Mike Müllestein ist es sich gewohnt, Schwergewichte herumzuwuchten. Der Schwyzer Schwinger macht die ganze Woche nichts anderes: Von Montag bis Freitag arbeitet der 29-Jährige als Zügelmann beim Umzugsunternehmen Hauruck.
Und am Sonntag ist der Fall ohnehin klar. Dann versucht er, die schwere Konkurrenz auf den Rücken zu legen.
Ein Vorteil? Wer unter der Woche 250 Kilo schwere Klaviere durch enge Treppenhäuser trägt, bekommt ob der 150-Kilo-Brocken, die sich einem auf dem Schwingplatz gegenüberstellen, keine Schweissperlen auf der Stirn. Könnte man meinen.
Eine Verletzung nach der anderen bremst ihn
«Es hilft schon, dass ich bei der Arbeit viele schwere Dinge schleppen muss», sagt Müllestein. Zu wenig Krafttraining macht er, der seit Jahren mit den Laimbacher-Brüdern zusammenarbeitet, mit Sicherheit nicht. «Ich muss eher aufpassen, nicht ins Übertraining zu gehen.»
Mancherorts hat man ihn vom Talent her mit dem Innerschweizer Überflieger Joel Wicki verglichen. Wie der Entlebucher ist auch Müllestein ein offensiver Schwinger. Wenn er ins Sägemehl steigt, läuft etwas.
Beim Palmarès allerdings hören die Parallelen auf. Erst ein Kranzfest hat Familienvater Müllestein gewonnen. Wicki, acht Jahre jünger, steht bereits bei sechs Siegen. «Das stört mich nicht», sagt Müllestein. «Ich gebe mein Bestes, das ist das Wichtigste.»
Und er weiss: Mit ein bisschen weniger Verletzungspech sähe die Statistik anders aus. Drei Schulterverletzungen, eine am Schlüsselbein, drei an den Knien plagten den Schwyzer in den letzten Jahren.
Auch, weil er sich nicht bremsen konnte mit Arbeit, Training und Wettkampf. «Ich musste erst lernen, weniger zu machen. Mache ich etwas richtig, dann gebe ich immer Gas.» Erst vor ein paar Jahren habe ihn sein Mentaltrainer dazu gebracht, kürzerzutreten.
Die letzte Verletzung hatte allerdings nichts mit Übertraining zu tun: Am Berner Kantonalen vor einem Jahr verletzte er sich gegen Schwingerkönig Kilian Wenger am Innenband. Die Saison war futsch, der Höhepunkt Unspunnen ging ohne ihn über die Bühne.
Flitterwochen nach dem Saisonabschluss
«Das ist das Bitterste», sagt Mike Müllestein. «Du kämpfst dich immer wieder zurück, hast das Gefühl, du kannst die Grossen schlagen, aber es reicht nie ganz. Weil du den Rhythmus nicht hast oder verletzt bist.»
Beklagen will er sich aber nicht. Dieses Jahr schon gar nicht. Fünf Kränze hat er bereits gewonnen, und auf der Rigi will er dort anknüpfen – geht es so weiter, kann Müllestein bis zum Saisonende auf neun davon kommen.
Ob es nun noch ein paar mehr werden oder nicht – Grund zur Vorfreude auf den Saisonabschluss mit dem Nordwestschweizerischen am 5. August gibt es ohnehin: Unmittelbar danach geht es nämlich auf Hochzeitsreise.
Wenig überraschend wird auch da mit grossem Gerät hantiert. Die Müllesteins sind drei Wochen in Schweden unterwegs – mit dem Wohnmobil.
Spitzenpaarungen, 1. Gang Rigischwinget
Joel Wicki – Armon Orlik
Andreas Ulrich – Roger Rychen
Mike Müllestein – Domenic Schneider
Erich Fankhauser – Raphael Zwyssig
Reto Nötzli – Tobias Krähenbühl
Andi Imhof – Daniel Bösch
Marcel Bieri – Samir Leuppi
Stefan Burkhalter – Benji von Ah
Alex Schuler – Beni Notz
Philipp Gloggner – Mario Schneider
Südwestschweizer
Lario Kramer – Christian Schuler
Benjamin Gapany – Marcel Kuster
Pa. Piemontesi – S. Schurtenberger
Mickael Matthey – Remo Käser
Steven Moser – Martin Hersche
Marc Guisolan – Christian Gerber
Marc Gottofrey – Christoph Bieri
Vincent Roch – Tobias Widmer