Am Schluss hat Pirmin Reichmuth (23) schon fast ein schlechtes Gewissen. «Am Ende habe ich ein bisschen auf Zeit gespielt», sagt der Zuger über seinen Schlussgang gegen den Entlebucher Joel Wicki. «Das tut mir leid.»
Muss es nicht. Was Reichmuth beim ersten Brünig-Auftritt seiner Karriere aufführt, ist beeindruckend. Er und Wicki dominieren die ersten fünf Gänge nach Belieben. Die beiden Berner Könige haben nichts zu bestellen: Reichmuth besiegt zum Auftakt Kilian Wenger, Wicki legt Matthias Glarner aufs Kreuz. Und die Kollegen ziehen mit, kein einziger der acht Berner Eidgenossen kann sein Auftakt-Duell gewinnen.
«Das tut schon weh»
Die Innerschweizer sind so überlegen, dass sie bereits im vierten Gang aufeinander losgelassen werden. «Wir hatten nie eine Chance auf den Festsieg», sagt Peter Schmutz, Technischer Leiter der Berner. «Das haben wir uns anders vorgestellt, das tut schon weh.»
Reichmuth hat im Schlussgang gar eine historische Chance. Weil er seine ersten fünf Gänge mit der Maximalnote 10 gewinnt, könnte er mit einem Sieg auf 60 Zähler kommen. Ein Kunststück, das auf dem Brünig nur Legende Rudolf Hunsperger (†72) gelang – 1974.
Reichmuth: «Ich war mir dessen bewusst. Aber der Brünig ist eine Riesennummer. Es wäre blöd gewesen, den Festsieg für diese Marke zu riskieren.» So oder so ist der Tag ganz nach dem Geschmack des Zugers. «Es ist richtig geil, so zu schwingen. Mit Nebel und Regen hat es etwas Episch-Heroisches.»
Reichmuths Zaubertrank
Nach starkem Saisonstart mit drei Festsiegen, kurzer Baisse und anschliessender Pause ist er wieder im Schuss: «Der Hunger ist zurück.» Auch dank eines Geheimrezepts, wie er grinsend verrät: «Molke-Drink von der Rigi! Trinke ich jeden Tag.»
Ein Zaubertrank? Womöglich. Aber vielleicht hat Joel Wicki auch einen. Der andere bärenstarke Innerschweizer kann als Einziger Reichmuth auf den Zahn fühlen. Gegen seine Explosivität scheint kein Kraut gewachsen. «Ich liebe Feste wie den Brünig», sagt Wicki. «Und wenn wir als Team so stark sind. So ist für uns auch beim Eidgenössischen vieles möglich.»
Die Rivalen sind jedenfalls beeindruckt. «Wicki ist eine Granate», sagt auch König Matthias Glarner, der als Symbolfigur für die geschlagenen Berner herhalten muss. Der Meiringer verpasst bei der Rückkehr auf seinen Hausberg den 13. Brünig-Kranz. «Das ist im ersten Moment bitter», sagt er. «Ich habe ein hartes Notenblatt, das ist für mich das Positive. Aber ich bin weiter weg von der Spitze, als ich gedacht habe.»
Vier Wochen bleiben ihm und seinen Bernern nun bis zum Eidgenössischen. Dann müssen sie eine Antwort parat haben.
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