Arnold Forrer steht vor seiner Abschiedssaison
«Ich möchte die Jungen noch ein wenig ärgern»

Die Schwingsaison wurde letztes Wochenende mit drei Kranzfesten so richtig lanciert. Arnold Forrer, der König von 2001, nahm seine Abschiedstour in Angriff.
Publiziert: 11.05.2019 um 12:34 Uhr
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Arnold Forrer (hinten) ist seit bald 25 Jahren ein Farbtupfer und Aushängeschild des Schwingsports.
Foto: Keystone
Felix Bingesser

Wenn Arnold Forrer in diesen Tagen 
im neuen Panini-­Album der Schwinger ­blättert, dann ist er froh, dass irgendwo auch noch der Name von Stefan Burkhalter auftaucht. Burkhalter ist 
mit seinen 44 Jahren der ­Methusalem des Schwingens. Und wenn Burkhalter der Methusalem ist, dann ist Nöldi Forrer der Grossvater. Er wird im Oktober 41 und 
ist der Zweitälteste, der in ­diesem Album vertreten und auf den Schwingplätzen des Landes noch aktiv ist.

Seit bald 25 Jahren Aushängeschild des Schwingsports

Der ewige Nöldi ist seit bald 
25 Jahren ein Farbtupfer und ein Aushängeschild des Schwingsports. Und der Mann mit 145 ­gewonnenen Kränzen nimmt jetzt seine letzte Saison in Angriff. «Wenn ich in Zug nochmals Schwingerkönig werde, mache ich weiter. Sonst höre ich auf», sagt Forrer und schmunzelt. Die Chance ist gross, dass er in Zug nach seinem letzten Gang die ­Hosen in die Luft wirbelt. So, wie es der legendäre Hanspeter Pellet 2010 beim Eidgenössischen in Frauenfeld getan hat.Bis dahin aber hat der «alte Schwingerkönig» noch ehrgeizige Ziele. «Ich hatte jetzt aufgrund meiner Verletzungen zwanzig ­Monate kein Sägemehl unter den Füssen und habe erst acht lumpige Schwingtrainings absolviert», sagt Forrer.

Als er zum ersten Mal wieder Griff fasste, «da hatte ich nach zwei Minuten das Gefühl, ich brauche ein Sauerstoffzelt». Und dies, 
obwohl er im Winter das Kraft- 
und Konditionstraining ­diszipliniert durchgezogen und sein Gewicht von 130 auf 120 Kilo reduziert hat. «Aber die enorme Belastung beim Schwingen kann man halt beim ­Velofahren nicht simulieren.» Trotzdem: Forrer geht zuversichtlich in seine Abschiedssaison. «Ich möchte die Jungen noch ein wenig ärgern. Und dann wäre es natürlich toll, wenn ich mit 150 ­gewonnenen Kränzen abtreten könnte», sagt er. Dazu fehlen ihm noch fünf der begehrten Auszeichnungen. Und sollte er in Zug fit am Start sein, dann ist ihm auch der siebte Eidgenössische Kranz ­zuzutrauen. «Ich kann noch gegen die meisten Konkurrenten bestehen und gewinnen.» Einen gestellten Gang, das ist klar, kann Forrer auch den absoluten Spitzenschwingern noch abtrotzen. «Aber ich will auch in meinem Alter noch offensiv schwingen. Da ändere ich nichts.»

«Ich spüre immer noch, dass die meisten Schwinger Respekt vor mir haben»

Allerdings könnte Forrer beim Eidgenössischen in Zug dann für Samuel Giger und Armon Orlik, die Topfavoriten der Ostschweizer auf den Königstitel, durchaus mit ­einem Gestellten zur richtigen Zeit zum Königsmacher werden. 2001 war es sein Ostschweizer Kollege Stefan Fausch, der dem Innerschweizer Heinz Suter mit einem Gestellten den Schlussgang ­verwehrt hat. «Bis dahin habe ich gegen Suter noch nie gewonnen und war froh, dass er nicht im Schlussgang war», erinnert sich Forrer. Gegen seinen Schlussgang-Gegner Jörg Abderhalden reicht dann ein Gestellter zum Königstitel.

Das ist alles Zukunftsmusik. ­Forrer will jetzt einfach Schritt für Schritt den Anschluss an die Spitze noch einmal schaffen. Und in Zug ist für ihn klar, dass wohl ein ­junger Schwinger zum neuen ­König gekürt wird. «Giger, Orlik, Joel Wicki und Pirmin Reichmuth sind für mich die aussichtsreichsten Kandidaten», sagt er.

Beim Thurgauer Kantonalen in Frauenfeld war Forrer nicht im Einsatz. Er steht in einer seiner zwei Käsereien, die er mittlerweile mit seinem ­Partner betreibt und dabei jedes Jahr 200 Tonnen Käse produziert. Am nächsten Sonntag greift er dann beim Zürcher Kantonalen in Fehraltorf ins Kranzgeschehen ein. Altersdiskriminierende Sprüche wird er sich nicht anhören müssen. «Ich spüre immer noch, dass die meisten Schwinger Respekt vor mir haben. Und sonst muss ich mir diesen Respekt halt im Sägemehl wieder erarbeiten. Mich muss ­keiner mit Samthandschuhen an­packen, weil ich schon vierzig bin. Aber das wird auch keiner tun.»

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