Die Schock-Nachricht trifft die Schwimmwelt völlig unvorbereitet. Vize-Europameisterin Liliana Szilagyi (26) soll von ihrem Vater jahrelang missbraucht worden sein. «Körperlich, gefühlsmässig, sexuell», klagt die ungarische Butterfly-Spezialistin auf Instagram an.
Lange habe sie geschwiegen, aber jetzt müsse die Wahrheit raus. «Nach 25 Jahren sehe ich mich dazu bereit, die schwersten Worte, die ich je sagen musste, auszusprechen. Nach sehr viel Leid und Kampf stehe ich auf und obwohl ich weiss, dass das ein polarisierendes Thema ist, werde ich darüber sprechen, weil das wichtig ist», so die frühere Nachwuchs-Europameisterin. «Ich wurde misshandelt. Seit meiner Kindheit. Kontinuierlich und unberechenbar. Wenn er gerade dazu Lust hatte und Macht über mich spüren wollte. Sei es in Form von körperlicher Züchtigung, Einschüchterung, Liebesentzug und Aufmerksamkeitsentzug oder sexueller Misshandlung.»
Vater Zoltan soll die Mutter halb ohnmächtig geschlagen haben
Eine erschütternde Anklage. Vater Zoltan (54), früher selber ein bekannter Schwimmer, war nationaler Crawl-Meister. Für dessen «Liebe und Akzeptanz hätte ich jahrelang alles getan, bis ich verstanden habe, dass ich in einer totalen Illusion lebe», sagt sie. «In einer Blase, die ich für natürlich gehalten habe. In der akzeptiert wurde, dass mein Vater meine Mutter halbohnmächtig schlug, wenn ihm nicht gefiel, was sie sagte oder tat. Das tat er auch, als sie schwanger mit mir war. In einer Welt, in der, wenn ich nicht die erwarteten Ergebnisse lieferte, er mich für Luft hielt und verschiedene Strafen an der Tagesordnung waren. In der ich keine eigenen Worte, Gedanken, Meinung oder Ziele haben durfte.»
Seit sie zwölf Jahre alt sei, habe sie geschwiegen, so die Goldmedaillengewinnerin der olympischen Jugendspiele 2014. Im Gegensatz zu ihrer Mutter habe ihr Vater sie nicht geschlagen, weil im Schwimmdress die Spuren sonst zu sehen gewesen wären, sagt Szilagyi in der Youtube-Sendung «DTK». Aber sie habe zuschauen müssen, wie ihr Vater sich an ihrer Mutter vergriffen habe.
Der Bruch kommt vor fünf Jahren: Nach der EM 2016 habe sie den Kontakt zu ihrem Vater endlich abgebrochen. Mit ihrer öffentlichen Anklage wolle sie ihre Schwester Gerda, die ebenfalls Schwimmerin ist und noch bei ihrem Vater lebt, zu retten versuchen – und darüber hinaus anderen Menschen in einer ähnlichen Situation Mut machen. (red)