Die kanadische Spitzenschwimmerin Mary-Sophie Harvey (22) sagt, dass sie bei den Weltmeisterschaften in Budapest unter Drogen gesetzt wurde. Bis zu sechs Stunden lang habe sie einen kompletten Blackout gehabt. «Ich kann mich an nichts erinnern. Es gibt dieses Vier- bis Sechs-Stunden-Fenster, in dem ich mich an nichts mehr erinnern kann. Ich habe mich noch nie so geschämt.» Dabei sei sie zum Gewaltopfer geworden, deutet die Athletin an.
Sie habe Prellungen, eine Gehirnerschütterung und Schürfwunden erlitten, führt Harvey in einem Instagram-Post aus, den sie am Donnerstag veröffentlichte, ein paar Tage nach Ende der Schwimm-WM. Der Vorfall habe sich in der letzten Nacht der WM ereignet.
Das Team, Freunde und Ärzte kümmerten sich sofort um sie. Doch sie sei nicht mehr dieselbe Person seither. Jetzt müsse sie über den dunklen Vorfall sprechen. «Ich habe noch immer Angst davor, an das Unbekannte zu denken, das in dieser Nacht geschah. Ich schäme mich immer noch für das, was passiert ist.»
«Kommt häufiger vor, als wir denken»
Harvey spricht nicht klar aus, was genau passiert sein soll. Und doch lässt sie keine Zweifel daran offen, dass sie zum Opfer von Gewalt wurde. Sie sei ins Spital gegangen und von Ärzten und Psychologen untersucht und behandelt worden. «Sie sagten mir, dass so etwas öfter vorkommt, als man denkt, und dass ich in gewisser Weise Glück hatte: mit einer Rippenverstauchung und einer leichten Gehirnerschütterung davonzukommen.»
«Die Zahl der gemeldeten Fälle hat in den letzten Jahren gefährlich zugenommen, aber es wird immer noch nicht genug darüber gesprochen», sagt Harvey weiter.
Sie müsse nun wieder zu sich selbst finden. «Ich versuche immer noch, die ‹glückliche Mary› zu finden, die vor diesem Vorfall ihr Glück fand. Aber ich werde nicht zulassen, dass dieser Vorfall mich bestimmt.» Harvey dankt all den Menschen, «die mir geholfen haben, als ich verletzlich war». (kes)