Wenn am Samstag in Zug die Schwinger sich an die Hosen greifen, findet gleichzeitig noch ein ganz anderes Spektakel statt. Nur einen Steinwurf von der gigantischen Arena entfernt kämpfen beim Sandbunker an der Herti-Tartanbahn die kräftigsten Kerle um die Weitwurf-Krone. Nebst dem berühmten Unspunnenstein mit seinen 83,5 Kilogramm messen sich die Muskelmänner auch in der Kategorie 20 und 40 Kilo.
Für Unmut im Teilnehmerfeld sorgt dieses Jahr erneut die Anmeldung von Andreas Deuschle, der schon vor drei Jahren in Estavayer die Schweizer mit seinem Sieg vor den Kopf stiess. «Manche Schweizer Athleten finden es nicht so toll, dass ich dabei bin und viele fragen sich, was ein Deutscher bei den Schweizern verloren hat», sagt Deuschle gegenüber BLICK.
2016 stiess der 51-jährige Schwabe den Stein am ESAF auf 4,69 Meter und drängelte dabei den besten Schweizer mit 30 Zentimeter Abstand vom Sockel. Böse Blicke und Beleidigungen hinter vorgehaltener Hand waren die Folge. «Frontal ins Gesicht sagen sie es nicht, aber da gibt es schon ein paar hinterfotzige Schweizer, die stänkern», sagt Deuschle.
Weltmeister bei den Highland Games
Dass sich bei den Eidgenossen niemand getraut, den ungeliebten Ausländer direkt zu diskreditieren, hat vielleicht auch mit seiner imposanten Statur zu tun. Seine 150 Kilo Körpergewicht verteilt auf 1,93 Meter hat Deuschle nach eigenen Aussagen dem Schwäbischen Wurstsalat, Schnitzel mit Pommes Frites und Bier zu verdanken.
Der Versicherungs-Fachmann aus Nürtigen bei Stuttgart ist in Deutschland aber nicht nur wegen seiner Postur bekannt. Er sorgt auch als CDU-Stadtrat und Highland-Games-Champion für Schlagzeilen. Bei den schottischen Wettkämpfen kann er sich auf internationaler Ebene als ehemaliger deutscher Juniorenmeister im Kugelstossen einen grossen Vorteil.
Training mit Kugelstösser Werner Günthör (58)
Profitiert hat Deuschle zu Beginn seiner Leichtahtletik-Karriere auch von den gemeinsamen Trainings mit Werner Günthör, dem Schweizer Kugelstoss-Weltmeister von 1987, 1991 und 1993. «Werner hat irgendwann seine Karriere beendet, ich habe noch ein bisschen weitergemacht. Viele fragen sich aber schon, wieso ich in meinem Alter noch mitmache.»
Zuspruch für seine Teilnahme am ESAF findet Deuschle im solothurnischen Erlinsbach, wo er dank seinem Manager Nathan Blattner als Mitglied beim Turnverein die Startberechtigung erlangte. «Ich haben sehr viele Freunde und Verwandte in der Schweiz, die sich freuen, dass ich dabei bin.»
Der Druck der Athleten auf das OK
Die Freude wird bei Deuschle allerdings getrübt, weil er kurzfristig erfahren hat, dass ihm Titelverteidigung dieses Jahr verwehrt wird. Im Juni hat das OK vom Steinstossen entschieden, dass nur Schweizer Staatsbürger für einen Titel und Rekord berechtigt sind. «Das finde ich diskriminierend», sagt Deuschle und vermutet, dass man auf Druck der Athleten nachgegeben hat.
Beat Keiser vom Ressort Steinstossen kann sich dieser Darstellung nicht entziehen, sagt aber, dass Deuschle in Zug immer noch sehr willkommen sei. Man habe sich um eine faire Lösung für die Ausländer bemüht. «Andreas kommt auf die Rangliste, und er ist auch preisberechtigt. Aber falls er wieder gewinnt, darf er sich einfach nicht Festsieger nennen.»
Im Gegensatz zu den Steinstössern gibt es bei den Schwingern keine Regel, die besagt, dass nur ein Schweizer Staatsbürger den Titel des besten Schwingers tragen darf. Heisst: Sowohl die 8 Auslandschwinger aus den USA und Kanada, als auch der Aargau-Portugiese Tiago Vieira dürften sich zum Schwingerkönig krönen lassen, sollten sie die Konkurrenz hinter sich lassen.
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Vom 26. bis 28. August dominieren Kolosse, Sägemehl und Zwilchhosen die Schweiz – das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2022 in Pratteln steht an. Hier findest Du alles, was Du über den Mega-Event wissen müssen.
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