«Böser Papa» zeigt seinen Sohn
Nur Dario legt Schuler so sanft auf den Rücken

Bei den Gegnern packt Christian Schuler erbarmungslos zu. Seinen Sohn Dario legt er ganz gefühlvoll flach.
Publiziert: 24.06.2015 um 16:26 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 03:32 Uhr
Schwinger-Star Christian Schuler zeigt seinen Sohn
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:Schwinger-Star Christian Schuler zeigt seinen Sohn
Von Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Mama Esther hat sich mit einer Freundin zum Kaffeeklatsch verabredet. Papa Christian ist mit seinem bald fünf Monate alten Sohn Dario alleine in der nagelneuen Eigentumswohnung in Rothenthurm SZ.

Obwohl sein Stammhalter gerade einen ordentlichen Haufen in die Windeln gesetzt hat, rümpft der zehnfache Kranzfestsieger nicht die Nase. Schuler beherrscht das Windelnwechseln schon fast so gut wie den «Churz» oder den «Wyberhaken». «Ich hatte bis zum 5. Februar keine Ahnung vom Wickeln. Aber ein paar Stunden nachdem Dario per Kaiserschnitt zur Welt gekommen war, habe ich es probiert, und es hat ganz gut funktioniert. Das hat mir gezeigt, dass sich der Mensch auf seine Urinstinkte verlassen kann.»

Schuler schaut seinen Jüngling total verliebt an und erzählt von seiner eigenen Kindheit: «Als Bub habe ich davon geträumt, dass ich in die USA gehe und bis 26 als Eishockey-Profi bei den Pittsburgh Penguins spiele und danach in die Schweiz zurückkehre, um Schwingerkönig zu werden.»

Deshalb hat sich der heute 110 kg schwere, 186 cm grosse Marketingfachmann bis zum 15. Lebensjahr nicht nur im Sägemehl, sondern auch auf dem Eis ausgetobt. Beim EHC Seewen hat er mit Dario Bürgler bei den Novizen gespielt. Hat Schuler seinen Sohn wegen des EVZ-Stürmers Dario getauft? «Indirekt. Es war meine Frau, die unabhängig von Bürgler den Vorschlag gemacht hat, dass wir unseren Buben Dario taufen. Und weil ich nach wie vor sehr gut mit Bürgler befreundet bin, war ich mit ihrem Vorschlag sofort einverstanden.»

Dass der kleine Dario seinen bösen Papa noch stärker macht, hat sich im April nach dem Schwyzer Kantonalen gezeigt: «In Küssnacht habe ich nach Niederlagen gegen Mike Müllestein und Marcel Bieri den Kranz verpasst. Früher habe ich beim Verarbeiten solcher Pleiten relativ lange gebraucht. Diesmal war ich schnell mit mir im Reinen. Als ich am Abend meinen gesunden Sohn in die Arme nehmen konnte, ist mir so richtig bewusst geworden, dass es im Leben sehr viel wichtigere Dinge gibt als Schwinger-Kränze.»

Dank Dario kommt der Schwägalp-Sieger von 2011 nach dem Absturz beim Heimfest so schnell auf die Beine, dass er seinen nächsten Wettkampf am Zürcher Kantonalen auf dem zweiten Rang beendet und beim Zuger Kantonalen dank eines Schlussgang-Triumphs über Andi Ulrich obenaus schwingt.

Vater und Metzgermeister Franz, der 1985 den Schwarzsee-Schwinget gewonnen hat, ist für Christian als Schwinger und Papa ein Vorbild: «Mein Vater und meine Mutter haben mich mit einer gesunden Portion Autorität erzogen und wir pflegen in der ganzen Familie ein ganz tolles Verhältnis.»

Worauf legt er bei der Erziehung besonders viel Wert? «Auf Bodenständigkeit und Selbstständigkeit. Dario soll ein Mann werden, der seinen eigenen Weg geht. Ich will ihm aber auch vermitteln, dass er den nötigen Respekt gegenüber allen Mitmenschen aufbringt und dass er den Schwächeren hilft.»

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