1. Gang
Die Spitzenpaarungen wurden von Samuel Feller, dem technischen Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbands, Anfang Woche schon bestimmt. Im Alleingang. Die Kriterien? Die Besten sollen im Anschwingen auf die Besten treffen, damit es schon mal eine erste Selektion gibt. Nichts da mit entspanntem Aufgalopp wie zum Beispiel im Fussball-Cup, wo der Super-Ligist in Runde 1 auf einen Unterklassigen trifft. Oder wie im Tennis, wo die Top-Shots durch die Setzliste zunächst voneinander ferngehalten werden. Ausgeschlossen: Duell von Verbandskollegen. Im Prinzip aber geht alles, solange die Gegner ungefähr auf Augenhöhe sind.
Paarungen
Für die Duelle in den Gängen 2–8 ist nicht mehr Feller alleine verantwortlich. Ihm zur Seite steht nun je ein Vertreter der fünf Teilverbände (Bern, Innerschweiz, Nordostschweiz, Nordwestschweiz, Südwestschweiz). Das Gremium bildet das Einteilungskampfgericht und es bestimmt, wer warum gegen wen schwingen soll. Das sorgt auf den Tribünen und vor den Bildschirmen gerne für Diskussionen, weil den sechs Männern gerne zwielichtige Motive (Politik, persönliche Sympathien, etc.) unterstellt werden. War immer schon so, unabhängig davon, wer in der Einteilung sitzt. Im Idealfall werden Gegner mit ungefähr ähnlicher Punktzahl aufeinander gehetzt, damit die Tabelle so schnell wie möglich Formen annimmt. Auch hier: Verbandskollegen bitte erst am Sonntagnachmittag im Direktduell. Schlechte Nachricht für unerwartet starke Aussenseiter mit Blitzstart: Die bekommen bald einen dicken Brocken vorgesetzt – und werden damit wohl zurückgebunden.
Zeitdauer Gänge
Am Samstag: 6 Minuten. Am Samstagnachmittag: 7 Minuten. Am Sonntagmorgen: 7 Minuten. Am Sonntagnachmittag (Kranzausstich): 8 Minuten. Der Schlussgang: 16 Minuten.
Ausstich
Nach vier Gängen ist das Eidgenössische für rund einen Drittel der 276 Schwinger bereits vorbei – ab in den Ausgang. Nach sechs Gängen wird die Anzahl der Schwinger am Sonntagmittag nochmals reduziert – die beiden letzten Gänge absolviert dann noch rund die Hälfte der 276 Schwinger.
Kleidung
Turnerschwinger tragen weisse Hosen und Leibchen, Sennenschwinger dunkle Hosen in Kombination mit dem gleichen Edelweisshemd, das Sie und die meisten Ihrer Sitznachbarn in der Arena auch tragen. Die kurzen Hosen aus Zwilch (Schwingerhosen, hellbraun oder dunkelbraun) werden vom Veranstalter gestellt und sind mit einem robusten Ledergurt ausgestattet. Die helleren Hosen trägt der, dessen Nachname im Alphabet (A bis Z) zuerst kommt.
Griff
Zu Beginn eines Gangs wird gegriffen – erst wenn beide Schwinger fest verankert sind, sagt der Kampfrichter: Gut. Ein Resultat erzielen kann nur, wer die Schwingerhose des Gegners mit mindestens einer Hand noch fest im Griff hat. Ausnahme: Bodenlätz. Dieser Schwung geht so: Hose mit beiden Händen loslassen, den Gegner sofort an der Schulter packen und umgehend auf den Rücken legen. Lassen beide Schwinger den Griff fahren oder flüchten gar gemeinsam aus dem Sägemehl, wird der Gang unterbrochen. Dann muss in der Mitte frisch gegriffen werden.
Resultat
Liegt einer auf dem Rücken, hat der andere gewonnen. Mindestens 2/3 der Schulterblätter müssen dabei ins Sägemehl – oder dann halt der gesamte Rücken. Gewinnt keiner, gibts einen Gestellten (siehe: Punkte). Wer gewinnt, hilft dem Verlierer auf und klopft ihm den Rücken wieder sauber. Jubeln ist eigentlich erst nach diesem Ritual erwünscht. Wird mittlerweile aber nicht mehr so eng ausgelegt.
Verboten
Kurze Hosen, Doping einwerfen, den Gegner würgen, Hebeldruck auf die Gelenke ausüben oder anhaltendes Kopfeinstellen (ungespitzt in den Boden). Ebenfalls untersagt: Augen ausstechen, zuschlagen oder den Kampf verweigern.
Punkte
Für einen Wurf auf den Rücken gibt es 10,00 Punkte. Wird der Gegner erst am Boden überwältigt: 9,75.
Für einen Gestellten (Unentschieden): je nach Aktivität 8,75 oder 9,00 Punkte – dabei müssen nicht beide Schwinger gleich hoch bewertet werden. Es gilt: Wer aktiver ist, bekommt mehr Punkte. Faustregel: In einem 6-Minuten-Gang 4 mal angriffig ziehen gibt 9 Punkte.
Wer verliert, bekommt immerhin noch 8,50 Zähler – oder wenn er ganz schön zur Sache geht, auch mal 8,75.
Schlussgang: Der Sieger bekommt immer 10,00 – der Verlierer immer 8,75 Punkte.
Sägemehlringe (7)
Sägemehl: Sehr klein geraspeltes Holz. In Ringen aufgeschüttet lassen sich daraus die «Kampf-Plätze» für die Schwinger bilden. Durchmesser: je 14 Meter. Sägemehlhöhe: mindestens 15 cm. In jedem Ring liegen 35 Kubikmeter Sägemehl.
Schwingerkönig
Die beiden Punktbesten nach 7 Gängen kommen in den Schlussgang. Wer dann gewinnt, ist Schwingerkönig – und das bleibt er sein Leben lang. Es gibt keine «Ex-Schwingerkönige». Stehen nach dem Schlussgang zwei Schwinger mit gleich vielen Punkten wie belämmert im Sägemehl rum, wird natürlich der Sieger des Schlussgangs Schwingerkönig. Der Verlierer ist dann: der Erstgekrönte (= Loser).
Die erfolgreichsten Schwingerkönige aller Zeiten: Jörg Abderhalden und Ruedi Hunsperger (je 3). Ernst Schläpfer, Karl Meli, Willy Lardon, Hans Roth und Hans Stucki (je 2).
Kranz
Nach dem Eidgenössischen gibts für die Bösen einen Lorbeerkranz. Die Regel sagt: Ausgezeichnet werden nicht weniger als 15 Prozent und nicht mehr als 18 Prozent der Teilnehmer. Heisst: so zwischen 42 und 50 Schwinger. Wer den Kranz holt, ist ein Eidgenosse und deshalb auch ein Böser. Auch der König bekommt einen Kranz – keine Krone.
Eidgenossen
Die Bösesten der Bösen: Karl Meli (9 Eidgenössische Kränze). Peter Vogt, Martin Grab (7). Werner Bürki, Fritz Uhlmann, Hans Hämmerli, Peter Gasser, Silvio Rüfenacht, Niklaus Gasser, Otto Brändli, Jörg Schneider, Christian Oesch, Markus Thomi (je 6). Noch im Rennen: Schwingerkönig Arnold Forrer, der ebenfalls 6 Kränze hat.
Lebendpreise
Der Schwingerkönig bekommt immer den Stier. In Zug: Muni «Kolin». Wert: rund 30'000 Franken. Insgesamt gibt es zehn Lebendpreise. Im Normalfall werden die Tiere wieder an den Besitzer zurückverkauft, die Schwinger lassen sich den Geldwert des Viehs auszahlen. Ausnahme: Matthias Sempach, der 2013 als König «Fors vo dr Lueg» gewann und ihn sich daheim in den Stall stellte.
Gabentempel
Rund 400 Preise im Wert von rund 1 Mio. Franken liegen bereit – ausser dem Schwingerkönig (muss den Muni nehmen) dürfen sich alle anderen ihren Preis selbst aussuchen, sogar die Steinwerfer (siehe: Steinstossen). Dabei gilt aber: Die Besten zuerst. Im Gabentempel liegt fast alles rum, was man sich nur wünscht: Küchen, Rasenmäher, Kuhglocken, Motorsägen, Werkzeugkisten, Wein, Fernreisen oder Fernseher, Standuhren und Fleischmaschinen.
Steinstossen
Männer werfen einen Stein möglichst weit weg. Warum? Darum. Aufreger zuletzt: Der Deutsche Andreas Deuschle darf seinen Titel nicht mehr verteidigen, weil es keinen besten Schweizer Steinstösser aus Deutschland geben darf. Die Schwinger haltens übrigens anders: Dort muss der König keinen Schweizer Pass besitzen. Gute Nachricht für Tiago Vieira aus Buchs AG: Der hat nur den portugiesischen Pass.
Hornussen
War immer im Programm, jetzt erstmals nicht mehr. Der Grund: Im Kanton Zug finde sich keine Wiese, die gross genug sei, wird behauptet.
Vom 26. bis 28. August dominieren Kolosse, Sägemehl und Zwilchhosen die Schweiz – das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2022 in Pratteln steht an. Hier findest Du alles, was Du über den Mega-Event wissen müssen.
Vom 26. bis 28. August dominieren Kolosse, Sägemehl und Zwilchhosen die Schweiz – das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2022 in Pratteln steht an. Hier findest Du alles, was Du über den Mega-Event wissen müssen.
Freitag, 23. August
- 11.00 / Eröffnung des Festgeländes
- 13.00 / Fahnenempfang in Zug
- 14.00 / Start Festumzug
Samstag, 24. August
- 7.30 / Einmarsch der Schwinger
- 7.45 / Nationalhymne
- 8.00 / Anschwingen (1./2. Gang)
- 8.00 / Wettkampfbeginn Steinstossen
- 13.30 / Ausschwingen (3./4. Gang)
- 14.00 / Final 20-kg-Steinstossen
- 14.30 / Final 40-kg-Steinstossen
- 17.15 / Ende Ausschwingen
Sonntag, 25. August
- 7.45 / Ausstich (5. Gang)
- 10.30 / Ausstich (6. Gang)
- 13.30 / Kranzausstich (7. Gang)
- 14.45 / Final Unspunnenstein
- 15.15 / Kranzausstich (8. Gang)
- 16.45 / Schlussgang
Freitag, 23. August
- 11.00 / Eröffnung des Festgeländes
- 13.00 / Fahnenempfang in Zug
- 14.00 / Start Festumzug
Samstag, 24. August
- 7.30 / Einmarsch der Schwinger
- 7.45 / Nationalhymne
- 8.00 / Anschwingen (1./2. Gang)
- 8.00 / Wettkampfbeginn Steinstossen
- 13.30 / Ausschwingen (3./4. Gang)
- 14.00 / Final 20-kg-Steinstossen
- 14.30 / Final 40-kg-Steinstossen
- 17.15 / Ende Ausschwingen
Sonntag, 25. August
- 7.45 / Ausstich (5. Gang)
- 10.30 / Ausstich (6. Gang)
- 13.30 / Kranzausstich (7. Gang)
- 14.45 / Final Unspunnenstein
- 15.15 / Kranzausstich (8. Gang)
- 16.45 / Schlussgang