Vor gut einer Woche geschieht das Unfassbare: Schwingerkönig Matthias Glarner (31) fällt von einer Gondel 12 Meter in die Tiefe. Der Berner hat gleich mehrere Schutzengel, überlebt den Sturz und erleidet «nur» eine Beckenringsprengung und eine Sprunggelenksverletzung. Heute verlässt Glarner das Inselspital und tritt vor die Medien.
Die Erleichterung, dass sich «Mätthel» wohl wieder vollständig von seinen Blessuren erholen wird, ist gross. Gleichzeitig steht die Suche nach der Unfallursache im Raum. Ebenso geht es darum, wer wofür haftet.
Für Versicherungs-Experte Felix Schneuwly ist folgende Frage entscheidend: «Sind alle Sicherheitsmassnahmen eingehalten worden?» Wenn nicht, müsse man herausfinden, wer sich nicht an die Standards gehalten hat. Es gibt drei mögliche Szenarien:
1. Der Arbeitgeber ist schuld
Das wären in diesem Fall die Bergbahnen Meiringen-Hasliberg, bei denen Glarner zu 60 Prozent angestellt ist. Haben sie etwas unterlassen, das sie nicht hätten unterlassen dürfen? Sollte es so sein, würde die Unfallversicherung, bei der Matthias Glarner automatisch via Arbeitgeber versichert ist, die Kosten übernehmen. Gleiches gilt für den Lohnausfall, welcher von der Taggeldversicherung beglichen wird. Schneuwly: «Der Versicherer kann aber bei Grobfahrlässigkeit auch einen Regress machen und gewisse Kosten auf den Arbeitnehmer abwälzen.»
2. Glarner ist schuld
Sollte seinerseits der Schwingerkönig grobfahrlässig gehandelt haben, könnte der Unfallversicherer seine Leistungen kürzen. Sprich: Glarner müsste selbst einen Teil der Kosten übernehmen. Aber nicht alle! Schneuwly: «Auch bei Grobfahrlässigkeit übernimmt die Versicherung einen Teil der Kosten.»
3. Es war ein technisches Problem
Ein mögliches Szenario: Glarner war gesichert, aber das Seil oder der Haken defekt – nicht wegen Abnützung oder falscher Handhabung, sondern weil das Produkt mangelhaft war. «Dann ist es ein Haftpflichtfall», so Schneuwly. Sprich: Der Hersteller der Sicherheitsausrüstung würde zur Kasse gebeten.
Eine vierte Option wäre, dass jemand Drittes für den Unfall verantwortlich wäre. Dies kann aber mit grosser Sicherheit ausgeschlossen werden. Und so bleibt es dabei: Noch ist nicht bekannt, was genau zum Sturz von Glarner geführt hat. Seine Schilderungen, vor allem aber die Untersuchungen durch die Polizei werden Licht ins Dunkel bringen.