Sie ist ein Star des Behinderten-Sports. Weltmeisterin, Rekordhalterin, Silbermedaillengewinnerin bei den Paralympics. Und jetzt ganz gross auf dem Titelbild des «Playboys Deutschland» vom Oktober.
Das Sportmärchen der sehbehinderten Elena Krawzow findet immer wieder neue Höhepunkte. Als sie sieben Jahre alt ist und noch in Kasachstan wohnt, beginnt ihre langsame Erblindung. Mit ihren Eltern geht sie nach Russland, wo sie die niederschmetternde Diagnose erhält: Morbus Stargardt, eine Netzhaut-Erkrankung, die vererbbar ist.
«Damals hat man das erste Mal bemerkt, dass ich in der Schule ständig die Augen zusammenkneife. Bis ich 23 wurde, hat sich mein Sehvermögen Stück für Stück abgebaut», erzählt Krawzow im «Playboy». 2005 kommt die Familie mit dem Bus von Moskau endlich ins bayrische Bamberg.
Bild aus verschiedenen Perspektiven
Drei Prozent beträgt heute ihre Sehkraft. Sie ist nahezu blind. Ihre Krankheit beschreibt Elena wie folgt: «Die Makula ist ein Areal im Inneren des Auges: der Punkt, mit dem man am schärfsten sieht. Der ist bei mir abgestorben, dadurch habe ich jetzt noch ein Sehvermögen von drei Prozent. Das heisst, dass ich in der Mitte meines eigentlichen Sichtfeldes nichts sehe, sondern nur am äusseren Rand. Allerdings habe ich in der Mitte keinen schwarzen Fleck, sondern das Bild schneidet sich zusammen. Wenn beispielsweise drei Menschen vor mir stehen, kann es sein, dass ich nur die beiden aussen sehe. Wenn ich dann nach rechts oder links schaue, sehe ich den Mittleren auch. So muss ich mir ein Bild aus verschiedenen Perspektiven ansehen, um zu einem Ergebnis zu kommen.»
Dies gelingt ihr scheinbar ausgezeichnet. Bei den Paralympics 2012 in London holt sie über 100 m Brust die Silbermedaille und im Jahr darauf WM-Gold in der selben Disziplin. Sie hält derzeit den Weltrekord über 100 Meter Brust, und auch auch über 50 und 200 Meter sowie über 50 Meter Schmetterling war keine Sehbehinderte auf der Welt je so schnell wie Krawzow. Sie qualifiziert sich in diesem Jahr sogar für die «normale» Deutsche Meisterschaft – also jene der Nicht-Behinderten. Die 100 m Brust schwamm sie in 1:13,75 Minuten rund eineinhalb Sekunden schneller als die geforderte Norm der Nicht-Behinderten. Nächstes Ziel: Gold für Deutschland bei den Paralympics 2021.
«Mit Geist und Körper im Reinen»
Nun also der nächste Höhepunkt mit dem Cover-Auftritt im «Playboy». Und auch wenn solche Fotos etwas sehr Optisches sind, hat sie sich über die Anfrage gefreut: «Also prinzipiell bin ich ein sehr extrovertierter Mensch und habe kein Problem mit Nacktheit. Die Bilder sind ja immer sehr ästhetisch, und ich finde es toll, Frauen in ihrer ganzen Schönheit zu zeigen. Ich hätte aber nie gedacht, dass ich selber irgendwann dafür infrage käme. Von daher habe ich mich über die Anfrage sehr gefreut. Schönheit bedeutet für mich, wenn man mit sich, mit seinem Geist und Körper im Reinen ist.»
Und das ist Elena, die als «eine der stärksten Frauen der Welt» betitelt wird, ganz augenscheinlich... (nv/red)
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