Wicki und die starken Maschinen
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Eidgenosse ist ein PS-Narr:Eidgenosse Wicki ist ein PS-Narr

Egal ob Bagger, Töff oder Traktor – Hauptsache Motor
Eidgenosse Wicki ist ein PS-Narr

Er liebt Maschinen und PS: Schwinger Joel Wicki ist glücklich, «wenn der Motor knurrt». Nur Helikopterfliegen ist nichts für ihn.
Publiziert: 27.07.2020 um 20:12 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2020 um 10:47 Uhr
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Joel Wicki liebt es, mit dem Motorrad unterwegs zu sein.
Foto: STEFAN BOHRER
Emanuel Gisi (Text) und Stefan Bohrer (Fotos)

Egal, ob Töff, Bagger, Pisten maschine oder Traktor: Wenn Joel Wicki (23) eine grosse Maschine in die Finger bekommt, ist er rundum zufrieden. «Von klein auf war das so», sagt der Entlebucher Eidgenosse. «Immer schon. Denn mein Vater hat bereits gebaggert, ich habe früh angefangen, mit landwirtschaftlichen Maschinen zu fahren. Alles, wo du den Schlüssel drehen kannst und der Motor zu knurren beginnt, fasziniert mich.»

Wer Joel Wicki schwingen sieht, versteht ziemlich schnell, warum die Faszination bis heute angehalten hat. Für einen Spitzenschwinger ist der 1,83 m grosse Schlussgangteilnehmer vom Eidgenössischen 2019 in Zug eigentlich zu klein. Um Erfolg zu haben, muss bei ihm alles zusammenpassen: Kraft, Explosivität, Timing, Taktik. Jede Schraube muss angezogen sein.

Und Erfolg hatte er zuletzt. Wie eine perfekt geölte Maschine absolvierte er die letzten Sommer. In der ESAF-Saison war Wicki der konstanteste Schwinger. Beim Saisonhöhepunkt in Zug dominierte er, erst im Schlussgang musste er sich König Christian Stucki geschlagen geben. Als Trost blieb der Titel als Erstgekrönter, zuvor hatte er auf dem Stoos gewonnen und in der Punktewertung der Schwingerbibel «Schlussgang» war er Ende Saison die Nummer 1.

Weil diese Saison nicht geschwungen werden kann, muss sich der Eidgenosse mit den nächsten Glanztaten gedulden. Langweilig wird ihm aber nicht: Als einer von ganz wenigen Spitzenschwingern arbeitet der gelernte Baumaschinenmechaniker ohnehin schon Vollzeit. Kürzertreten ist derzeit keine Option.

Wie Helikopterfliegen

Und so tut Wicki in diesen Tagen, was er auch sonst immer tut: «Früh aufstehen, einen Kaffee trinken, sehen, wie der Tag wird. Und dann ab auf die Baustelle.» Heute gibt es für ihn ein ganz besonderes Zückerchen: Er darf sich in die Führerkabine eines Schreitbaggers setzen. Eine Maschine, mit der dank Krallen und Rädern auch im unwegsamen Gelände gearbeitet werden kann. «Das ist wie Helikopterfliegen», sagt Wicki mit Blick auf die vielen Knöpfe und Hebel. «Wenn du so einen bedienen kannst, dann kannst du richtig gut Baggerfahren.»

Hubschrauberpilot wäre allerdings kein Job für ihn. «Helifliegen verbinde ich mit meinem Unfall gegen Daniel Bösch 2016 auf der Schwägalp, wo sie mich mit gebrochenem Unterschenkel ins Spital fliegen mussten.»

Unlängst wurde er wieder einmal an die Verletzung kurz vor dem Eidgenössischen 2016 erinnert: Diese Woche erst liess er sich die Schrauben und Platten entfernen, die beim Bruch damals eingesetzt worden sind. Damit verpasste er das Eidgenössische in letzter Sekunde, musste mit kaputtem Bein mitansehen, wie die Kollegen den Saisonhöhepunkt bestritten.

Vernünftig auf dem Töff

Dann doch lieber Baggerfahren – oder nach Feierabend ab auf den Töff. Mit seiner Ducati Monster braucht Wicki von Sörenberg 40 Minuten auf den Brünig, den Pass, der das Hoheitsgebiet der Berner Schwinger mit der Innerschweiz verbindet. Dort, wo dieses Wochenende das legendäre Bergfest hätte stattfinden sollen, wo Wicki zuletzt zweimal im Schlussgang stand, bleibt die Arena leer. Aufgedreht wird der Gashebel aber nur in ausgewählten Momenten. «Ich bin keiner, der es forciert», sagt er. «Klar macht es Spass, wenn man die Maschine ein bisschen kitzeln kann. Aber ich bin ein ziemlich vernünftiger Fahrer. Der Töff ist mir nicht wichtiger als mein Leben.» Helikopterfliegen ist bekanntlich nicht seine Sache.

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