Die gewünschte Wirkung bleibt zum Glück nicht aus, Götte scheint den Krebs besiegt zu haben! «Bei den letzten Untersuchungen waren meine Werte sehr positiv. Ich kann wieder meiner Arbeit nachgehen und absolviere als Technischer Leiter einmal pro Woche ein Training mit den Toggenburger Schwingern.»
Der starke Glaube an Bösch
Daniel Bösch ist dagegen noch längst nicht über den Berg, seine «Chemo» wird noch sechs Monate anhalten. Urban Götte spricht seinem Kameraden Mut zu: «Ich bin mir sicher, dass Dani diesen schweren Kampf gewinnen wird.»
Einen besonderen Bezug zu Bösch hat übrigens auch Damian Ott (21), der letzten Samstag in sensationeller Manier auf dem Weissenstein siegte. «Dani gehörte im Schwingklub Wil zu meinen wichtigsten Lehrmeistern. Egal, was ich ihn gefragt habe - ich habe von ihm immer eine gute Antwort erhalten.» Auch deshalb glauben seine Freunde daran, dass ihr Dani nun im Kampf gegen den Krebs die Oberhand behalten wird. (M.W.P.)