Das Schwingen hat in den letzten 20 Jahren einen enormen Aufschwung erlebt. Zum einen ist dieser faszinierende Zweikampf zum Spitzensport für muskelbepackte Top-Athleten geworden. Zum anderen werden traditionelle Werte gepflegt und Kameradschaft und Fairness sind auf Schwingplätzen nach wie vor keine leeren Worthülsen. Das trifft den Zeitgeist.
Aber natürlich ist das Schwingen kein Hort der immerwährenden Glückseligkeit. Der Nationalsport hat seine Unschuld längst verloren. Geld und Sponsoren spielen eine immer wichtigere Rolle. Eitelkeit, Intrigen, Neid und Missgunst gibt es auch im Schwingen.
Und Doping! Dass jetzt mit Martin Grab ausgerechnet einer der ganz Grossen und ein absoluter Gentleman im Sägemehl in einer Kontrolle hängen bleibt, schockiert trotzdem. Ausgerechnet Grab. Fünffacher Vater, erfolgreicher Geschäftsmann, ein Baum von einem Mann. Kein Träumer. Sondern bodenständig wie kaum ein anderer.
Aber halt auch wahnsinnig ehrgeizig. Als er sich beim Innerschweizer Schwingfest vor einem Jahr mit Schmerzen durch das Fest quälte und sich auch schwächeren Schwingern geschlagen geben musste, da kamen die Sprüche und Nadelstiche. Der Alte, so der Tenor, hat den Abgang verpasst.
Hohn und Spott. Der Stachel sass tief. So wollte Grab nicht abtreten. Das war für ihn eine Frage der Ehre. Er wollte es noch einmal allen zeigen. Noch einmal schwingen wie der junge, schmerzfreie Grab. Ein letzter Triumph. Es gelang.
Aber getrieben von dieser Mission hat er nun wohl verbotene Substanzen zu sich genommen. Und sich mit diesem naiven Verhalten den schönen Abgang ruiniert. Jetzt geht er leider durch die Hintertüre.