Veränderungen am Schwarzsee
Hat das Schwarzsee-Schwinget eine Zukunft? Diese Frage beschäftigt die Region seit geraumer Zeit. Das Bergkranzfest findet auf dem Gelände des Sport- und Freizeitzentrums des Kantons Freiburg statt. Das hat nun zu einem Nutzungskonflikt geführt. Bereits wenige Tage nach dem Schwarzsee-Schwinget wird der Rasen wieder benötigt. Regnet es wie gestern, ist der Platz vorerst nicht benutzbar.
Schliesslich fand man einen Kompromiss. Der Grosse Rat bewilligte einen Kredit von 1,3 Millionen Franken für eine neue Sportanlage neben der Schwingarena. Zudem wird die Dreifachturnhalle im März nächsten Jahres abgerissen und neu gebaut. Daher muss das Schwingfest vorübergehend auf einen anderen Platz ausweichen. Dieser liegt nur wenige hundert Meter entfernt.
Da die neue Dreifachturnhalle mehr Platz benötigt, wird die originale Schwingarena um einige Meter in Richtung See verschoben. Gemäss Blick-Infos ist es deshalb denkbar, die Haupttribüne seitlich zu platzieren, sodass nicht auf Zuschauerplätze verzichtet werden muss. Die Arena war am Sonntag mit 4250 Menschen ausverkauft.
Giger-Pleite sorgt für Diskussionen
Mit dem gewaltigsten Kurzzug des Tages bringt Adrian Walther die Schwarzsee-Arena zum Beben. Topfavorit Samuel Giger fliegt durch die Luft und landet einige Sekunden später auf dem Rücken. Was für eine Szene im ersten Gang! Die Notengebung sorgte danach bei einigen Schwing-Fans für Diskussionen. Giger erhielt für seine Niederlage nicht die übliche Note 8,50, sondern wurde mit einer 8,75 belohnt. «Das ist eine Frechheit!», polterte jemand auf Facebook. Auch in der Arena waren die Meinungen geteilt. Eine klare Meinung dazu hat SRF-Experte und König Adrian Käser: «Samuel war nahe am Sieg. Am Anfang dominierte er den Gang. Seine Note ist korrekt.» Überdurchschnittlich viele verlorene Gänge wurden mit der Note 8,75 belohnt. Weniger grosszügig waren die Kampfrichter bei den Gestellten. Blick hat erfahren, dass sie in der Mittagspause dazu angehalten wurden, auch einmal die Note neun zu schreiben.
Grosse Emotionen bei Orlik
Armon Orlik (29) ist einer der konstantesten Schwinger der letzten Jahre. Das beweist ein Blick auf seine Statistik. 2016 hat der Bündner am Schwarzsee als Neunter den Kranz um einen Viertelpunkt verpasst – seither ist ihm das bei keinem Fest mehr passiert, bei dem er alle Gänge bestritt. So hat er in den letzten acht Jahren 42 seiner 62 Kränze gewonnen, drei davon bei Eidgenössischen. Bei 18 Kranzgewinnen durfte sich der Bündner gleichzeitig auch als Festsieger (insgesamt 22 Mal) feiern lassen. Es könnten sogar noch zwei Kränze mehr sein – hätte Orlik 2019 auf der Schwägalp und 2023 am Thurgauer Kantonalen nicht nach einem respektive zwei Gängen aufgeben müssen.
Nun schliesst sich der Kreis und er holt auch an dem Fest einen Kranz, an dem er ihn letztmals verpasste. Damit komplettiert er seine Bergkranz-Sammlung. Ein besonderer Moment. «Das war eine enorme Willensleistung», sagt Orlik sichtlich bewegt. «Gefühlt hatte ich den ganzen Tag einen Puls von 120. Mir fehlte die Lockerheit. Ich wollte diesen Kranz unbedingt.» Bis Donnerstag wusste Orlik nicht, ob er am Schwarzsee schwingen kann. Der Rücken machte wieder Probleme. Das gab ihm zu denken. «Ich habe an mir gezweifelt.» Diese Zweifel verschwinden nicht sofort. «Vieles spielt sich im Kopf ab. Ich arbeite daran, das in den Griff zu bekommen.»
Aufgepasst auf diesen Berner
Mit Lars Zaugg (21) etabliert sich ein weiterer junger Berner in der erweiterten Spitze. Am Schwarzsee sicherte sich der Metzger seinen vierten Bergkranz. Allzu lange feiern konnte der 1,90-Meter-Mann nicht. Bereits um 05.30 Uhr am Montag stand er wieder in der Metzgerei in Heidbühl im Emmental. Zaugg sieht seinen Arbeitsalltag als Vorteil. «Am Sonntag musste ich genauso früh aufstehen wie unter der Woche. Daran gewöhnt sich der Körper. So bin ich immer von Anfang an bereit.» Tatsächlich bodigte er im ersten Gang mit Gian Maria Odermatt (19) ein Talent aus der Nordostschweiz. Im Kampf um den begehrten Kranz bezwang er den Eidgenossen Benjamin Gapany.
Es ist sein viertes Eichenlaub in diesem Jahr. Die letzte Saison verpasste er grösstenteils wegen eines Innenbandrisses. Ein Kranzfestsieg blieb ihm bisher verwehrt. «Dafür muss ich noch aggressiver schwingen. Der letzte Zwick, der Killerinstinkt fehlt.» Für die Zukunft kann er sich eine Zusammenarbeit mit einem Mentaltrainer vorstellen. Wo er keine Hilfe braucht, ist beim Einschlafen. «Ich bin immer müde», sagt er lachend.
König Glarner erstmals TV-Experte
Eine Premiere erlebten die TeleBärn-Zuschauer am Schwarzsee. Schwingerkönig Matthias Glarner gab sein Debüt als TV-Experte. Nach jedem Gang ordnete der Meiringer die einzelnen Kämpfe ein. «Es hat viel Spass gemacht, einmal eine etwas andere Perspektive einzunehmen», sagte er nach seinem gelungenen Einstand gegenüber Blick. «Geplant ist ein weiterer Einsatz am Bernisch Kantonalen, worauf ich mich sehr freue. Anschliessend werden wir sehen, ob ich in Zukunft noch mehr als Experte auftreten werde.»