Am Unspunnen wie mit dem Ferrari?
Joel Wicki gibt Vollgas

Joel Wicki schrammt im Ferrari von einer Formel-Legende haarscharf an einer Leitplanke vorbei!
Publiziert: 25.08.2017 um 20:51 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:04 Uhr
Marcel W. Perren (Text) und Nick Soland (Foto)

Der stärkste Innerschweizer wirkt gerade wie ein kleiner Bub, der unter dem Weihnachtsbaum seine Geschenke bewundert. Der Wicki Joel vom Sörenberg strahlt über das ganze Gesicht und drückt auf seine Handy-Kamera: «Diesen Moment muss ich unbedingt festhalten, schliesslich werde ich so etwas wahrscheinlich nur einmal erleben!»

Für einmal ist es kein «Siegermuni», welcher den vierfachen Kranzfestsieger an den Rand der Ekstase treibt. Stattdessen freut sich der Entlebucher tierisch über 670 Pferdestärken, die in einem roten Edelflitzer verpackt sind! Es ist der ehemalige Zürcher Formel-1-Pilot Gregor Foitek, der Wicki auf der TCS-Trainingsstrecke Lignieres NE ein Ferrari 488 GTB zur Verfügung stellt. Foitek verspricht: «Für ein Strassenauto hat dieser Ferrari auch auf der Renntstrecke extrem viel zu bieten.»

Wicki beweist sein Fahrtalent

Dieser Traum in Rot kostet rund 250 000 Franken. Er glänzt mit einer Spitzengeschwindigkeit von 335 km/h und beschleunigt in 8, 3 Sekunden von 0 auf 200. «Joel, willst du für ein paar Runden selber ans Steuer», fragt Foitek? Wicki lässt sich nicht zwei Mal bitten und begibt sich mit dem hochkarätigen Fahrlehrer Foitek auf dem Beifahrersitz auf die Strecke. Foitek hat zwischen 1989 und 1990 sieben Formel-1 GPs bestritten und führt heute gemeinsam mit seinen Brüdern Reto und Frank in Altendorf SZ die Maserati-Ferrari-Garage, die sein Vater Karl aufgebaut hat.

Nach fünf Runden beglückt Gregor den Wicki Joel mit einem ersten Lob: «Du machst das wirklich super. Nachdem du dich in der ersten Runde zurückgehalten hast um die Strecke richtig kennen zu lernen, hast du dich jetzt in jeder Runde gesteigert.»

Wicki registriert die Worte aus berufenem Munde mit einem Lächeln und drückt noch einmal kräftig aufs Gas.

Rechtzeitig fit

Einen beeindruckenden Steigerungslauf hat der 20-Jährige in den letzten Wochen auch im Sägemehl hingelegt. Rückblick: Nach seinem glorreichen Sieg beim Bergklassiker auf dem Stoos verletzt sich Wicki im Rigi-Schlussgang im Zweikampf mit seinem Luzerner Kumpel Sven Schurtenberger. «In meinem Sprunggelenk hat es plötzlich einen derartigen «Chlapf» gegeben, dass ich für einen Moment nicht mehr an einen Start am Unspunnen geglaubt habe.»

Dieser trübe Gedanken hat einen Tag später durch die Diagnose Aussenbandrisse im Sprunggelenk neue Nahrung bekommen. Doch die starke Schwellung an Wickis Fuss ging auch dank den natürlichen Heilmitteln von seinem Nachbar schneller zurück als erwartet: «Ich habe regelmässig den Arnika-Schnaps und die Kräutersalben vom Sörenberger Josef Zihlmann eingerieben. Das hat mir extrem gut getan.»

So gut, dass der gelernte Baumaschinenmechaniker vorletzte Woche bei seinem Comeback am Nordwestschweizerischen nach Siegen über die Eidgenossen Nick Alpiger und Christoph Bieri den zweiten Schlussrang belegt hat.

In der Zwischenzeit hat Joel im Ferrari auf den Beifahrersitz gewechselt. Am Steuer sitzt jetzt  Meister Foitek. Und der driftet wie in seinen besten Rennfahrer-Tagen um die Kurven, Wicki jubelt ihm begeistert zu: «Es ist so genial wie du Auto fährst, einfach Wahnsinn!»

Doch in der sechsten Runde gerät Wickis Unspunnen-Start plötzlich wieder in Gefahr! Nach einer Rechtskurve bricht das Heck vom Ferrari aus, der 488 GTB schlinget über den Kies in Richtung Leitplanke. Doch Gregor kann mit seiner grossen Klasse das Auto im letzten Moment auffangen und weiterfahren. Wicki schnauft tief durch und Foitek entschuldigt sich: «Wenn ich eine Koryphäe wie Du neben mir sitzt, will ich ja etwas besonderes bieten. Aber jetzt habe ich es vielleicht ein bisschen übertrieben.»

Wickis Freude tut das aber kein Abbruch: «Es war ein absolut geiles Erlebnis, dass ich niemals vergessen werde!»

Nach diesem Vollgas-Abenteuer steigt Joel aber auch wieder gerne in sein eigenes Auto: «Ich würde meinen Audi nicht gegen einen solchen Flitzer eintauschen, schliesslich brauche ich ein wesentlich geräumigeres und geländegängigeres Auto. Und schnell ist mein Q5 ja auch.»

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