Sie sind schwere Brocken, harte Hunde, stoische Charaktere: Bei den Schwingern im Sägemehl waren Gefühle lange Zeit nicht erwünscht. Wer seinen Gegner auf dem Schwingplatz besiegte, reichte ihm die Hand, wischte ihm dann den Rücken ab. Erst danach, so die traditionelle Meinung, war Jubel erwünscht. Wenn überhaupt.
«Habe ihn in den Pool geschickt»
Mittlerweile sind die Sitten nicht mehr ganz so streng. Auch Christian Stucki (34), frischgebackener Schwingerkönig, jubelte nach seinem Schlussgang-Sieg über Joel Wicki (22) überschwänglich. Logisch, soeben hatte er seiner Karriere im wahrsten Sinne des Wortes die Krone aufgesetzt.
Passend sind die grossen Gefühle bei Stucki sowieso. Der sanfte Riese aus dem Seeland wird nämlich schon vor dem Schlussgang zum Emotionen-Bündel. Im «SRF» beschreibt Stuckis Athletik-Trainer Tommy Herzog die Momente vor dem alles entscheidenden Duell. «Habe ihn in den Pool geschickt», sagt Herzog. «Da ist er widerwillig reingestiegen. Ich habe gemerkt, dass es bei ihm hoch und runter geht, dass er sich zu konzentrieren versucht. Mein Bauch hat mir gesagt: Der muss das lösen, der muss weinen!»
Dank Psycho-Trick zum Erfolg
Darum griff Herzog zum Psycho-Trick. «Ich habe ihm von seiner Frau und seinen Kindern erzählt. Wie stolz sie jetzt schon auf ihn sind. Und dann hat es angefangen, den hat es geschüttelt.»
Ein Kniff, der zum Erfolg führt. «Es musste raus, die Emotionen, der Druck, den ich mir gemacht habe», sagt Stucki. All die Fragen, die er davor hatte: «Was ist, wenn ich den Schlussgang verliere? Das musste raus. Das war die Schlüsselstelle, dass ich ‹lätschen› konnte.»