Cécile Stucki und Patricia Schuler über ihre Schwinger

«Wollte nie einen Schwinger als Mann haben»

Cécile, wie stark war Ihr ­Bezug zum Schwingsport, bevor Sie sich in den Überschwinger ­Stucki verliebt haben?
Cécile: Ich war 2010 am Berner Kantonalen erstmals an einem Schwingfest, für mich war alles komplett neu. Ich bin mit entsprechend grossen Augen dort gesessen. Ich habe Chrigu zwar damals schon gekannt, aber wir waren noch kein Paar. Nachdem es dann nach dem Eidgenössischen in Frauenfeld im Berner Zelt zwischen uns gefunkt hat, habe ich ihn 2011 zum Schwarzsee-Schwinget begleitet. Als Chrigu einen Gang verloren hat, hörte ich auf der Zuschauer-Tribüne zwei Männer poltern: «Seit er seine neue Freundin hat, ist er als Schwinger nichts mehr wert.»

Patricia, Sie sind in der legendären Schwingerfamilie in Rothenthurm Schwyz gross geworden. Wären Sie enterbt worden, wenn Ihr Lebensgefährte Ruedi Roschi nicht auch ein Kranzschwinger wäre?
Patricia: Um Gottes willen, nein – wir sind eine offene Familie! Klar, mein Vater hat Kranzfeste gewonnen, und meine Brüder Christian und Philipp sind sehr erfolgreich in seine Fussstapfen getreten. Aber als Mädchen habe ich immer gesagt, dass ich später nie einen Schwinger als Mann haben möchte, ich wollte frischen Wind in die Familie bringen. Ich habe mir damals auch gewünscht, dass mein Bruder Christian Eishockey-Profi wird. Ich fand das die coolere Sportart. Meine Einstellung hat sich aber beim ersten Date mit Ruedi total verändert.

Wie gut stellen sich Ihre starken Männer im Haushalt an?Cécile: Wenn ich an seinen Single-Haushalt zurückdenke, läuft es mir heute noch kalt den Rücken runter. Er hatte in seiner Wohnung einen wunderschönen Tisch. Aber weil der so zugemüllt war, habe ich erst beim Zügeln gesehen, was für ein Schatz dieser Tisch ist. Chrigu hat bei der Heimarbeit grosse Fortschritte erzielt, er hat überhaupt keine Berührungsängste mehr. Er macht enorm viel mit den Kindern, ist ein Meister im Rasenmähen. Und wenn wir Gäste haben, ist er für die Zubereitung der Mahlzeiten verantwortlich. Speziell das Nieder­garen von Fleisch beherrscht er überragend, er ist super im Grillieren. Er bereitet aber auch ein fantastisches Ratatouille zu. Und das ohne Kochbuch.
Patricia: Ruedi ist in diesem Bereich nicht das ganz grosse ­Talent. Also wenn ich ihm einen Auftrag erteile, führt er den ohne Murren aus. Ich würde nie von ihm verlangen, dass er zum Bügeleisen greift. Und weil ich im Haushalt sehr pingelig bin, mache ich es meistens lieber selber. Am Kochherd reicht sein Können für die Zubereitung von Teigwaren aus, die er mit ordentlich Maggi anreichert.

Wie «böse» ist der Stucki Chrigu bei der Erziehung Ihrer sechs- und dreijährigen Söhne Xavier und Elia?
Cécile: Er ist ein sehr liebevoller Vater, der aber grossen Wert auf ordentliche Manieren legt. Letzte Woche hat es eine Situation gegeben, in der Elia sich am Tisch nicht ordentlich verhalten hat. Chrigu hat ihn zwei Mal verwarnt, bis er ihn zur Strafe aufs Zimmer verdonnert hat. Xavier hat mich entsetzt an­geschaut und gefragt: «Mami, warum hast du einen so strengen Mann geheiratet?»

Es gibt immer noch einige Schwinger, deren Horizont kaum über die Eidgenossenschaft hinaus reicht. Wie weit reicht der Horizont der Herren Stucki und Roschi?
Cécile: Chrigu ist enorm welt­offen, er interessiert sich wirklich für alles und hat ein enormes Wissen. Deshalb kann er manchmal auch ein richtiger Klugscheisser sein.
Patricia: Ruedi ist wie sein Vater enorm belesen in der Weltgeschichte und sehr stark in Geografie. Wir haben uns übrigens auch nicht in der Schweiz so richtig kennen und lieben gelernt, sondern während einer zufälligen Begegnung in Kopenhagen. Er bereist mit mir nach wie vor sehr gerne fremde Länder. Nur nach Asien will er mich nicht begleiten, weil er gegenüber dem dortigen Essen grosse Vorbehalte hat. Er hat deshalb Angst, dass er während Asien-Ferien zu viel Gewicht verlieren würde.

Wie würden Sie sich verhalten, wenn es am Wochenende in Zug zum Duell zwischen Ihrem Herz­buben Ruedi und Ihrem jüngeren Bruder Christian kommen ­würde?
Patricia: Im entscheidenden Kampf um den Kranz wünsche ich mir diese Paarung zwar nicht, aber im zweiten oder dritten Gang hätte ich nichts gegen diese Begegnung einzuwenden. Es wäre für mich eine Win-win-Situation, weil ich ja auch zu meinem Bruder nach wie vor ein sehr inniges Verhältnis pflege. Und ich denke gerne zurück an die Zeit, in der wir das ­Kinderzimmer geteilt haben. Wir haben damals viele Rollenspiele zusammen gemacht. Ich spielte oft die Reporterin, während Chrigi in der Rolle des ­Eishockeystars oder Schwinger­königs die Fragen beantwortete.

Cécile, was bereitet Ihnen als Quereinsteigerin in den Schwingsport nach wie vor Probleme?
Cécile: Wenn Chrigu bei einem Wettkampf Dritter wird, fragen mich immer wieder Leute, ob ich fest enttäuscht wäre, dass er nicht gewonnen hat. Seit wir ­zusammen sind, hat Chrigu keinen einzigen Kranz verpasst, was in meinen Augen eine grandiose Leistung ist. Aber für gewisse Leute zählt nur der Sieg.

Alle Infos zum Eidgenössischen in Pratteln

Vom 26. bis 28. August dominieren Kolosse, Sägemehl und Zwilchhosen die Schweiz – das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2022 in Pratteln steht an. Hier findest Du alles, was Du über den Mega-Event wissen müssen.

Sven Thomann

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