Der Nachname Kämpf passt perfekt zum zweifachen Brünig-Triumphator (2015/2017). Seinen heroischen Kampfgeist entwickelt der Berner in jungen Jahren in seinem prächtigen, aber abgelegenen Elternhaus oberhalb des Thunersees.
Bis zum 13. Geburtstag muss der Bauernbub den steilen Weg vom Schulhaus Sigriswil hinauf zu seinem Daheim in der Wiler Vorsass fast täglich zu Fuss bewältigen. «Diese Märsche haben sich auf jeden Fall positiv auf meine Fitness ausgewirkt. Aber dank einer Spezialbewilligung durften meine Geschwister und ich wegen des beschwerlichen Schulwegs die Töffli-Prüfung ein Jahr früher als die Klassenkameraden machen», erinnert sich Kämpf.
Umso beschwerlicher war der Weg, den Kämpf in den letzten Jahren als Schwinger gehen musste. Im Herbst 2016 entdecken die Ärzte gravierende Schäden an Kämpfs Hüfte. «Aber weil ich im Sommer 2017 unbedingt meinen ersten Südwestschweizer Kranz gewinnen und am Unspunnen teilnehmen wollte, habe ich die notwendige Operation um ein Jahr verschoben.» Fazit: Beim Teilverbandsfest der Südwestschweizer triumphiert Kämpf zwar, am Unspunnen kann er aber nach dem dritten Gang fast nicht mehr laufen. Deshalb legt der gelernte Elektro-Monteur seine arg lädierte Hüfte kurz darauf unters Messer und verzichtet auf die komplette letzte Saison.
In dieser Zeit setzt der 31-Jährige im Berufs- und Privatleben Akzente: Er schliesst mit Erfolg die höhere Fachschule ab, übernimmt in Oberhofen die Leitung einer Elektro-Sicherheits-Filiale und wird erstmals Papa.
Dass Tochter Julia diesem aussergewöhnlichen Kämpfer noch mehr Power gibt, untermauern die Ergebnisse der ersten Kranzfeste als Vater nach der langen Pause. Am Seeländischen wird Kämpf erst im Schlussgang gestoppt, beim Mittelländischen und am Oberaargauischen sichert er sich den 6. und den 7. Kranzfestsieg seiner Karriere.
Kämpf: «Seit der Geburt meiner Tochter steige ich mit einer grösseren Lockerheit in den Ring. Früher habe ich mich vor einem Wettkampf manchmal zu sehr verkopft. Aber wegen Julia habe ich jetzt vor einem Schwingfest gar keine Zeit mehr, um mir über den Sport Gedanken zu machen. Sie lenkt mich zu Hause auf wohltuende Weise ab.»