Henryc Thönen ist Sympathisant des FC Basel. Gleichzeitig trägt der FCB die Hauptschuld, dass der 19-fache Kranzgewinner morgen beim Basel-Städter-Schwingertag im Kräftemessen mit den ganz bösen Gästen Wenger, Schuler und Käser keine einheimische Unterstützung erwarten kann. «Seit dem Rücktritt von David Sigg bin ich der einzige Aktivschwinger aus dem Kanton Basel-Stadt. Das ist vor allem auf die Tatsache zurückzuführen, dass in dieser Region die meisten Buben beim FCB spielen wollen.»
Auch Thönen ist bis zu seinem 12. Lebensjahr in den Farben des SC Binningen dem Fussball hinterher gerannt. Aber seit ihn ein Nachbar mit in den Schwingkeller genommen hat, ist der kräftige Bursche im Sägemehl hängen geblieben.
Der 25-Jährige ist nicht nur wegen seiner städtischen Herkunft ein aussergewöhnlicher Schwinger. «Ich stamme aus einer Akademiker-Familie. Mein Vater ist Rechtsanwalt, die Mutter hat lange als Lehrerin gearbeitet und mein älterer Bruder studiert Psychologie.»
Henryc ist jetzt neben seiner Mama der einzige «Unstudierte» im Thönen-Clan: «Weil ich früh mein eigenes Geld verdienen wollte und immer besonders gerne Fleisch hatte, habe ich nach der Ausbildung zum Kaufmann Metzger gelernt. Heute arbeite ich als Betriebs-Controller bei Bell.»
Training in der Fremde
Und damit er im Schwingtraining in der Stadt Basel nicht gegen Gummipupen schwingen muss, geht er halt fremd. Thönen, der stärkste Bebbi, trainiert regelmässig im Bernbiet. «Ich habe im Mallorca-Urlaub die Berner Kranzschwinger Remo Käser, Stefan Studer und Michael Heiniger kennengelernt. Wir haben uns auf Anhieb sehr gut verstanden und haben eine Trainingsgruppe gegründet, die von Res Lanz (Ex-Coach der Siebenkämpferin Linda Züblin) geleitet wird.»
Die schweisstreibenden Einheiten in dieser Gruppe wirken sich massiv auf Thönens Körper aus – Henryc hat so viel Muskelmasse zugelegt, dass er sein Gewicht innert zwölf Monaten von 105 auf 114 Kilo steigern konnte.
Richtig stark machen das Nordwestschweizer Muskeltier aber auch die Besuche im Schwingkeller in Kirchberg bei Burgdorf: «Hier trainiere ich jeden Dienstag unter der Anleitung von Matthias Sempach. Ich profitiere enorm vom König.» Der bodenständige Thönen wird aber auch einem Baselländer für immer dankbar sein: «Mein Heim-Schwinklub Binningen hat in den letzten Jahren vor allem von der grandiosen Arbeit von Andreas Henzer gelebt. Ohne ihn wäre ich als Stadtbasler Schwinger nie in die Kränze gekommen.»