Julia Jefimowa, die «Scharapowa des Schwimmsports»
Weltmeisterin gedopt und am Ende

Ein Dopingvergehen ist für sie wie «zu schnell Autofahren». Jetzt fuhr sie zum zweiten Mal zu schnell. Das wars mit der Karriere für die hübsche Julia.
Publiziert: 24.03.2016 um 16:08 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 17:45 Uhr
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Julia Jefimowa auf dem Weg zu WM-Gold 2015 über 100 m Brust in Kasan.
Foto: Reuters
Patrick Mäder

Julia Jefimowa ist jung, hübsch, im Wasser pfeilschnell, im Heimatland Russland so populär, dass man sie die «Scharapowa des Schwimmsports» nennt. Im August sorgte die 23-Jährige für weltweite Schlagzeilen. Da äusserte sie sich zu ihrer gerade abgelaufenen Sperre wegen Anabolika-Missbrauch. Eine Dopingsperre sei etwa so, wie beim Autofahren. Wenn man zu schnell fährt, muss man bezahlen, danach fährt man weiter.

So leicht und locker wie sie mit dem Thema Doping umgeht, bewegte sie sich danach im Wasser. Julia wurde zum Gesicht der WM im russischen Kasan, wurde Weltmeisterin über 100 m Brust. Diesen Exploit möglich gemacht, hat die Tatsache, dass ihre Sperre nicht wie üblich zwei Jahre dauerte, sondern nur 16 Monate. Rechtzeitig zur WM war sie in bester Form zurück.

Aber sie ist wieder zu schnell unterwegs. Jefimowa wurde kürzlich positiv auf Meldonium getestet. Meldonium? Genau! Das inzwischen weltberühmte Herz-Medikament aus Lettland, das seit Januar auf der internationalen Dopingliste steht und auch Tennis-Ass Maria Scharapowa zu Fall brachte.

Welch Ironie! «Maria Scharapowa des Schwimmsports» bekommt plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Während die Tennis-Spielerin auf schnelle Begnadigung hofft, wird Jefimowa als Wiederholungstäterin wohl lebenslang gesperrt. Es überrascht nicht, dass sie sich als Opfer darstellt. «Ich wurde nicht gewarnt, dass Meldonium seit Januar auf der Liste steht – weder von russischer noch von internationaler Seite. Weder mündlich, noch per E-Mail.»

Das bringt nun wiederum Wladimir Salnikow, den Boss des russischen Schwimm-Verbandes auf die Palme, selbstverständlich seien alle Sportlerinnen und Sportler frühzeitig informiert worden. Es wird vermutet, dass nach Jefimowa nächstens weitere Dopingfälle aus dem russischen Schwimmsport bekannt werden.

Russland und das Doping: Vor den Schwimmern erwischte es schon die Leichtathleten, über die inzwischen ein internationales Startverbot verhängt wurde. Ob sie bei Olympia in Rio teilnehmen können, entscheidet sich im Mai.

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