Die Schweiz ächzt unter der Glutofenhitze. Die Fahrt in die Entlebucher Hügel wird zur Wohltat – auch wenn das Navigationssystem auf den schmalen Strassen an seine Grenzen stösst. Erst eine grosse Holztafel bringt Gewissheit, dass die Richtung stimmt. «Herzlichen Glückwunsch zum Brünig-Sieg», heisst es darauf.
«Bei uns oben ist es ein bisschen kühler», begrüsst Brünig-Sieger Erich Fankhauser (27) die BLICK-Journalisten. Doch auch rund 1000 Meter über Meer fliesst der Schweiss: Fankhauser baut in diesen Tagen das Wohnhaus auf dem Hof seiner Eltern um.
Der Kran ist schon von weitem zu sehen, so richtig zur Sache geht es auf der Rückseite des Gebäudes. Dort werden die Kellerwände gemauert. Immer dabei, wenn es darum geht, anzupacken: Erichs Brüder Reto (24) und Marco (22). Beide standen am Sonntag ebenfalls im Sägemehl, beide helfen bei den Bauarbeiten. Das Trio ergänzt sich perfekt: Reto ist Zimmermann, Marco lernte Plattenleger und lässt sich zum Maurer ausbilden.
Zu tun gibt es viel. «So richtig zum Feiern sind wir nicht gekommen», sagt Erich. «Hier geht es immer weiter.» Keine Zeit, um über seinen sensationellen Brünig-Sieg nachzudenken. Einen Blick auf die Siegerliste wagte er aber doch. «Die grossen Namen stehen drauf: Laimbacher, Grab, Stucki, die Sempachs. Und jetzt gehöre ich auch dazu. Realisiert habe ich es noch nicht. Vielleicht auch, weil ich den Sieg geerbt habe und den letzten Wurf nicht selber machen konnte.»
Perfekt wurde der Brünig-Tag für die Fankhausers durch Retos Leistung. Der Sprücheklopfer unter den drei Brüdern («Ich bin von Beruf Sozialpädagoge», stellt er sich zuerst vor) gewann seinen ersten Bergkranz.
Die Fankhausers sind eine Schwingerfamilie. Die älteren Brüder Ueli und Beat kennen sich mit den Zwilchhosen ebenfalls aus, Vater Peter holte 21 Kränze. Der 41-fache Kranzer Erich tritt bald ein weiteres Mal in die Fussstapfen des Vaters: Dereinst will er den elterlichen Hof mit 30 Mutterkühen übernehmen.
So viele schwingende Fankhausers – das kann verwirren, auch den SRF-Kameramann. «Der hat beim Schlussgang zwischen Wicki und Wenger immer mich gefilmt», sagt Marco. «Ich habe versucht zu sagen, dass ich nicht Erich bin, aber das glaubten sie nicht.» Dazu passt, dass später im TV in den Brünig-Höhepunkten auch noch ein Gang von Reto Bruder Erich zugeordnet wurde. Die Fankhausers schmunzeln darüber. «Das kann passieren», so Reto. «Selbst unsere Freundinnen haben auf der Tribüne manchmal Mühe, uns auseinanderzuhalten.»
Machen die Brüder so weiter, werden die TV-Crews sie von Anfang an in den Fokus nehmen. Das nächste grosse Ziel: das Eidgenössische 2019 in Zug. Da wollen die jüngeren beiden mit dem Eidgenossen Erich gleichziehen – den Kranz haben sie im Visier. In dieser Saison tritt Marco noch am Berner Kantonalen und auf der Schwägalp an, Reto und Erich kämpfen bei zwei kleineren Festen. Der ruhige Moment, in dem Erich die Gewissheit hat, Brünig-Sieger zu sein, der könnte bald kommen.