Im Frühling 2021 träumte Synchronschwimmerin Joelle Peschl noch von Olympia in Tokio. Nun erhebt die 23-Jährige schwere Vorwürfe gegen die Zustände in ihrem Sport. «Ich habe das Gefühl, in dieser Welt bist du kein Mensch», sagt Peschl zu SRF. Inzwischen hat sie dem Spitzensport den Rücken gekehrt: «Ich kann nicht in dieser Welt bleiben, weil ich daran kaputtgehe.»
Offenbar ist Peschl kein Einzelfall. Gemäss einem internen Dokument wird das Schweizer Synchronschwimmen von Chaos, Vetternwirtschaft und überharten Trainingsmethoden geprägt. Es ist von einem «Klima der Angst» die Rede und das Niveau der Richter wird als «katastrophal» eingestuft. Oft sitzen Eltern oder Trainer in der Jury und bevorteilen die eigenen Athletinnen. Peischl erzählt: «Eine Richterin sagte uns einfach; es tut mir leid, ihr wart klar besser. Aber ich musste für die anderen richten. Und dort habe ich als Schwimmerin meine Welt nicht mehr verstanden.»
Co-Sportdirektoren treten zurück
In den Trainings herrscht ein toxisches Klima: Anschreien, Beschimpfen, Drohen, anzügliche Bemerkungen, Essverbote. Hinzu kommen Methoden jenseits der Schmerzgrenze. «Man wird halt runtergedrückt im Spagat. Man weint viel, weil man so Schmerzen hat», berichtet Peschl. «Nicht zuletzt wegen der internen Querelen» hat es Peschl und ihrer Partnerin Vivienne Koch nicht zur Olympia-Quali gereicht.
Die beiden Co-Sportdirektoren von Artistic Swimming, Markus Thöni und Patricia Fahrni, wiesen jegliche Kritik zurück: «Die psychische und physische Gesundheit unserer Athletinnen hat bei uns oberstes Gebot. Übergriffe werden nicht toleriert.» Nach Veröffentlichung des Berichts am Montag geben Thöni und Fahrni dann aber ihren Rücktritt bekannt.
Im Schwimmverband selbst sollen die Missstände schon länger bekannt sein. Seit Mai läuft nun auch eine Untersuchung über die Methoden im Synchronschwimmen. (cmü)